Die Grazer Oper bietet mit Dmitri Schostakowitschs Operette „Moskau, Tscherjomuschki“ in konzertanter Fassung beste Unterhaltung. Das liegt nicht nur an Stargast Harald Schmidt, sondern auch am spielfreudigen Ensemble und den groß aufspielenden Grazer Philharmonikern unter Mikhail Agrest.
Ein großer Wurf ist Dmitri Schostakowitsch mit „Moskau, Tscherjomuschki“ nicht gelungen. Auch wenn die Musik zwischen Walzerseligkeit, Folklore, russischem Pomp und einer Prise Jazz kaum Operetten-Wünsche der 1950er-Jahre offen lässt, ist die Handlung doch dünn. Nur mit den Mitteln der Parodie konnte man Korruption und soziale Missstände in der Sowjetunion zur Sprache bringen, als Operettensujet hat das aber Schwächen,
Ein Vollprofi mit großen Pointen
Es war also eine gute Entscheidung von Intendant Ulrich Lenz, das Werk konzertant auf die Bühne zu bringen. Eine noch bessere Entscheidung war das Engagement von Late-Night-Legende Harald Schmidt, der nicht nur als Erzähler dem Abend die nötige Portion Ironie abringt, sondern als fieser Hausmeister die verzweifelten Wohnungssuchenden noch genüsslich drangsaliert. Er verleiht der Handlung Würze, treibt das Geschehen hurtig voran und zeigt doch auch eine nette Seite in der liebevollen Vorstellung der einzelnen Charaktere. Hier ist ein Vollprofi am Werk, der selbst kleine Patzer in große Pointen verwandelt – und dann auch noch veritabel singt.
Bei so viel Präsenz haben es die Sängerinnen und Sänger schwer, ihren Platz zu erkämpfen. Das gelingt dem Ensemble aber mit Witz, Temperament und Charme. Ivan Oreščanin und Sofia Vinnik sind ein bezauberndes junges Paar, das die Tragik der erfolglosen Wohnungssuche in einem einzigen Lied ausdrucksstark zusammenfasst. Der gesundheitlich angeschlagene, aber immer noch stimmstarke Nikita Ivasechko und die resolute Katharina Melnikova geben das streitbare Pärchen; das schüchterne wird von Ted Black und Corinna Koller gesungen. Letztere kann aber auch ganz anders, wenn sie die divenhafte Frau des korrupten Hausverwalters (Will Frost) gibt. Und zu all dem kommt noch der bestens disponierte Chor der Mieter zwischen Träumen, Resignation und Bosheit.
Aus dem Vollen schöpfen dürfen die spielfreudigen Grazer Philharmoniker unter Mikhail Agrest. Ob Walzer oder Marsch, Schlager oder Volkslied – hier regiert die ganz große Geste, die ganz bewusst ins Groteske führt.
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Zu sehen ist dieser hoch unterhaltsame Abend noch einmal am 9. Oktober. Für „Krone“-BonusCard-Besitzer gibt es übrigens eine Ermäßigung von 15 Prozent auf die Eintrittskarten. Alle Infos dazu gibt es unter: https://vorteilswelt.krone.at/shop/5373/moskau-tscherjomuschki
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