Bei der Lufthansa spitzt sich der Tarifkonflikt mit den Pilotinnen und Piloten deutlich zu. In einer Urabstimmung hat sich eine sehr große Mehrheit der Mitglieder der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) für einen Streik ausgesprochen. Betroffen wären die Lufthansa-Kerngesellschaft sowie die Frachttochter Lufthansa Cargo. Damit hat die Gewerkschaft nun ein Mandat, „bei Bedarf alle notwendigen Maßnahmen bis hin zu Arbeitskampfmaßnahmen“ einzuleiten.
Ein konkreter Streikzeitpunkt wurde zunächst nicht genannt. Über das weitere Vorgehen soll die Tarifkommission der Gewerkschaft entscheiden. In der Vergangenheit hatte die Lufthansa bei umfassenden Pilotenstreiks nahezu das komplette Programm im betroffenen Zeitraum abgesagt.
Der Abstimmung zufolge unterstützen die Beschäftigten die Tarifkommission der VC mit breiter Mehrheit. Mit dem klaren Votum können nun umfassende Streikmaßnahmen vorbereitet werden, sollte es keine Einigung geben.
Forderung für Konzern „unbezahlbar“
Die VC fordert für die rund 4800 Cockpit-Beschäftigten höhere Arbeitgeberbeiträge zur betrieblichen Altersvorsorge. Denn seit das System 2017 umgestellt wurde von einer Arbeitgebergarantie für die Auszahlung auf eine Garantie der Einzahlungen habe sich das Versorgungsniveau wegen geringer Verzinsung verschlechtert. Die Lufthansa lehnte das als unbezahlbar ab. Die VC hatte die Verhandlungen nach sieben Runden für gescheitert erklärt.
Tausende Jobs auf der Kippe
Der Konflikt fällt in eine Phase, in der der Lufthansa-Konzern seine Kostenstruktur massiv umbaut. Im Zuge von Digitalisierung, Automatisierung und effizienteren Abläufen sollen bis Ende des Jahrzehnts rund 4000 Stellen wegfallen. Gleichzeitig verfolgt die AUA-Muttergesellschaft ehrgeizige Finanzziele: Die bereinigte Umsatzrendite soll ab 2028 bei acht bis zehn Prozent liegen – ein Niveau, das bisher nur selten erreicht wurde.
2024 lag die Marge mit 4,4 Prozent deutlich unter den Werten der Konkurrenz: Die International Airlines Group (IAG) kam auf 13,8 Prozent, Air France-KLM auf 5,1 Prozent. Vor gut einem Jahr startete Lufthansa daher das Sanierungsprogramm „Turnaround“ mit mehr als 700 Maßnahmen, um Kosten zu senken und Erlöse zu steigern.
Wirtschaftsziele in weiter Ferne
Die Fluggesellschaft kämpft weiterhin damit, die Kapazität und Produktivität des Vorkrisenjahres 2019 zu erreichen. Das mittelfristige Renditeziel von acht Prozent liegt noch in weiter Ferne. Nun drohen zusätzliche Belastungen durch mögliche Streiks im Flug- und Frachtverkehr – ein Szenario, das für Lufthansa auch wirtschaftlich schwer wiegen könnte.
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