Kurioses Finanzchaos

Hofreitschule: Was hinter der Chef-Ablöse steckt

Wirtschaft
02.10.2025 11:55

Mitte September wurde Alfred Hudler als Geschäftsführer der Spanischen Hofreitschule entlassen. Die Begründung: Er soll die Finanzabteilung nicht mit der gebotenen Sorgfalt überwacht haben. Das ist insofern kurios, als er selbst für eine Neuaufstellung samt Kassasturz gesorgt hatte. 

Die scheibchenweise Demontage Alfred Hudlers, 66, vollzog sich nicht nur in den Hinterzimmern des zuständigen Landwirtschaftsministeriums, sondern auch unter Beobachtung der Medienöffentlichkeit. Bereits seit Juli wurden vermeintliche Verfehlungen des Hofreitschul-Chefs bei Spesenabrechnungen thematisiert, die der internen Revision spanisch vorgekommen sein sollen. Die Folge: Eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft. Verdacht auf Untreue.

Ab Dezember 2022 in der Hofreitschule: Geschäftsführer Alfred Hudler
Ab Dezember 2022 in der Hofreitschule: Geschäftsführer Alfred Hudler(Bild: Clemes Schmidbauer)

Ein Schnellschuss, denn: Wochen später hielten externe Experten von PwC nach einer umfangreichen Prüfung fest, dass man „keine Hinweise identifiziert“ habe, „die auf systematisch falsche und/oder wesentlich überhöhte Firmenkreditkartenabrechnungen und/oder Spesenabrechnungen schließen ließen“.

Am 16. September teilte der Aufsichtsrat dem Geschäftsführer überraschend dennoch die fristlose Entlassung mit. Nicht wegen der Spesen-Praxis. Die etwas seltsam anmutende Begründung lautet nun: Alfred Hudler habe die Finanzabteilung der Hofreitschule nicht mit der gebotenen Sorgfalt überwacht – vor allem beim Finanzamt seien hohe Rückstände aufgelaufen.

Neuer Finanzchef
Bemerkenswert an dieser Begründung erscheint zunächst, dass Hudler selbst im Zuge der von ihm initiierten Neuaufstellung der Finanzabteilung auf die – mittlerweile beglichenen – Rückstände gestoßen war. Anfang August 2025. Bei einem Kassasturz. Mit seinem neuen Finanzchef und Prokuristen, der am 1. August dieses Jahres seinen Job angetreten hatte.

Alte Rechnungen
Generell scheint es, als würden in der traditionellen Reitschule seit einiger Zeit offene Rechnungen beglichen – allerdings im doppelten Sinne. Geschäftsführer Hudler, seit Dezember 2022 im Amt, hatte dem ehemaligen Finanzchef ab 2023 schrittweise Kompetenzen entzogen. Dabei dürfte sich der eine oder andere auf die Zehen getreten gefühlt haben. Der Traditionsbetrieb hatte wegen überfälligen Rechnungen bei seinen Lieferanten bereits viel Kredit verspielt. Als sich diese immer lauter über Außenstände beschwerten, installierte die Reitschule für den Einkauf eine eigene elektronische Adresse. Die Personalverantwortung wanderte zu einer Kollegin, dann auch die Personalverrechnung. 2024 kam eine Controllerin, um für Entlastung zu sorgen. Eine externe Expertin kümmerte sich um die Neuverhandlung der Lieferantenvereinbarungen, die Beschaffungsprozesse sollten neu geordnet werden. All das sollte die Gläubiger der spanischen Hofreiter beruhigen – intern brodelte es offenbar weiter.

Im Unternehmen selbst dürften aufgrund dieser Veränderungen alte Rechnungen offengeblieben sein, die in den letzten Monaten in aller Öffentlichkeit präsentiert wurden.

„Domizilwechsel“: Krankmeldung aus Südafrika
Am Beginn des Jahres 2025 kündigte der schrittweise entmachtete Finanzchef nach gut 20 Jahren in der Hofreitschule jedenfalls seinen Ausstieg an: Für August war eigentlich eine geordnete Übergabe an den neuen Leiter der Finanzabteilung vereinbart.

Dazu kam es nicht mehr. Ende Juli flatterte eine Krankmeldung des alten Finanzchefs ins Haus. Spannend: Der österreichische Arzt befürwortete einen „Domizilwechsel“.

Und tatsächlich erfolgte ein gründlicher „Domizilwechsel“: Die nächste Krankmeldung kam am 8. August von einem Arzt aus Südafrika. Ende August war der alte Finanzchef dann endgültig aus der Hofreitschule ausgeschieden. 

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