Am Montag wird es für die rund 3000 Beschäftigten des oberösterreichischen Faserherstellers am Standort Lenzing ernst: Am Vormittag tagt der Aufsichtsrat, Thema ist unter anderem ein Sparpaket, das wohl auch das Personal treffen wird. Parallel dazu ruft der Betriebsrat zu einer Protestaktion auf.
Um 9:30 Uhr trifft sich am Montag der zehnköpfige Aufsichtsrat der Lenzing AG – dazu kommen noch fünf durch den Betriebsrat in das Gremium berufene Mitglieder. Der Hersteller von Fasern für verschiedene textile Anwendungen muss sparen. Das könnte, wie berichtet, laut Angestelltenbetriebsrat Stephan Gruber einen regelrechten Kahlschlag in der Belegschaft bedeuten: Noch heuer sollen 200 Stellen gestrichen werden, in den kommenden beiden Jahren durch die Auslagerung von Verwaltungstätigkeiten weitere 300. Vom Unternehmen selbst gab es dazu bisher weder Bestätigung noch Dementi.
Betriebsrat übergibt Forderungen
In Stein gemeißelt ist der Abbau von insgesamt 500 Stellen – das wäre etwa ein Sechstel der gesamten Mitarbeiter am Hauptstandort in Lenzing – aber noch nicht. Der Betriebsrat will die Personalkürzungen noch abfedern und ruft deshalb, parallel zur Aufsichtsratssitzung, zur Protestaktion. Rund 1000 Beschäftigte werden erwartet. Gruber will dem Führungsgremium Forderungen übergeben. Der Betriebsrat verlangt etwa Investitionen in den Standort sowie in die IT, um ein Auslagern von Tätigkeiten ins billigere Ausland zu verhindern. Das Argument von Gruber und seinen Kollegen: Auslagerungen seien schon bei vielen Firmen schiefgegangen.
Nach der Aufsichtsratssitzung wird auch eine offizielle Stellungnahme von Lenzing erwartet. Sie könnte mehr Klarheit darüber bringen, wie viele Mitarbeiter vom Sparprogramm letztlich tatsächlich betroffen sind.
180 Mio. Euro Sparziel
Heuer will der Faserhersteller insgesamt 180 Millionen Euro einsparen. Durch hohe Kosten, einen strauchelnden Textilmarkt und zuletzt den US-Zollstreit ist das Unternehmen in den vergangenen Jahren unter Spardruck geraten. Erst im heurigen ersten Halbjahr gelang, nicht zuletzt durch das interne Effizienzprogramm, eine Rückkehr in die Gewinnzone – der Faserhersteller schrieb bei einem Umsatz von 1,34 Milliarden Euro ein leichtes Plus von 15 Millionen Euro.
Stelzer: „Eine Milliarde zur Belebung der Wirtschaft“
Auf „Krone“-Anfrage meldet sich auch Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) zum kolportierten Personalabbau beim Leitbetrieb Lenzing zu Wort. Oberösterreich verfüge „über bewährte Instrumente – von Qualifizierungsprogrammen bis hin zu Direktvermittlungsaktivitäten – die auch in diesem Fall zum Einsatz kommen können.“
Der Faserhersteller ist nicht das erste heimische Unternehmen, das jüngst mit Gerüchten über die Auslagerung von Tätigkeiten ins billigere Ausland Schlagzeilen machte. Auch Lebensmittelhändler Hofer mit Sitz in Sattledt plant offenbar, wie berichtet, automatisierte Tätigkeiten an günstigere Standorte außerhalb des Landes zu verlegen. Was Oberösterreich dagegen unternimmt? „Was wir als Land tun können, machen wir. Aus dem Investitionsprogramm des Landes Oberösterreich in der Höhe von 1,5 Milliarden Euro ist bereits rund eine Milliarde Euro in die Belebung der heimischen Wirtschaft geflossen“, sagt Stelzer. „Gleichzeitig arbeiten wir als Gesetzgeber und Verwaltung daran, schlanker und effizienter zu werden.“ Dennoch würden „globale Krisen und Verwerfungen“ nicht spurlos an Oberösterreich vorbeigehen.
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