Mit Meloni und Co.

Historischer Durchschlag im Brenner Basistunnel

Tirol
18.09.2025 14:53

Unter dem Brennerpass entsteht bekanntlich die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt für den Güter- und Personenverkehr: der Brenner Basistunnel (BBT). Am Donnerstag erfolgte der Durchschlag im Erkundungsstollen. Somit gibt es erstmals eine unterirdische Tunnelverbindung zwischen Österreich und Italien. Die „Krone“ war bei diesem Großereignis live vor Ort dabei.

Die Idee, einen Scheiteltunnel unter dem Brennerpass hindurch zu errichten, hatte ursprünglich der italienische Ingenieur Giovanni Qualizza im Jahr 1847. Bis zum Bau eines Basistunnels sollten jedoch 160 Jahre vergehen. 

1971 keimte der Gedanke an einen Brennertunnel erneut auf. Nach der Durchführung diverser Machbarkeitsstudien unterzeichneten 2004 Österreich und Italien den Staatsvertrag zum Bau des BBT. Die Bauarbeiten begannen schließlich im Jahr 2008.

Der BBT besteht aus zwei eingleisigen Tunnelröhren sowie einem Erkundungsstollen und wird eine Gesamtlänge von 64 Kilometern aufweisen. Damit entsteht die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt. Sie soll Millionen Tonnen an Gütern von der Straße auf die Schiene verlagern. Die Fertigstellung ist für 2032 geplant. Prognostizierte Gesamtkosten: 10,535 Milliarden Euro.

Giorgia Meloni und Matteo Salvini – etwas versteckt von Südtirols LH Arno Kompatscher – trafen ...
Giorgia Meloni und Matteo Salvini – etwas versteckt von Südtirols LH Arno Kompatscher – trafen um kurz nach 13.30 Uhr ein.(Bild: Johanna Birbaumer)
Österreichs Kanzler Christian Stocker begrüßte Giorgia Meloni.
Österreichs Kanzler Christian Stocker begrüßte Giorgia Meloni.(Bild: Johanna Birbaumer)
Meloni stolzierte – flankiert von politischen Vertretern – ins Festzelt.
Meloni stolzierte – flankiert von politischen Vertretern – ins Festzelt.(Bild: Johanna Birbaumer)
EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas vor dem Festzelt
EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas vor dem Festzelt(Bild: Johanna Birbaumer)
Minister Peter Hanke, Tirols LH Anton Mattle und LR René Zomtobel (von links) trafen gemeinsam ...
Minister Peter Hanke, Tirols LH Anton Mattle und LR René Zomtobel (von links) trafen gemeinsam am Veranstaltungsort ein.(Bild: Jasmin Steiner)

Polit-Aufmarsch bei der Durchschlagsfeier
Ein historischer Meilenstein wurde am heutigen Donnerstag gefeiert: der Durchschlag im Erkundungsstollen unterhalb der Staatsgrenze am Brenner. Damit gibt es zum ersten Mal eine unterirdische Tunnelverbindung zwischen dem Projektgebiet Österreich und Italien.

Es liegt somit auf der Hand, dass sich viele nationale und internationale Politiker diese Durchschlagsfeier nicht entgehen ließen. Und tatsächlich: Vertreter der EU-Kommission und der Staatsspitzen Italiens und Österreichs marschierten neben rund 1000 weiteren Festgästen auf.

Tzitzikostas, Meloni, Salvini, Stocker und viele mehr
Dazu zählten etwa der EU-Kommissar für Verkehr und Tourismus, Apostolos Tzitzikostas, die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni samt ihrem Stellvertreter Matteo Salvini, der österreichische Bundeskanzler Christian Stocker und Verkehrsminister Peter Hanke, Tirols LH Anton Mattle und Südtirols LH Arno Kompatscher sowie viele mehr.

Um kurz vor 15 Uhr schoss der Puls aller Beteiligten nach oben: Tzitzikostas, Meloni, Stocker und die beiden Verkehrsminister drückten gemeinsam auf den Startknopf. In den Baulosen H53 Pfons-Brenner und H61 Mauls 2-3 herrschte gespannte Erwartung. Während die Mineure und Projektteams unter Tage auf den großen Moment warteten, konnten die Festgäste im in der Ortschaft Brenner aufgebauten Festzelt das Geschehen live mitverfolgen. Es dauerte einige Minuten, bis der Durchschlag tatsächlich erfolgte. Um 14.53 Uhr war es dann so weit!

Die Cremé de la Cremé der politischen Vertreter beim Drücken des Buttons
Die Cremé de la Cremé der politischen Vertreter beim Drücken des Buttons(Bild: Johanna Birbaumer)
Um 14.53 Uhr war es soweit: Der Durchbruch erfolgte!
Um 14.53 Uhr war es soweit: Der Durchbruch erfolgte!(Bild: Johanna Birbaumer)
Bauarbeiter auf der italienischen Seite freuten sich.
Bauarbeiter auf der italienischen Seite freuten sich.(Bild: Johanna Birbaumer)
Die Freude war auch bei den Mitarbeitenden auf der österreichischen Seite groß.
Die Freude war auch bei den Mitarbeitenden auf der österreichischen Seite groß.(Bild: Johanna Birbaumer)

Die Teams umarmten sich, tosender Applaus folgte 
Unter großem Jubel durchbrachen die Mineure mit einem Meiselbagger die Tunnelwand, in einer Tiefe von rund 1400 Metern unterhalb der italienisch-österreichischen Staatsgrenze am Brennerpass. Die Teams gingen aufeinander zu, begrüßten und umarmten einander vor Freude. Die Festgäste feierten diesen Moment mit tosendem Applaus. Ein einmaliger Moment, der die Teamarbeit, Technik und internationale Zusammenarbeit auf eindrucksvolle Weise sichtbar machte.

„Eine Ehre, dabei sein zu dürfen“
„Für mich ist es eine große Ehre, heute hier dabei sein zu dürfen“, eröffnete Meloni ihre Rede. Österreich und Italien seien aufgrund ihrer Geschichte bereits vereint, auf internationaler Ebene gehen sie oftmals gemeinsam vor. Nun seien die beiden Länder auch im Zuge dieses Jahrhundert-Projektes miteinander verbunden. „Es ist ein historischer Moment für ganz Europa. Der Brenner Basistunnel stellt den Knotenpunkt dar und ist ein wichtiger Mosaikstein des gesamten Netzwerkes, damit beispielsweise Finnland mit Malta verbunden werden kann“, schilderte Meloni. Eine wichtige Straßenverbindung in Italien, die A22, werde durch den BBT entlastet. „Die Wirtschaft, die Umwelt, die Bevölkerungen und viele mehr profitieren davon“, ist die Ministerpräsidentin überzeugt.

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bei ihrer Rede
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bei ihrer Rede(Bild: Johanna Birbaumer)
Österreichs Bundeskanzler Christian Stocker sprach zu den Festgästen.
Österreichs Bundeskanzler Christian Stocker sprach zu den Festgästen.(Bild: Johanna Birbaumer)
Rund 1000 Ehrengäste waren geladen.
Rund 1000 Ehrengäste waren geladen.(Bild: Johanna Birbaumer)
Auf sie wartete ein Buffet mit österreichischen und italienischen Köstlichkeiten.
Auf sie wartete ein Buffet mit österreichischen und italienischen Köstlichkeiten.(Bild: Jasmin Steiner)
Sogar ein kleines Orchester spielte auf.
Sogar ein kleines Orchester spielte auf.(Bild: Jasmin Steiner)

„Der Tunnel ist das Herzstück der Lösung“
Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) sprach von einem „historischen Moment“. Der Durchschlag sei ein „Symbol von Zusammenarbeit“. „Das zeigt, dass Europa Zukunft gestalten kann“, sagte er. Der Brenner Basistunnel sei ein neuer Weg durch die Alpen. „Infrastruktur-Projekte wie diese sind zentral für unseren Markt. Kurz gesagt: Ohne Handelswege finden die besten Produkte nicht zum Kunden. Der Brenner Basistunnel ist so ein Weg.“ Und weiter: „Der Tunnel alleine wird die Transitprobleme nicht lösen. Der Brenner ist Brennpunkt für viele Transitfragen. Die Belastungen für die Tiroler Bevölkerung ist enorm. Der freie Warenverkehr ist uns wichtig, aber wir wollen auf die Menschen nicht vergessen.“ Er sprach vom „Herzstück“ der Lösung für den Bahnverkehr.

„Wir sprechen hier von einem sehr ambitionierten Projekt mit Hürden, technischen Herausforderungen, geopolitischen Problemen und vielem mehr. Alles wurde gemeistert“, freute sich EU-Kommissar Tzitzikostas. Er sprach von einem „wichtigen Teil des europäischen Verkehrssystems“. Und: „Dieser Korridor verbessert auch die Zugänglichkeit zu den Häfen und das hat große Auswirkungen auf Europa.“ Die Fahrt zwischen München und Verona werde sich „um Stunden“ verkürzen, nach Rom werde es nur noch fünf Stunden dauern, nach Mailand sogar nur noch drei. „Das ist wirklich das Europa, das arbeitet und Lösungen findet“, betonte er. „Ich bin stolz, sagen zu können, dass sich die EU damals entschieden hat, dieses Projekt mitzufinanzieren.“

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Das, was wir heute feiern, ist der wahre ,Green Deal‘.

Italiens stellvertretender Ministerpräsident Matteo Salvini

„Es ist ein Tag der Ja-Worte“
In den Augen von Matteo Salvini, stellvertretender Ministerpräsident von Italien, triumphierten Europa, Österreich und Italien. „Sie möchten bauen, sie möchten sich annähern. Wir drücken nicht nur den Willen aus, dass wir aneinander rücken, sondern wir entfernen uns von den Schreckgespenstern, die nichts realisieren möchten.“ Es sei ein „Tag der Ja-Worte“. Und er ergänzte: „Das, was wir heute feiern, ist der wahre ,Green Deal‘ – ja sogar der einzige ,Green Deal‘. Es ist der Abbau von Grenzen.“

Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) hob unter anderem „die Meisterleistung der Ingenieure“ hervor. „Wir Österreicher haben die Italiener immer schon geschätzt. Den Espresso künftig aber dann binnen weniger Minuten in Italien genießen zu können, ist natürlich hervorragend. Ich bin stolz und es wird unseren Mut benötigen, dieses Projekt zu finalisieren“, sagte er.

„Heute ist ein großartiger Feiertag“
„Für uns Tiroler ist der heutige Tag ein großartiger Feiertag. Weil unter unseren Füßen in diesen Tagen der längste Eisenbahntunnel der Welt realisiert wird“, betonte Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP). Die Menschen würden sich „näher stehen“. „Das ist ein Teil eines europäischen Friedensprojektes, das ich in den Fokus stellen möchte“, sagte er und ergänzte: „Außerdem ist künftig, sobald das Projekt abgeschlossen sein wird, die Zeitersparnis positiv hervorzuheben sowie die Tatsache, dass die Frachten von einer Million Lkw übernommen werden.“

Auch Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher nahm am Runden Tisch teil. „Die Grenze, die uns getrennt hat, wird durch dieses Projekt überwunden. Es werden auch die Landesteile und ganz Europa wieder zusammenrücken“, sagte er.

„Er ist ein Symbol der europäischen Idee“
„Heute wächst Europa durch Italien und Österreich enger zusammen“, erklärten die beiden Vorstandsmitglieder der BBT SE, Gilberto Cardola und Martin Gradnitzer. „Der Brenner Basistunnel ist mehr als ein Bauwerk – er ist ein Symbol der europäischen Idee, getragen von Entschlossenheit und jahrelanger intensiver Zusammenarbeit.“ Die vergangenen Jahre seien herausfordernd gewesen, doch als Vorstandsteam habe man diesen Meilenstein möglich gemacht. „Unser tief empfundener Dank gilt den Mineuren und allen Projektbeteiligten, die mit großem Einsatz und Können diesen Fortschritt erst ermöglicht haben“, betonte er.

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