Der österreichische Immobiliensektor steht an einem Kipppunkt. Eine Analyse bereits vorliegender Jahresabschlüsse für 2024 zeichnet ein alarmierendes Bild.
Bis Ende September 2025 müssen die Immobiliengesellschaften ihre Jahresabschlüsse für das Wirtschaftsjahr 2024 vorlegen. Finanzinsider Gerald Zmuegg hat die bisher vorliegenden Daten einer Analyse unterzogen. Rund 200 bereits geprüfte Abschlüsse zeigen ein alarmierendes Bild: Die Branche steht unter massivem Druck, viele Unternehmen kämpfen ums Überleben.
Alarmsignale in den Bilanzen
Zmueggs Auswertungen offenbaren gleich mehrere Brennpunkte:
Die Strategie der Kreditinstitute ist dabei klar erkennbar: kurze Verlängerungen von sechs bis zwölf Monaten, stets gegen höhere Sicherheiten oder persönliche Haftungen. Bei rund 30 Prozent der Fälle konnten Fristverlängerungen durch neues Eigenkapital von Investoren erreicht werden.
Banken und Aufsicht verschärfen den Druck
Mit der Vorlage der Jahresabschlüsse müssen Banken die Bonität ihrer Kunden neu bewerten – und zwar gruppenübergreifend, inklusive Finanzierungen bei anderen Instituten. Durch Verluste und Abwertungen von Liegenschaften verschlechtert sich die Eigenkapitalquote fast überall.
Zugleich ziehen sich viele Banken komplett aus der Neufinanzierung zurück. Grund: Die bestehenden Kreditlinien bleiben blockiert, da Verkäufe fehlen und Tilgungen ausbleiben. Dazu kommt verstärkter Druck der europäischen Bankenaufsicht auf die FMA, strenger durchzugreifen.
Finanzexperte Zmuegg bringt es auf den Punkt: „Die Kombination aus zu kurzen Kreditlaufzeiten, mangelndem Eigenkapital und rapide gestiegenen Zinsen ist tödlich. Wirtschaftlich sinnvolle Lösungen sind unter den derzeitigen Rahmenbedingungen kaum möglich.“ Seine Einschätzung: Rund 20 Immobilienunternehmen werden zwischen dem vierten Quartal 2025 und dem ersten Quartal 2026 wohl in die Insolvenz schlittern.
Ein Luftschloss am Wörthersee
Mittlerweile erreicht die Krise auch die Toplagen am Wörthersee. Ein exemplarischer Fall betrifft die JC Four Project GmbH & Co KG mit Sitz in Tirol, über die auf Antrag der Raiffeisenbank Wels der Konkurs eröffnet wurde. Das Kreditinstitut hatte 2022 den Ankauf einer Liegenschaft in Velden finanziert. Nachdem der geplante Weiterverkauf des Seegrundstückes gescheitert war, hat die Bank den Kredit nicht mehr verlängert. Auch hier zeigt sich: zu kurze Kreditlaufzeit, zu geringes Eigenkapital, fehlende Flexibilität. Die Zinsen der Bank werden vom Masseverwalter bestritten.
Die kommenden Monate könnten für den Immobiliensektor entscheidend werden. Notverkäufe, erzwungene Sanierungen und Insolvenzen dürften das Bild bestimmen. Für viele Marktteilnehmer ist es bereits zu spät. „Wir stehen am Beginn eines Blutbads“, warnt Finanzinsider Zmuegg. „Wer keine starken Investoren im Hintergrund hat, wird diese Krise nicht überleben.“
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