Die Einlagensicherung wurde nach der Pleite der Commerzialbank Mattersburg von mehreren Menschen um Hunderttausende Euro betrogen. Heißt es zumindest rein rechtlich. Eine Pensionistin (79), die jahrelang Geld gespart hat, zahlt nun drauf, obwohl sie das Wort „Einlagensicherung“ nicht einmal kannte.
In der Nacht auf 16. Juli 2020 hatten nach der Zwangsschließung der Commerzialbank Mattersburg Hunderte Einleger Tausende Euro verloren – nicht zuletzt, weil es die Einlagensicherung gibt: Alles, was auf einem Konto den Betrag von 100.000 Euro übersteigt, ist weg.
Verzweifelt wandte sich eine Pensionistin (79), die ihr Leben lang gespart hatte, an ihren ehemaligen Bankberater. Der schlug vor, dass sie ihm die verbliebenen neun Losungswort-Sparbücher aushändigen möge – er werde sein Bestes versuchen. Gewagt, getan!
Der 62-Jährige übergab die Sparbücher an einen Vertrauten (55), der acht Bekannte losschickte, darunter seine Lebensgefährtin (57), um in Summe 130.000 Euro abzuheben. Das Geld wurde dann beim Bankberater abgegeben. Die überwiegende Mehrheit ging dann natürlich an die 79-Jährige, der Drahtzieher soll eine stattliche Provision von 30.500 Euro einbehalten haben.
Ich habe mein Leben lang gespart und bin immer davon ausgegangen, dass mein Geld mir gehört. Ich kann das alles bis heute nicht verstehen.
Die 79-Jährige beim Prozess im April 2025
Pensionistin gibt Geld zurück und muss blechen
Am 24. April wurde der Erstangeklagte wegen schweren Betrugs zu 19 Monaten bedingter Haft verurteilt. Die Dame hat die 99.500 Euro bereitwillig an die Einlagensicherung weitergeleitet. Sie kam ebenso mit einer Diversion durch Zahlung einer Geldbuße davon wie sieben der „Boten“. Übrig blieb also das Pärchen, mit dem sich der Schöffensenat am Montag auseinanderzusetzen hatte.
Zwei bedingte Haftstrafe und 18.400 Euro Geldbuße
Die Frau war mit drei Sparbüchern bei der Einlagensicherung vorstellig geworden und hatte drei Bekannte angeworben, es ihr gleichzutun. Dafür wurde sie zu fünf Monaten Haft verurteilt. Der Mann fasste 15 Monate aus, beide Strafen werden bedingt nachgesehen. Sie muss 3400 Euro an den Staat zahlen, er 15.000. Ob und wie viel in den insgesamt neun Fällen an Provision für das Einlösen der Sparbücher geflossen ist, konnte nicht nachvollzogen werden. Alle gaben an, es gratis getan zu haben.
Die größte Verliererin in dieser Causa bleibt freilich die Pensionistin, die im April in Eisenstadt glaubwürdig angegeben hatte, das Wort Einlagensicherung nicht zu kennen: 130.000 Euro weg, Geldbuße obendrauf – vom Ersparten sind deutlich weniger als 100.000 Euro geblieben.
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