Eistee, Schinken & Co.

Neuer Preisschock durch „Österreich-Aufschlag“

Tirol
28.08.2025 14:00

Ein Vergleich mit Produkten in Bayern zeigt, dass Österreicher bei oftmals auch heimischen Lebensmitteln tiefer in die Geldtasche greifen müssen, als im Nachbarland. Die Arbeiterkammer Tirol (AK) führte einen Preis-Check durch, mit teils erschreckenden Unterschieden und einem „Österreich-Aufschlag“.

Wie berichtet, sind Lebensmittel in heimischen Supermärkten bis zu 117 Prozent teurer als in Bayern. Doch eine weitere Datenerhebung zeigt: Selbst heimische Produkte sind im Freistaat deutlich billiger als bei uns. Gösser Naturradler kostet bei REWE im deutschen Mittenwald 0,99 Euro, bei einem Billa in Innsbruck bezahlt man dafür 1,59 Euro. Diese und weitere gravierende Preisunterschiede machte ein Preis-Check der Tiroler AK deutlich.

Nach Angaben der AK erklärte der Handel die höheren Preise von Lebensmitteln in Österreich im Gegensatz zu Deutschland mit höheren Lohnkosten, einer größeren Filialdichte und höheren Transportkosten aufgrund der alpinen Strukturen. Die Untersuchung zeigte jedoch, dass auch in Österreich hergestellte Produkte im angrenzenden Bayern billiger verkauft werden, als in Österreich selbst.

Unter die Lupe genommen hat sich die AK Tirol dabei den REWE-Konzern. In Österreich etwa Billa und Billa Plus, in Deutschland REWE-Geschäfte. Das Ergebnis ist ernüchternd: Von elf ident angebotenen Produkten sind zehn in Deutschland billiger, eines gleich teuer.

Beim Blick auf die Rechnung staunt man oft nicht schlecht. Vergleicht man die Preise mit ...
Beim Blick auf die Rechnung staunt man oft nicht schlecht. Vergleicht man die Preise mit Deutschland, staunt man oft noch mehr.(Bild: APA/HANS KLAUS TECHT)

Lebensmittel im Vergleich

  • Literflasche Almdudler: in Deutschland 1,59 Euro, in Österreich 1,99 Euro
  • Manner Neapolitaner 400 g Packung: in Deutschland 3,79 Euro, in Österreich 3,99 Euro 
  • Pfanner Eistee Pfirsich 2 l Packung: in Deutschland 1,99 Euro, in Österreich 2,49 Euro
  • Red Bull Energy Drink 250 ml Dose: in Deutschland 1,39 Euro, in Österreich 1,59 Euro
  • Vöslauer Zitrone 1 l Flasche: in Deutschland 0,89 Euro, in Österreich 1,25 Euro
  • Rauch Eistee Pfirsich 1,5 l: in Deutschland 1,79 Euro, in Österreich 1,99 Euro
  • Rauch Happy Day Mango 1 l: in Deutschland 2,96 Euro, in Österreich 2,99 Euro
  • Handl Kaminwurzerl bzw. Chiliwurzerl je 100 g Pkg: in Deutschland 2,69 Euro, in Österreich 3,29 Euro
  • Die Ausnahme: 450 g Glas Darbo Rosenmarillen: in Deutschland und in Österreich 3,69 Euro

Dass der deutsche Handel Lebensmittel bzw. Getränke billiger anbietet, als es hierzulande der Fall ist, sei bekannt, so die AK Tirol. Die Argumente seien zudem auch immer dieselben. Bedingt werde dies nicht in erster Linie durch Lohnkosten, Filialdichte oder schwierige Transportwege, sondern durch die „große Intransparenz in der heimischen Lebensmittelbranche“ aufgrund der marktbeherrschenden Stellung vier großer Konzerne: Das sind Spar, REWE (u.a. Billa, Billa Plus, Penny, ADEG, BIPA), Hofer und Lidl, die sich mittlerweile über 90 Prozent des Marktes in Österreich aufteilen. Diese Dominanz würde intransparente und vielfach auch idente Preise bei Produkten befördern.

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Es braucht auch in Österreich ein detailliertes Monitoring, bei dem Daten von Erzeugerpreisen bis hin zu Bruttomargen gesammelt werden, wie in Frankreich.

Erwin Zangerl, Tiroler AK-Präsident

Maßnahmen gefordert und Verwunderung
Für Tirols AK-Präsident Erwin Zangerl sorgen die unterschiedlichen Preise für Verwunderung: „Die Transportkosten oder das laut Handel in Österreich zu hohe Lohnniveau werden wohl nicht der Grund für die niedrigeren Preise in Deutschland sein.“

Er stellt zudem klare Forderungen auf, um Preise für Konsumenten transparent darzustellen: „Es braucht auch in Österreich ein detailliertes Monitoring, bei dem Daten von Erzeugerpreisen bis hin zu Bruttomargen gesammelt werden, wie in Frankreich. In einem gesättigten Markt wie Österreich, wo tausende Produzenten nur vier Händlern gegenüberstehen, brauchen wir endlich Transparenz, wie die Umsatzsteigerungen und Gewinne der Lebensmittelkonzerne entstehen.“

Sofern es mehr Einblick und Kontrolle dafür geben würde, so Zangerl, würde es auch keine Diskussionen über Eingriffe benötigen. Auch müsse es rechtlich bindende Hinweise auf Produkte geben, deren Packungsinhalt geschrumpft ist, bei gleichem Preis. 

Weitere teils enorme Unterschiede
Auch bei Eigenmarken der führenden Diskonter Hofer bzw. Aldi Süd sowie Lidl Österreich und Lidl Deutschland gibt es teils kräftige Preisunterschiede. So ist etwa der Weizentoast (500 g Beutel) der Marke Grafschafter bei Lidl Deutschland (D) um 0,69 Euro zu kaufen, während er in Tirol 0,99 Euro kostet. Dasselbe gilt für den Grafschafter Toast American Style: 1,09 Euro bei Lidl D, 1,89 Euro bei Lidl Österreich (Ö).

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Denn in Österreich zahlen die Konsumenten drauf, auch wenn die Produkte – wie es der Handel gern verbreitet – aus dem „Lohnniedrigland“ Deutschland kommen.

Erwin Zangerl, Tirols AK-Präsident

Wir bezahlen „Österreich-Aufschlag“
„Bei den Produzenten der Eigenmarken handelt es sich nicht um internationale Konzerne, die in ihrem Portfolio eine Vielzahl an Produkten halten und die Aufschläge diktieren, es sind hier Unternehmen und Produzenten aus Deutschland, Österreich oder Italien, die für die Diskonter Eigenmarken herstellen“, so Zangerl. Pasta für Lidl stamme aus Italien, hat nach Deutschland also weitere Transportwege als nach Österreich, trotzdem gibt es auch hier einen „Österreich-Aufschlag“. Auch bei den Eigenmarken der Diskonter zeigt sich, wie wichtig Transparenz und das Nachvollziehen der Wertschöpfungskette sei. „Denn in Österreich zahlen die Konsumenten drauf, auch wenn die Produkte – wie es der Handel gern verbreitet – aus dem ,Lohnniedrigland‘ Deutschland kommen“, so Zangerl abschließend.

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