Prävention wirkt

Suizidraten gesunken: vor allem in reichen Ländern

Ausland
19.08.2025 09:47

Um knapp 30 Prozent sind einer Auswertung zufolge die Suizidraten von 1990 bis 2021 im Schnitt in 102 Ländern gesunken. In einkommensstarken Ländern war der Rückgang der Suizidraten sogar etwas höher, wie das Forschungsteam im Fachjournal „Nature Mental Health“ schreibt.

Die Werte für Länder auf fünf Kontinenten wurden auf Basis der Datenbank der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gebildet. Ausgewertet hat die Daten ein internationales Team um Soeun Kim und Selin Woo vom Kyung Hee University College of Medicine in Seoul. In den 102 Ländern sank die Suizidrate demnach im Schnitt um 29,9 Prozent von 10,33 Fällen pro 100.000 Einwohner im Jahr 1990 auf 7,24 im Jahr 2021.

Als Gründe für den Rückgang der Suizidraten in Europa nennt das Team etwa die Förderung einer verantwortungsvollen Medienberichterstattung und die Stärkung sozial-emotionaler Kompetenzen bei Jugendlichen.

Medizinische Versorgung wird besser
Holger Leerhoff vom Amt für Statistik Berlin-Brandenburg verweist unter anderem auf einen verbesserten Zugang zu psychiatrischer und psychosozialer Versorgung, die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen und Präventionsprogramme. Diese Faktoren hätten in vielen Regionen positive Effekte gezeigt, sagte Leerhoff, der nicht an der Studie beteiligt war.

Anfangs höhere Suizidrate in reichen Ländern
54 Länder der Auswertung gelten als einkommensstark. Hier gab es 1990 eine vergleichsweise hohe Suizidrate mit 12,68 Fällen pro 100.000 Einwohner, sie sank im weiteren Verlauf allerdings beträchtlich. Im Coronajahr 2021 wurden nur noch 8,61 Fälle registriert – 32,1 Prozent weniger. In Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen sank der Wert von 7,88 auf 5,73 im gleichen Zeitraum. Das ist ein Rückgang von 27,3 Prozent. Es kann allerdings unterschiedliche Definitionen von Suizid in den Ländern geben, was die Statistiken verzerren könne, erläutern die Forscher.

Schnelle Urbanisierung erhöht Suizidrate
Gleiches gilt für die gesellschaftliche Einstellung, diese zu melden. Stigmatisierung, religiöse Verbote und Kriminalisierung könnten gerade in Ländern mit vergleichsweise niedrigen bis mittleren Einkommen dazu führen, dass die Werte zu niedrig ausfallen, heißt es in der Studie. Zugleich aber steigen in diesen Ländern mit wachsendem Entwicklungsstand die Suizidraten. Die Forscher weisen auf Analysen hin, dass dies unter anderem auf die schnelle Urbanisierung zurückzuführen sei.

Prognose: Rate könnte weiter sinken
Das Forschungsteam wagte eine Prognose der künftigen Suizidrate für die 102 Länder: Den Berechnungen zufolge könnte diese weiter langsam auf bis zu 6,49 Fälle je 100.000 Einwohner bis zum Jahr 2050 sinken. Aber die Wissenschafter stellen in ihrer Studie heraus, dass es in bestimmten Ländern und innerhalb bestimmter Gruppen weiterhin eher Suizidtote geben könne. „Diese Ergebnisse legen daher nahe, dass wirksamere Strategien und Maßnahmen zur Senkung der Suizidsterblichkeit notwendig sind“ – und zwar als kollektive weltweite Anstrengung.

Professionelle Hilfe suchen
Aber diese festgestellte langfristig positive Entwicklung dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, „dass die Zahlen weiterhin zu hoch sind“, betonte Sander. „Pro Jahr sterben mehr als 700.000 Menschen weltweit an Suizid. Die allermeisten Suizidversuche würden im Rahmen von vorübergehenden oder behandelbaren Krisensituationen stattfinden. „Wenn Sie an Suizidgedanken leiden, kann Ihnen professionell geholfen werden“, sagte Sander. Mache man sich diesbezüglich Sorgen um einen Menschen, „ist es hilfreich diese Person konkret auf mögliche Suizidgedanken anzusprechen und bei der Inanspruchnahme professioneller Hilfsangebote zu unterstützen“, betonte Sander.

Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinden oder von Suizidgedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge unter der Telefonnummer 142. Weitere Krisentelefone und Notrufnummern finden Sie HIER.

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