Spitze des Eisbergs

Benkos Signa Prime war ab 2014 in den roten Zahlen

Wirtschaft
05.08.2025 14:16

Die Signa Prime Selection AG, in der René Benkos bankrotter Konzern die Innenstadt-Immobilien geparkt hatte, machte bereits in den zehn Jahren vor der Pleite operative Verluste. Gewinne waren nur durch Umgründungen und Aufwertungen möglich.

Wenn es eines Beleges dafür bedurfte, dass René Benkos Signa-Konstrukt nicht mehr als ein Kartenhaus war, dann liegt er der „Krone“ vor: Eine Klage des Masseverwalters der Signa Prime Selection AG gegen eine Benko-Stiftung, in der in besonders scharfen Worten mit dem „System Benko“ abgerechnet wird.

Tenor: Nach außen hin habe der Signa-Gründer die Signa Prime über Jahre als hochprofitable Konzerngesellschaft mit milliardenschwerem Immobilienbesitz in europäischen Innenstadtlagen dargestellt; tatsächlich habe es sich dabei jedoch nur um die glänzende Spitze eines gehandelt – unterhalb der Oberfläche hätte die heutige Pleite-Gesellschaft operativ bereits seit 2014 rote Zahlen geschrieben.

Signa-Gründer René Benko
Signa-Gründer René Benko(Bild: Krone KREATIV/Christof Birbaumer, stock.adobe.com)

„Jedes Jahr negativ“
Wörtlich heißt es zu Signa Prime: Es sei „darauf hinzuweisen, dass das operative Ergebnis, welches ,Aufwertungsgewinne‘ außer Acht lässt, schon seit 2014 jedes Jahr negativ war. Sowohl das sogenannte ,working capital‘ als auch der ,free cash flow‘ waren durchwegs negativ. Die buchmäßigen ,Aufwertungsgewinne‘ entstammten wiederum wirtschaftlich nicht nachvollziehbaren Umgründungsvorgängen und/oder Transaktionen, die sich nur mit dem Ziel, Aufwertungen zu erzielen, erklären lassen.“

Die Infografik zeigt die wichtigsten Stationen im Leben von Rene Benko seit 1977. Sie beginnt mit seiner Kindheit in Innsbruck, dem Einstieg in die Immobilienbranche ab 1995 und dem schnellen Wachstum seiner Firma Signa ab 2007. 2012 steht Benko wegen Korruption vor Gericht. Ab 2018 investiert er in Medien und pflegt politische Kontakte. 2021 berichten Medien über finanzielle Probleme. 2022 und 2023 kommt es zu Ermittlungen und Insolvenz. Im Januar 2025 wird Benko festgenommen, seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Im Juli 2025 folgt die Anklage. Quelle: APA.

„Loch-auf-Loch-zu-Politik“
„Das gesamte Geschäftsmodell war somit von derartigen Aufwertungsgewinnen abhängig“, zu denen Immobilienbewertungsgutachten beigetragen hätten, die nicht ordnungsgemäß erstellt worden seien. Der Signa Prime „mag es zwar gelungen sein, in den Jahren 2022 und vereinzelt auch noch 2023 Geld- oder Kreditmittel von Dritten zu erhalten; dabei handelte es sich jedoch nur mehr um eine ,Loch-auf-Loch-zu-Politik‘ zum Stopfen von Liquiditätslöchern.“

Das sind Zitate aus einer Klage, die der Signa-Prime-Insolvenzverwalter gegen die Ingbe Stiftung der Benkos angestrengt hat. In der Ingbe, benannt nach Mutter Ingeborg Benko, vermuten der Masseverwalter und Heerscharen von Anwälten einen Vermögensbunker der Benkos, der nun im Zuge der Aufarbeitung der Milliardenpleite geknackt werden soll. Auch mithilfe von Kriminalisten, die wegen des Verdachts der strafbaren Begünstigung dieser Stiftung im Vorfeld des großen Crashs ermitteln.

„Marionette ihres Sohnes“
Der heutige U-Häftling Benko soll nicht nur die Familie Benko Privatstiftung und die Laura Privatstiftung fest im Griff gehabt haben, sondern eben auch die Ingbe, die laut Klage „mit einer Briefkastenadresse bei einem Beratungsunternehmen“ in einem „6000-Seelen-Ort“ in Liechtenstein ansässig sei und „offenkundig von wechselnden Vermögensverwaltern formell verwaltet“ werde. Tatsächlich habe Finanzjongleur Benko „auch faktisch die Entscheidungen der Ingbe getroffen. Ingeborg Benko wurde als Stifterin bloß vorgeschoben, sie war und ist eine Marionette ihres Sohnes René Benko.“

„Zirkel an nächsten Angehörigen“
Benko soll nicht nur „enge Vertrauten“ wie etwa Alfred Gusenbauer, Susanne Riess Hahn oder Karl Stoss in den Beirat der Signa-Dachgesellschaft geholt haben. In der Klage heißt es: „Es zeigt sich somit, dass René Benko die Ingbe, wie auch die Laura Privatstiftung und die Familie Benko Privatstiftung, gezielt mit einem kleinen Zirkel an nächsten Angehörigen und Vertrauten besetzte, die er stets kontrollierte.“

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt