Anflugrouten-Streit

Sperre des Salzburg Airport ist “totaler Quatsch”

Österreich
03.12.2013 15:04
Im seit Jahren schwelenden Streit um die Anflugrouten zum Salzburger Airport hat sich die deutsche Seite am Dienstag um Deeskalation bemüht. Wie Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) in der bayrischen Grenzstadt Freilassing erklärte, sei der Vorwurf, Deutschland wolle den Flughafen de facto sperren, "völliger Quatsch".

Die österreichische Seite habe immer wieder versprochen dafür zu sorgen, dass mehr Flugzeuge den Flughafen von Süden her und weniger von Norden über Bayern anfliegen, sagte Ramsauer. Dieses Versprechen sei aber nie gehalten worden. "In den vergangenen Jahren wurden 90 Prozent der Flüge von Norden und nur zehn Prozent von Süden gezählt. Heuer hat sich dieses Verhältnis sogar noch verschärft, jetzt stehen wir bei 93 Prozent der Flugbewegungen über unsere Gemeinden."

"Man soll sich nicht auf konkrete Zahlen versteifen, aber ein Verhältnis von 70:30, also etwa zwei Drittel der Flüge über deutsches und ein Drittel über österreichisches Gebiet, wäre für Deutschland eine spürbare Entlastung", erklärte Ramsauer und ergänzte, dass es dabei um einen Jahresschnitt gehe. "An manchen Tagen ist ein Südanflug witterungsbedingt unmöglich. Aber an einem Tag wie heute braucht kein einziges Flugzeug von Norden her landen."

Salzburger Flughafen "enorm wichtig"
"Seit Jahren predige ich gebetsmühlenartig, dass der Salzburger Flughafen für die bayerische Grenzregion enorm wichtig ist. Daran ist nicht zu rütteln", betonte der deutsche Verkehrsminister. Er selbst sei über Salzburg hierher geflogen, sagte Ramsauer und ergänzte: "Auch dass ich Salzburg schaden will, um Vorteile für den Flughafen München herauszuholen, ist Humbug, eine völlig falsche Behauptung wider besseren Wissens."

Ramsauer argumentierte zudem, dass über die angekündigte Durchführungsverordnung seit 2009 mit Österreich intensiv verhandelt werde. "Aus heiterem Himmel kommt da gar nix, ich bin mit allen Beteiligten oft an einem Tisch gesessen. Uns geht es um eine spürbare Entlastung der bayrischen Flughafenanrainer."

Piloten und Gemeindechefs reagierten kaum
Diese heiß diskutierte Durchführungsverordnung könne in Details auch noch geändert werden. "Im Mai 2012 hat Deutschland die neuen, südlichen Flugrouten im österreichischen Flughandbuch veröffentlicht", sagte Ramsauer. Aber die Piloten hätten dieses Angebot kaum angenommen und seien seitens des Flughafens dazu auch nicht nachdrücklich aufgefordert worden. "Im Februar 2013 haben mir die Bürgermeister aus Gemeinden wie Hallein, Anif, Grödig und Bergheim versprochen, sich darum zu kümmern. Passiert ist null Komma null."

Er, Ramsauer, weise darauf hin, dass es in Bayern wesentlich schärfere Forderungen gebe. "Der Lärmschutzverband etwa will die Kündigung des Staatsvertrages. Das ist natürlich der falsche Weg, daran ist nicht zu denken. Auch in Sachen Autobahnteilstück bei Kufstein sowie deutsche Autobahnmaut für Ausländer kann ich beruhigen, diese beiden Angelegenheiten haben mit dem Flughafen absolut nichts zu tun und werden gesondert betrachtet."

Sicherheit hat oberste Priorität
Gerold Reichle, Abteilungsleiter für Luft- und Raumfahrt im Berliner Verkehrsministerium, ergänzte, die Durchführungsverordnung sei kompliziert und langwierig. Der Flughafen müsse innerhalb der Betriebszeiten jederzeit anfliegbar bleiben, und die Sicherheit habe oberste Priorität. Der Anflug von Süden soll nur dann vorgeschrieben sein, wenn es das Wetter zulässt. Regen, Wind, Schneefall, tiefhängende Wolken oder Nebel würden einen Südanflug ausschließen. "Ausgenommen von der Vorschreibung sind zudem Flugzeuge, die nicht über die nötigen Instrumente verfügen, beziehungsweise Piloten, die dafür nicht ausgebildet sind. Und natürlich Ambulanzflüge und Notfälle jeder Art."

Schaden: "Umsetzung braucht Zeit"
Der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden, der am Montag noch von "wirtschaftlichem Totalschaden" gesprochen hatte, zeigte sich am Dienstag sichtlich erleichtert. "Es ist wichtig, dass die deutsche Politik die regionalpolitische Bedeutung des Salzburg Airport außer Streit stellt. Es darf keine Maßnahmen geben, die diese hochwertige Infrastruktur gefährden würden", entgegnete Schaden und fügte hinzu: Die Verteilung der Flugbewegungen im Verhältnis 70:30 benötige Zeit, weil dafür spezielle Pilotenschulungen und zusätzliches technisches Equipment erforderlich seien.

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