Aufnahme aus Cockpit
Air-India-Crash: Tragische Wende bei Ermittlungen
Bei der Untersuchung zum Absturz einer Air-India-Maschine Mitte Juni in Indien rückt jetzt der Pilot selbst in den Fokus. Aufzeichnungen der Blackbox und ein vorläufiger Bericht zur Ursache deuten darauf hin, dass der Flugkapitän die Treibstoffzufuhr selbst gekappt hat.
Der Flugschreiber der Boeing 787 habe einen Dialog im Cockpit aufgezeichnet, der darauf hindeutet, dass der Pilot die Schalter zur Steuerung der Treibstoffzufuhr zu den beiden Triebwerken des Flugzeugs selbst ausschaltete. Das berichten laut „Wall Street Journal“ Personen, die den Stimmenrekorder zur Untersuchung der Absturzursache auswerten.
Erster Offizier geriet in Panik
Auf der Blackbox-Aufnahme ist demnach zu hören, wie der Erste Offizier, der das Flugzeug steuerte, den Piloten fragt, warum er den Regler für die Treibstoffzufuhr in die Abschalteposition gebracht habe. Der Chefpilot habe daraufhin geantwortet, dass er dies nicht getan habe. Der Erste Offizier habe überrascht reagiert und sei in Panik geraten, während der Kapitän ruhig zu bleiben schien.
Ein vorläufiger Bericht der Untersuchung wurde bereits vergangene Woche vom indischen Büro für Flugunfalluntersuchungen (AAIB) veröffentlicht. Darin wurden die Aufnahmen des Stimmenrekorders zusammengefasst. Bisher war aber nicht klar, welcher Pilot was gesagt hatte.
Air India: Keine voreiligen Schlüsse ziehen
Die Fluggesellschaft der Air India warnte nach Veröffentlichung des AAIB-Berichts davor, vorläufige Schlüsse zu ziehen. Die Untersuchung sei noch lange nicht abgeschlossen, betonte Airline-Chef Campbell Wilson. Es seien keine mechanischen Mängel oder Wartungsfehler festgestellt worden.
Mit ziemlicher Sicherheit war der Treibstoff-Stopp Ursache für den Absturz der Maschine kurz nach dem Start in Ahmedabad war. Die Boeing krachte am 12. Juni in der westindischen Stadt in ein Wohngebiet, 260 Tote sind zu beklagen. Laut Untersuchungsbericht wurden beide Schalter für die Kraftstoffzufuhr im Abstand von einer Sekunde abgeschaltet. Etwa zehn Sekunden später wurden sie wieder eingeschaltet.
Chefpilot war sehr erfahren
Da der 32 Jahre alte Erste Offizier beim Start das Flugzeug steuerte und damit alle Hände voll zu tun hatte, habe der 56-jährige Chefpilot mit Jahrzehnten an Erfahrung eher die Möglichkeit gehabt, die Schalter umzulegen, erklärten US-Flugexperten gegenüber dem „Wall Street Journal“. Nichts deute darauf hin, dass die Crew Anlass gehabt hätte, vom normalen Startprozedere abzuweichen.
Luftfahrtexperte glaubt an Suizid
Der deutsche Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt wird noch deutlicher. Er vermutet eine vorsätzliche Tat. „Alles deutet darauf hin, dass es ein Suizid war“, sagte er dem „Spiegel“. Er sei überzeugt, „dass einer der beiden Piloten dieser Maschine bewusst die Treibstoffzufuhr unterbrochen hat – und das genau in dem Moment, in dem das Flugzeug am verwundbarsten war, unmittelbar nach dem Abheben“. Dabei brauche „das Flugzeug den vollen Schub, um an Höhe und Geschwindigkeit zu gewinnen“, so Großbongardt, der früher selbst Mitarbeiter bei Boeing war. „Das Abschalten der Treibstoffzufuhr hat das Gegenteil bewirkt: Die Maschine ist abgestürzt.“
Ein technischer Defekt oder eine unbeabsichtigte Betätigung der Schalter sei höchst unwahrscheinlich, so der Experte. Denn ein Abschalten beider Treibstoffregler innerhalb von nur einer Sekunde könne „nach menschlichem Ermessen nur einer der beiden Männer im Cockpit getan haben.“
Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinden oder von Suizidgedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge unter der Telefonnummer 142. Weitere Krisentelefone und Notrufnummern finden Sie HIER.
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