Die Großglockner Hochalpenstraße gilt für viele Radfahrer als eine der spektakulärsten Radrouten Österreichs – für viele ist sie sogar die Königsetappe. Doch der wachsende Radverkehr bringt auch Herausforderungen mit sich: Die Großglockner Hochalpenstraßen AG (Grohag) warnt vor zunehmenden Unfällen und appelliert nun eindringlich an Radfahrende, außerhalb der Hauptverkehrszeiten unterwegs zu sein.
Statt klare Regeln zu schaffen, setzt die Grohag auf eine freiwillige Verlagerung: Radfahrer sollen idealerweise frühmorgens zwischen 6:00 und 7:00 Uhr oder am Nachmittag ab 15:00 Uhr aufbrechen. Der Hintergrund: Laut Grohag fahren derzeit rund 80 Prozent der Radfahrer in den Stoßzeiten, wenn auch Autos, Motorräder und Busse unterwegs sind. Dass es hier häufiger zu gefährlichen Situationen kommt, überrascht niemanden.
Grohag-Vorstand und Generaldirektor Johannes Hörl betont, man wolle nicht zu restriktiven Maßnahmen wie zeitlich beschränkten Mautregelungen greifen, sondern setze auf Aufklärung: „Nur durch gemeinsames Handeln können wir eine sichere und positive Erfahrung für alle Besucher gewährleisten.“
Radfahrer sehen sich in die Randzeiten gedrängt
Was zunächst nach Rücksichtnahme klingt, stößt bei einigen Radfahrern auf Kritik: „Wir Radfahrer werden nur noch diskriminiert“, ärgert sich Trainerlegende Gunnar Prokop und der 85-Jährige kündigt an, auch heuer wieder mit dem Rad die Glocknerstraße zu befahren.
Die Auffahrt in der Morgendämmerung oder spät am Tag ist außerdem nicht für alle realistisch – vor allem nicht für jene, die von weiter her anreisen oder aus logistischen Gründen auf spätere Tageszeiten angewiesen sind. Statt einer Lösung für alle entsteht der Eindruck, dass Radfahrer aus der viel befahrenen Tagesmitte schlicht ausgeklammert werden sollen – während der motorisierte Verkehr weiterhin ungestört dominiert.
Tourismusregion gefordert
Der Vorschlag der Grohag, Beherbergungsbetriebe sollten ihre Gäste aktiv auf die empfohlenen Zeiten hinweisen, ist grundsätzlich sinnvoll. Doch auch hier bleibt die Frage offen, inwieweit das Verhalten einzelner Urlauber steuerbar ist – zumal die Großglocknerstraße für viele ein Fixpunkt im Urlaubsprogramm ist. Wer extra für die Tour anreist, will meist nicht um 5 Uhr aufstehen, um dann in der Kälte der ersten Morgenstunden bergauf zu fahren.
Die Großglockner Hochalpenstraße ist nämlich nicht nur ein Touristenmagnet – sie ist auch ein Sehnsuchtsort für Radfahrer. Wer ihre Sicherheit wirklich verbessern will, darf nicht nur an die Uhrzeit appellieren, sondern muss bereit sein, den Straßenraum fairer zu verteilen.
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