Es ist die letzte der diesjährigen Premieren bei den Festspielen in Reichenau: Heimito von Doderers vielgesichtiges Abschiedswerk als Ensemblewunder aus Atmosphäre, Sprache, Witz und Melancholie.
Mit einem Wunder in letzter Minute ist jederzeit zu rechnen, wenn die Herzen aller Beteiligten für das Theater schlagen. Heißt: Die fünfte und letzte Premiere der insgesamt geglückten Festspiele von Reichenau ist auch deren Clou. Dabei wäre das Gegenteil zu prognostizieren gewesen: Heimito von Doderers vielstimmiges Abschiedswerk „Die Wasserfälle von Slunj“ auf Zweieinhalbstundenlänge zu dramatisieren, das ist, als wollte man durch einen Kosmos einen Trampelpfad bahnen. Aber nicht im gegenständlichen Fall.
Der Bearbeiter Nicolaus Hagg konzentriert sich klug auf die Familie des englischen Fabrikanten Clayton, die zur Jahrhundertwende nach Wien zuwandert und eine ernüchternde Hauptstadt-Idylle durchdekliniert: Die Egoisten gewinnen, die Schwachen verdorren und sterben ab, obwohl ihnen auch liebevolle, hilfreiche Menschen zur Seite stehen.
Die Regisseurin Beverly Blankenship zaubert auf leerer Bühne ein Gebilde aus Witz, Melancholie, Atmosphäre und Sprache, wobei die intensive Personenführung und der sorgsame Umgang mit den Idiomen besonders erfreuen.
Daniel Jesch, Sona MacDonald, Johanna Mahaffy, Skye MacDonald, David Oberkogler, Rafael Schuchter, Günter Franzmeier, Emese Fay, Johanna Arrouas, Markus Freistätter und Bettina Schwarz formieren ein Luxusensemble, das im Saisonalltag nicht immer zur hier erreichten Eindringlichkeit gelangt. Weshalb das so ist, wäre zu erfragen. Ebenso wie der Verbleib Beverly Blankenships auf den einschlägig nicht überversorgten Wiener Bühnen.
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