Kaum hat Lando Norris beim Großen Preis von Österreich die Ziellinie überquert, herrscht hinter den Kulissen bereits Aufbruchstimmung. Der Formel-1-Zirkus verlässt Spielberg und macht sich auf den Weg ins Heimatland des Motorsports: nach Silverstone, England. Für Fahrer, Teams und die gesamte Logistik bedeutet das erneut eine enorme Herausforderung.
Mit 24 Rennen zählt der aktuelle Formel-1-Kalender zu den längsten in der Geschichte der Königsklasse. Über rund zehn Monate sind Fahrer und Teams auf mehreren Kontinenten unterwegs – nicht umsonst wird die Königsklasse auch oft als „Rennzirkus“ bezeichnet.
Jede Saison ist dabei eine logistische Herausforderung: Tausende Tonnen Ausrüstung müssen quer über den Globus transportiert werden. Und mit der zunehmenden Anzahl der Rennen pro Saison und ihren „Triple und Double-Header“ bleiben oft nur wenige Tage, um diese Mammut-Aufgabe zu bewältigen.
Europa-Rennen? Größere Herausforderung
Interessanterweise sind Rennen in Europa mitunter logistisch anspruchsvoller als Events auf anderen Kontinenten. Während Übersee-Rennen zentral von der Formel 1 organisiert und per Frachtflieger über den Atlantik, in den Nahen Osten oder nach Australien verschickt werden, stellt der dichte Rennkalender in Europa eine besondere Herausforderung dar.
Arjan Sissing, Leiter Markenmanagement bei der Deutschen Post DHL Group, erklärt in einem Podcast: „Das Verladen der Ausrüstung in Frachtflieger für Übersee ist angenehmer als der ständige Wechsel von Rennen in Europa.“
Unmittelbar nach Rennende in Österreich werden die Autos zerlegt, alle Teile sorgfältig verpackt und auf Paletten verladen. Die Chassis, das Herzstück der Boliden, kommen in spezielle Container und werden per Lkw zum Flughafen transportiert. „Letztendlich wird alles demontiert, was nicht niet- und nagelfest ist“, so Sissing.
Karl Fanson, Leiter der Mercedes-Rennteamlogistik, erklärt gegenüber „motorsport-Total.com“: „Am Sonntagabend werden die Chassis an der Rennstrecke zerlegt, damit sie am Dienstagmorgen wieder in der Fabrik stehen, wo die Mitarbeiter die Arbeit aufnehmen können.“
Die Zollformalitäten sind dabei eine zusätzliche Belastung. „Wir müssen die Lkw dreifach besetzen, um sicherzugehen, dass wir zurückkommen. Manchmal dauert der Zoll nur eine Stunde, manchmal aber zwei bis drei“, sagt Fanson. Aufgrund der langen Fahrt- und Wartezeiten können die Fahrer nicht mehr mit nur zwei Mann besetzt werden, wie früher üblich.
Sechs Boeing fliegen Formel 1 um den Globus
Während bei europäischen Rennen oft noch ganze Autos per Lkw transportiert werden, ist bei Übersee-Events ein größerer Aufwand nötig. Die Fahrzeuge, Ersatzteile und empfindlichen Komponenten wie Motoren, Flügel oder Spiegel reisen per Luftfracht – organisiert von der Formel-1-Organisation (FOM), die jährlich eine eigene Flotte von sechs Boeing 747 chartert.
Diese Maschinen legen während der Saison rund 130.000 Kilometer zurück und transportieren pro Team und Motorenhersteller bis zu 30 Tonnen Material – für jedes einzelne Rennen.
Jede kleine Verzögerung kann fatale Folgen haben. Zu Beginn der Saison, vor dem Großen Preis von China, kam es bei Reifenlieferant Pirelli zu Lieferproblemen. Mindestens vier Teams – darunter McLaren, Red Bull, Mercedes und Aston Martin – mussten länger auf ihre Fracht warten, da zwei Flüge von Melbourne nach Schanghai mehrere Stunden Verspätung hatten.
Die Teams konnten ihre Ausrüstung erst am späten Mittwochnachmittag auspacken und erhielten von der FIA eine Verlängerung der Arbeitszeit um 30 Minuten. Mittlerweile setzen die Formel-1-Teams ihre Transporte für Übersee vermehrt auf eine Kombination aus Luft- und Seefracht.
Die wichtigsten Teile und Fahrzeuge werden mit einer Boeing 777 von DHL transportiert, die effizienter sind als die älteren 747-Jumbos. Andere Ausrüstungsgegenstände, wie Garagen-Infrastruktur, lagern in globalen Drehkreuzen – etwa in Florida, Singapur oder im Nahen Osten – und werden von dort per Schiff oder Lkw an die Rennorte gebracht.
Hier der WM-Stand:
Um den körperlichen und mentalen Belastungen durch Zeitverschiebungen, lange Reisen und hektische Arbeitsrhythmen entgegenzuwirken, setzen viele Teams auf professionelle Betreuung.
„Wir arbeiten eng mit Ernährungswissenschaftlern und Fitnesstrainern zusammen“, erklärt Toto Wolff bei einem Medientermin mit österreichischen Journalisten. Schlafmanagement und Jetlag-Prävention sind heute Standard. Präzision ist nicht nur auf der Rennstrecke, sondern in allen Bereichen gefragt.
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