Mit „Fernweh“ lädt die Albertina zum Reisen ein – entlang der legendären Kavalierstour durch Italien, mit gemalten Alpen-Landschaften und entlang der Romantischen Rheinreise. Die 130 Gemälde lassen definitiv Fernweh aufkommen – auch nach einer fernen Vergangenheit.
Urlaub zu machen und auf Reisen zu gehen, ist eine recht junger Zeitvertreib – für die meisten Menschen. In seinen Anfängen war Reisen außerdem nicht nur teuer, sondern auch gefährlich. Adelige und Forscher zog es schon im 18. und 19. Jahrhundert regelmäßig und ausgiebig in die Ferne. Begleitet wurden sie dabei von Künstlern, die das Gesehene in Bildern festhielten.
Mit „Fernweh“ zeichnet die Albertina einige dieser beliebten frühen Reisen nach – durch Italien, in die Alpen, an den Rhein sowie vereinzelt nach Indien oder Nordafrika. Die 130 Werke aus der eigenen Sammlung erzählen dabei nicht nur detailreich die Geschichte des Reisens nach; die zarten Aquarelle und Skizzen öffnen einen Blick auf einst unberührte Orte, die längst zu Tourismus-Magneten geworden sind.
Der damals schon schiefe Turm von Pisa, die Rialtobrücke in Venedig oder die Blaue Grotte auf Capri, auf die Jakob Alt im Jahr 1836 beim Malen blickte, zeigen ein längst vergangenes Italien. Seine feinen Aquarelle erzählen von stillen Orten des alltäglichen Lebens, die von Industrialisierung und Massentourismus noch nichts ahnen.
Auch die zahlreichen Landschaftsbilder der Familie von Alt, die im Auftrag des Kaiserhauses entstanden sind, berühren durch ihre idyllische Schlichtheit. Ob Hallstättersee, Traunsee oder Ischl: Der Begriff Sommerfrische bekommt auf den bunten Aquarellen eine neue Bedeutung. Viele dieser unberührten Natur-Perspektiven gehören der Vergangenheit an. Das zeigen auch die Gemälde von Thomas Ender: Seine dokumentarisch präzisen Abbildungen von Alpen-Gletschern erfreuen nicht nur Kunstkenner, sie sind auch eine wichtige Grundlage für Klimaforscher.
Erfrischung für den überhitzen Geist
Auch sechs Künstlerinnen hat Kuratorin Elisabeth Dutz bei ihrer Recherche entdeckt. Reisen war ihnen kaum möglich, die Berge jedoch waren in Reichweite: Anna Baar-Plommers zarte Sicht auf den Glockner sticht dabei ins Auge oder Marie Lippert-Hoerners rosig strahlender „Berg in der Alpensonne“.
In Zeiten überhitzer Bilderflut und erschwinglicher Fernreisen bekommt Fernweh hier eine völlig andere Bedeutung – hier geht es nicht (nur) um räumliche Ferne, sondern um die tiefe Sehnsucht nach einem fernen, stillen Gestern.
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