Klangfarbe insolvent

Österreichs größtes Musikgeschäft ist pleite

Wien
18.06.2025 17:00

Generationen von Wiener Musikschaffenden, vom E-Gitarren-Anfänger bis hin zu großen und bekannten Namen der Branche, haben hier mit kundiger Beratung alles bekommen, was sie gebraucht haben – doch nun steckt die Klangfarbe, Österreichs größtes Musikgeschäft, tief in den Schulden.

Wiens legendäre Klangfarbe, zugleich das größte Musikgeschäft von ganz Österreich, steht am Abgrund: Die Firma mit ihrem Hauptquartier im Gasometer ist in die Pleite abgerutscht: Ein Insolvenzverwalter hat bereits die Geschäfte übernommen, wie der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) in einer Aussendung mitteilte. Drei Millionen Euro Schulden haben sich angehäuft, 48 Arbeitsplätze von bekannt Musik-kundigen Angestellten stehen auf dem Spiel.

Unerbittlicher Kampf mit Online-Konkurrenz
Dem Unternehmen machten mit seinen großzügigen Geschäftsflächen nicht nur die Teuerungen zu schaffen, die den gesamten Handel plagen. Dazu kamen Umsatzrückgänge, vor allem durch die Konkurrenz von Online-Musikalienhändlern. Auch genug Wiener Musiker gingen zur Klangfarbe, um sich beraten zu lassen und Instrumente auszuprobieren – und suchten sie dann billiger im Internet. Gerade zuletzt ließ sich das Unternehmen immer mehr auf harte Preiskämpfe mit den Online-Riesen ein.

Die Eigentümer wollen weitermachen und bieten ihren 110 Gläubigern – vor allem Hersteller von Instrumenten, Bühnentechnik und dergleichen mehr – eine Quote von 20 Prozent der Ausstände an, zahlbar innerhalb von zwei Jahren. Offen ist, ob die Gläubiger und der Insolvenzverwalter dazu ihren Segen geben. Erst zuletzt hatte das Unternehmen seinen langjährigen Geschäftsführer und Vordenker Christian Eibl verloren, der Ende April nach langer schwerer Krankheit verstorben war.

Für Wiens Musikszene war und ist die Klangfarbe mehr Institution als Geschäft. Nicht umsonst wurde es in den 1980ern als Quasi-Genossenschaft gegründet, mit der Musikbegeisterte sich vor allem selbst Zugang zu Instrumenten und Ausrüstung erkämpfen wollten, die man in der Stadt zuvor vergeblich gesucht hatte. Erst 1989 wurde aus dem Verein, der über Jahrzehnte in einem kultigen Backsteinbau am Einsiedlerplatz in Margareten seine Heimat hatte, eine Firma. 2010 erfolgte die Übersiedlung an den heutigen Standort in den Gasometern.

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