Großer Einsatz umsonst

Notruf wegen Strauch: Feuerwehrleute verärgert

Oberösterreich
18.06.2025 06:00

Der Ärger bei den Feuerwehrleuten in Bad Ischl (OÖ) nach einem Notruf aufgrund einer lächerlichen Kleinigkeit in einer ohnehin sehr einsatzreichen Nacht ist groß. Ein Passant hatte offenbar telefonisch Alarm geschlagen, weil ein kleiner Strauch minimal in eine Fahrbahn geragt war – elf Helfer mussten ausrücken.

Am Sonntagabend gingen über weiten Teilen Oberösterreichs heftige Unwetter – begleitet von Blitzen, Wind und Starkregen – nieder. Dutzende Feuerwehreinsätze wegen überfluteter Keller, überlasteter Kanalsysteme und umgestürzter Bäume waren die Folge.

Auch in Bad Ischl gab es Einsätze. Die Feuerwache Reiterndorf hatte alle Hände voll zu tun. Gleich vier Einsätze mussten teils parallel abgearbeitet werden. Um 20.16 Uhr kam die Alarmierung „Baum über Straße“.

Straße war nicht blockiert
„Wir sind mit zwei Fahrzeugen und elf Leuten zur Einsatzstelle gefahren, weil wir annahmen, dass dort ein großer Baum liegt – doch wir haben keinen gefunden“, sagt Feuerwache-Chef Andreas Reiter. Von einer „Blockade“ der Technoparkstraße sei keine Rede gewesen. „Wir haben nur einen Strauch bemerkt, der minimal in die Fahrbahn ragte.“

Kommandant Andreas Reiter und sein Team waren verblüfft und verärgert.
Kommandant Andreas Reiter und sein Team waren verblüfft und verärgert.(Bild: FF Reiterndorf)

Kopfschütteln und Verärgerung machten sich unter Reiters Kollegen breit. „Wir stellten uns die Frage, was den Anrufer bewogen hat, den Notruf zu wählen. Uns hat verwundert, dass er das nicht selbst erledigte. Dazu wäre nur ein Handgriff nötig gewesen – mit vielleicht zwei Minuten Zeitaufwand.“ Auch habe keine Gefährdung bestanden, in der Straße gibt es nicht einmal eine Wohnsiedlung. „Wenn wir wegen solcher Lappalien zu spät zu einem dringlichen Hilfseinsatz kommen, wäre das bitter“, betont Reiter.

„Bei manchen dominiert die Vollkaskomentalität“
Das sieht auch Johannes Enzenhofer, Bezirkskommandant von Urfahr-Umgebung, so: „Bei manchen Menschen dominiert die Vollkaskomentalität. Sie glauben, die Feuerwehr sei für alles zuständig.“ Erst kürzlich habe es einen Anrufer gegeben, der wollte, dass die Feuerwehr in Eidenberg beim Einfangen eines entflogenen Vogels hilft. „Und es gibt auch solche, die schlagen Alarm, wenn Wasser am Haus bloß vorbeirinnt.“

Markus Voglhuber vom Landesfeuerwehrkommando erinnert daran, dass Feuerwehrleute ihre Freizeit unbezahlt zur Verfügung stellen und bei einem Notruf etwa aus dem Bett oder vom Arbeitsplatz weggerufen werden. „Bei Gefahr für Menschen, Tiere, Sachwerten oder die Umwelt soll man uns rufen. Wir sind aber nicht dazu da, bei Schneedruck die Satellitenschüssel freizuschaufeln.“

„Krone“-Kommentar
Bitte den Hausverstand einschalten

In Zeiten zunehmender Ellbogenmentalität, Selbstverliebtheit und Egozentrik wird es immer schwieriger, Menschen für ehrenamtliche Tätigkeiten zu gewinnen. Daher sollten jene, die tatsächlich bereit sind, ihre Freizeit zu opfern, nicht den Eindruck erhalten, sie seien die „Deppen vom Dienst“.

(Bild: Krone KREATIV/Alexander Schwarzl, Markus Wenzel)

Schwer zu sagen, was den Anrufer von Bad Ischl bewogen hat, der Feuerwehr eine Gefährdungslage vorzugaukeln. Theoretisch könnte die FW Reiterndorf ihm ihren Einsatz in Rechnung stellen, das wäre rechtlich gedeckt. Sie tut es aber nicht, sondern appelliert daran, immer erst den Hausverstand einzuschalten, bevor man Alarm schlägt.

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