Mobbing an Schule

Ein Fünftel fühlt sich wiederholt schikaniert

Österreich
11.06.2025 11:05

Dass an Schulen gemobbt wird, ist kein neues Phänomen – es bekommt jedoch zunehmend starke gesamtgesellschaftliche Aufmerksamkeit. Über die Jahre hat die Häufigkeit von sogenanntem Bullying zugenommen: In Österreich berichtete rund ein Fünftel der Schüler, dass sie tyrannisiert wurden.

Die Gründe, warum jemand zum Bully wird – also die Initiative zum Mobben ergreift und die Führungsrolle in der Gruppe übernimmt – sind vielschichtig. Das Ausleben von Machtgefühlen, Statuserhöhung in der Gruppe oder auch eine empfundene Provokation können den Anstoß geben. Aber auch Langeweile, Spaß, Rache oder eigene Mobbingerfahrungen werden als Ursachen genannt. Zudem könne das gewalttätige Verhalten einen diskriminierenden ideologischen Hintergrund haben. So würden Minderheiten wie beispielsweise LGBTQIA-Jugendliche öfter zum Opfer. Schüler mit Migrationshintergrund werden häufig wegen ihrer Sprache oder Herkunft gemobbt, heißt es im Leitfaden „Mobbing an Schulen“ des Bildungsministeriums aus dem Jahr 2018.

Bei Mobbing handelt es sich um eine spezielle Form von gewalttätigem Verhalten, bei dem eine oder mehrere Personen beabsichtigen, eine andere zu schädigen. Die Handlungen erfolgen wiederholt, systematisch und über einen längeren Zeitraum hinweg. Zudem gibt es ein Machtungleichgewicht zwischen Täter und Opfer, und die Betroffenen fühlen sich hilflos, heißt es auf der Website des Bildungsministeriums.

(Bild: mariesacha - stock.adobe.com)

Verschiedene Formen
Das gewalttätig-aggressive Verhalten kann laut Leitfaden des Bildungsministeriums verschiedene Formen haben. Physisches Mobbing ziele darauf ab, Opfer körperlich zu verletzen. Zum verbalen Mobbing zählen mündliche Attacken wie Beschimpfungen, verbale Drohungen, gemeine Kommentare oder auch, wenn sich Täter über ihr Opfer lustig machen.

Von indirektem Mobbing spricht man demnach, wenn Gerüchte verbreitet oder eine Person aus einer Gruppe hinausgeekelt wird, auch jemanden ignorieren zählt dazu. Sexistisches Mobbing meint Belästigungen oder abwertende Kommentare, die auf das Geschlecht bezogen sind. Beim Cybermobbing verschieben sich die gewalttätigen Handlungen ins Internet, heißt es weiter.

Alle Altersgruppen betroffen
Nicht jede Form von Gewalt und aggressivem Verhalten ist Mobbing: Bullying, wie das Phänomen im angloeuropäischen Raum genannt wird, gibt es in allen Altersgruppen, ist im Leitfaden zu lesen. Beim Bullying gibt es neben Tätern und Opfern meist weitere beteiligte Personen. Assistenten unterstützen den Bully und beteiligen sich aktiv; Verstärker sehen zu, lachen und befeuern somit die Handlungen des Bullys. Verteidiger stehen dem Opfer zur Seite, während Außenseiter sich aus der Situation heraushalten. Lehrkräfte haben nicht nur die Verantwortung für Sicherheit und Gesundheit der Schüler, sondern auch eine Vorbildwirkung: Ihre Reaktion auf Gewalttaten würde von den Kindern und Jugendlichen genau wahrgenommen, legt der Leitfaden dar.

(Bild: Iakov Filimonov stock.adobe)

Die Folgen sind fatal
Unbehandeltes aggressives Verhalten in Schulen kann für die Opfer weitreichende Folgen haben. Diese können von Ängsten und körperlichen Beschwerden, über Verlust des Selbstwertgefühls bis hin zu Depressionen oder sogar Suizidgedanken bzw. Suizid reichen. Doch auch für die Täter gibt es mögliche Konsequenzen, wie aggressiv-dissoziale Verhaltensweisen, Straffälligkeit in späteren Jahren oder Ablehnung von Gleichaltrigen. Sowohl Täter als Opfer können mit Leistungsabfall oder Alkohol- und Suchtmittelmissbrauch zu kämpfen haben.

Darüber hinaus habe Bullying negative Auswirkungen auf Lernleistungen und Sozialverhalten aller Schüler. Es könne zum Beispiel dazu führen, dass Eigenschaften wie Zivilcourage und Empathie nicht erlernt werden.

Burschen werden häufiger gemobbt
Rund ein Fünftel der Schüler fühlt sich wiederholt schikaniert. Das zeigt die letzte PISA-Studie aus dem Jahr 2022 – insgesamt gaben dabei 20 Prozent der 15- bzw. 16-jährigen Mädchen und 23 Prozent der Burschen an, zumindest ein paar Mal pro Monat Opfer von Bullying zu werden. Andere Untersuchungen mit etwas anderen Fragestellungen und anderen Altersgruppen zeigen leicht abweichende Zahlen.

Aus einer im Mai veröffentlichten Analyse von UNICEF Innocenti – Global Office of Research and Foresight mit Daten von 2018 bis 2022 geht hervor, dass mehr als 21 Prozent der 15-Jährigen über häufiges Bullying in der Schule klagen. Über die Jahre hat demnach die Häufigkeit von Bullying zugenommen, gegenüber der vorletzten Studie 2018 wurde zuletzt allerdings wieder eine leichte Abnahme registriert. Im OECD-Vergleich liegt Österreich in etwa im Schnitt.

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