Pflege statt Luxus

Ehegelübde zwingt 80-Jährigen zu Supermarktjob

Carol war sein Ein und Alles – und für sie gab er auch alles. Darum arbeitet Gary (80) jetzt an der Supermarktkasse.(Bild: Krone KREATIV/Fox13)

Gary Saling war ein gefeierter Architekt, doch für die Liebe gab er alles auf. Als seine Ehefrau schwer krank wurde, versprach er ihr, sie nie in ein Heim zu geben – und sorgte bis zu ihrem letzten Atemzug selbst für ihre Pflege. Um zu überleben, muss der 80-Jährige heute Einkaufssackerl einpacken.

Gary Saling, 80 Jahre alt, elegant gekleidet und stets höflich, ist der wahrscheinlich liebenswerteste Supermarktangestellte der USA. Doch sein Platz zwischen Obstkisten und Einkaufstüten ist kein Resultat von Langeweile im Ruhestand. Nein, es ist der Preis für ein Eheversprechen, das er seiner Frau Carol gegeben hat – und eisern gehalten hat.

Ein Schwur ließ ihn alles verlieren
„Ich habe ihr versprochen, dass ich sie nie in ein Pflegeheim gebe – und das habe ich durchgezogen“, erklärt der Mann mit der tiefen Stimme. Zwei Jahre lang ließ er täglich Pflegepersonal ins Haus kommen. Insgesamt rund 80.000 Dollar kostete die Betreuung, die seine Frau mit zwei Formen von Demenz bis zu ihrem Tod im Jahr 2021 benötigte.

Carol starb. Die Liebe blieb. Und mit ihr eine riesige finanzielle Lücke. Gary Saling hatte sein gesamtes Vermögen investiert, um das Versprechen zu halten. Auch die Villa in Utah, auf der noch eine Hypothek lastet, konnte ihn nicht retten.

Ich brauchte einen Job, bei dem ich nicht viel nachdenken musste.

Ex-Architekt Gary Saling

Also kehrte der einst gefeierte Architekt zu einem Job zurück, den er zuletzt als Teenager gemacht hatte – in einem Supermarkt in St. George. Dort steht Saling hinter der Kassierin, packt die Einkäufe der Kunden nach dem Kauf vom Förderband in ein Sackerl und lädt diese dann sogar in deren Autos – und das im Alter von 80 Jahren.

Vom Millionärsarchitekten zum Kassenjob
Dabei war Saling einst ein Star seiner Branche. In Kalifornien entwarf er für das „Who’s who“ der Finanzwelt riesige Traumvillen. Viermal schaffte es sein Büro sogar in die „Architectural Digest Top 100“ – eine berühmte Liste der weltweit renommiertesten und einflussreichsten Architekturbüros und Innenarchitekten.

„Meine Frau und ich haben uns 1990 im Park kennengelernt“, erzählt Gary von seiner verstorbenen Frau Carol. „Es war Liebe auf den ersten Blick.“ Sie heirateten, als ihre Kinder aus früheren Beziehungen erwachsen waren. Gemeinsam zogen sie nach Montana, dann Utah – bereit für einen ruhigen Lebensabend. Doch das Schicksal meinte es anders.

Als Supermarkt-Stammkundin Duana Johnson den älteren Herrn im Supermarkt bemerkte und seine Geschichte hörte, wollte sie nicht tatenlos bleiben. Sie startete einen Spendenaufruf auf Facebook – und der ging viral.

Ich hielt sie in den Armen, als sie ihren letzten Atemzug machte.

Gary Saling

Innerhalb weniger Tage kamen fast 40.000 Dollar zusammen. Das ist für Saling genug Geld, um Ende Juni seinen Job quittieren zu können. Er kann seinen Dank für die Großzügigkeit seiner Mitmenschen kaum in Worte fassen: „Viele nennen mich einen Helden oder Engel, doch das bin ich nie gewesen. Ich habe nur mein Ehegelübde ,In guten wie in schlechten Zeiten‘ befolgt.“ Er glaubt, dass Carol aus dem Himmel die Hand mit im Spiel hatte, sodass er „meine letzten Jahre jetzt doch noch einfach nur genießen kann“.