Tierschützer wütend

EU hält Weg für Welpen-Mafia weiter frei

Tierecke
04.06.2025 11:48

Es hätte ein Durchbruch für den Tierschutz werden sollen. Doch nach der Abstimmung im gestrigen Agrarausschuss des EU-Parlaments herrscht vielerorts bittere Enttäuschung: Statt harter Maßnahmen gegen den milliardenschweren Handel mit Hundewelpen und Katzenbabys dürfte nur ein verwässerter Kompromiss kommen, der von manchen Politikern auch noch als Erfolg gefeiert wird. 

Der Plan klang vielversprechend: Klare Regeln für Zucht, Onlineverkauf und Haltung, Mindestgrößen für Gehege, Verbot schmerzhafter Eingriffe – doch am Ende bleiben in den Augen von Tierschützern nur Schlupflöcher und faule Kompromisse.

Selbst sogenannte „Hobbyzüchter“ werden auch künftig EU-weit von der Einhaltung von Tierschutz-Mindeststandards ausgenommen sein. Das heißt etwa, dass sie den Tieren weder Zugang zu sauberem Wasser, noch ausreichend Futter oder sichere und hygienische Haltungsbedingungen zur Verfügung stellen müssen, schreibt die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ in einer Aussendung. 

Nicht nachvollziehbare Herkuft
„Eine historische Chance wurde mutlos verspielt“, schlägt Veronika Weissenböck „Vier Pfoten“ Alarm. Besonders empörend: Eine verpflichtende Kennzeichnung mit Chip und Registrierung in einer Datenbank für Hunde und Katzen ist zwar enthalten, gilt aber nur für Tiere aus kontrollierten Zuchtbetrieben! „Damit bleibt der illegale Handel in Europa de facto legalisiert, denn die Herkunft von Tieren aus dubioser ‘Hobbyzucht‘ ist weiterhin nicht transparent einzusehen. Weder für die Behörde, noch für den Käufer.“, so Weissenböck. 

EU-Gesetz „zahnlos wie ein alter Jagdhund“
Auch der grüne EU-Abgeordnete Thomas Waitz findet klare Worte: „Das ist ein Kniefall vor skrupellosen Geschäftemachern. Der Kampf gegen den illegalen Tierhandel wird damit nur noch halbherzig geführt. Das ist Verrat am Tierschutz.“

Unkontrollierte Vermehrung sorgt für großes Leid!
Unkontrollierte Vermehrung sorgt für großes Leid!(Bild: stock.adobe.com)

Die konservative ÖVP hingegen ist über den gefundenen Kompromiss zur EU-Tierschutzverordnung erleichtert, ihr Mandatar Alexander Bernhuber weist in einer Aussendung auf die Verhinderung einer „Chip-Pflicht für Bauernhofkatzen“ hin, und dass dadurch unnötige Kosten und bürokratischer Aufwand erspart bleiben.

Interessenskonflikt
Tierschützer sehen das naturgemäß anders: „Die ÖVP hat mit ihren Anträgen und Änderungswünschen maßgeblich dazu beigetragen, dass dieses Gesetz jetzt zahnlos ist“, so Thomas Waitz.

Auch die „Krone“ Tierecke deckt immer wieder Fälle von illegalem Welpenhandel auf. Tierschützerin Maggie Entenfellner mit einem geretteten Schützling.
Auch die „Krone“ Tierecke deckt immer wieder Fälle von illegalem Welpenhandel auf. Tierschützerin Maggie Entenfellner mit einem geretteten Schützling. (Bild: zVg)

Kein großer Wurf
Auch „Krone“ Tier-Expertin Maggie Entenfellner fragt sich: „Was ist daran praxisfern, wenn Katzen gechippt werden müssen? Wenn jeder weiß, woher ein Welpe kommt? Wenn kriminelle Händler endlich nicht mehr im Dunkeln agieren können? Ich verstehe, dass Bauern keine Lust auf weitere ‘Listen‘ haben. Aber ich verstehe nicht, wie man sehenden Auges weiter Tierleid tolerieren kann – und es schönredet mit dem Etikett der Praxisnähe.“

Wie es weitergeht
Nach der Abstimmung im Agrarausschuss des EU-Parlaments wird der Entwurf der neuen Heimtierverordnung voraussichtlich frühestens im Juli im Plenum zur Abstimmung kommen. Erst danach beginnt das sogenannte Trilogverfahren, in dem Parlament, Rat der Mitgliedstaaten und die EU-Kommission einen finalen Gesetzestext aushandeln müssen.

Mehrere zentrale Punkte, die im aktuell vorliegenden Ausschusstext nicht berücksichtigt wurden – darunter die verpflichtende Rückverfolgbarkeit von Hunden und Katzen auch in Bereichen wie der wissenschaftlichen Forschung sowie weitergehende Schutzmaßnahmen für Streunerpopulationen – sollen in der Plenarabstimmung erneut eingebracht werden.

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