Schlecht bestellt ist es um die Luftqualität in Österreichs Klassenzimmern: So wird in mehr als drei Viertel der Klassenräume der Richtwert für die durchschnittliche CO2-Konzentration überschritten. Noch schlimmer sind die Werte im Winter, wie jetzt eine Studie aufzeigt. Überraschend: In den Städten wurden meist bessere CO2-Werte erreicht als auf dem Land.
Wie schlecht die Luftqualität in Österreichs Schulklassen ist, wurde in einer Studie der TU Graz im Auftrag des Bildungsministeriums erhoben. Und das Ergebnis ist schockierend, denn Österreichs Schulen halten die nationalen und europäischen Richtlinien zur Belüftung größtenteils nicht ein.
CO2-Konzentration bei 75 Prozent der Zimmer überschritten
Im Schuljahr 2023/24 wurde in über 75 Prozent der etwa 1200 untersuchten Klassenräume der Richtwert für die tägliche mittlere CO2-Konzentration von 1000 ppm (parts per million) überschritten. Im Winter stieg die Quote noch höher. „In Einzelfällen lagen die stündlichen mittleren CO2-Werte bei über 6900 ppm, also fast beim Siebenfachen des Richtwerts. In den schlimmsten Fällen bot ein Viertel aller Klassenräume nicht einmal das absolute Mindestmaß an Belüftung, das die geltenden europäischen Normen empfehlen“, hieß es.
In den schlimmsten Fällen bot ein Viertel aller Klassenräume nicht einmal das absolute Mindestmaß an Belüftung, das die geltenden europäischen Normen empfehlen.
Das schockierende Ergebnis der TU-Graz-Studie
Für die Studie hat ein Team um Robert McLeod und Christina Hopfe vom Institut für Bauphysik, Gebäudetechnik und Hochbau der TU Graz im Schuljahr 2023/24 die CO2-Konzentrationen, Belüftungsraten sowie die Umweltdaten in rund 1200 Klassenzimmern in allen österreichischen Bundesländern untersucht.
Teils enorme Unterschiede bei Schultypen und Regionen
Dabei zeigten sich zum Teil erhebliche Unterschiede zwischen Schultypen und Regionen sowie dem Einfluss der Belüftungsart: „Besonders gut schnitten Sonderschulen ab, weil deren Klassenräume eine relativ geringe Belegungsdichte aufweisen. Überraschenderweise hatten Schulen aller Typen in den Städten meist bessere CO2-Werte als Schulen auf dem Land.“
Mechanische Belüftung besser als manuelle
Die Art und Weise der Klassenraumbelüftung spielt ebenfalls eine Rolle: „In Räumen mit einer automatischen, mechanischen Belüftung ist die Luftqualität im Jahresmittel besser als in Klassen, die manuell durch Öffnen der Fenster belüftet werden“, sagte Hopfe. Besonders deutlich werde dieser Effekt bei Außentemperaturen von 16 Grad Celsius und darunter: An solchen Tagen sei die mittlere CO2-Konzentration in mechanisch belüfteten Schulen um 450 bis 600 ppm niedriger als in natürlich belüfteten Schulen.
Kohlendioxid (CO2) ist zwar kein Luftschadstoff, doch seine Konzentration in der Raumluft gilt als Indikator für Luftqualität. Gute Luftqualität in Innenräumen ist eine Grundvoraussetzung für die menschliche Gesundheit und entscheidend für die Konzentrationsfähigkeit in Beruf, Ausbildung und beim Lernen.
Außerdem wird ein hoher CO2-Wert auch mit der Zahl der Atemwegsinfektionen in direkten Zusammenhang gebracht. Bessere Luftqualität durch regelmäßiges Lüften senkt also auch das Infektionsrisiko.
Mechanische Belüftungssysteme kosten allerdings. Relativ günstige CO2-Sensoren könnten alternativ verwendet werden: In der Hälfte der untersuchten Schulklassen wurden gut sichtbare Sensoren angebracht, die das Überschreiten des Richtwertes mit farbigen Leuchten signalisierten. „Solche Sensoren beeinflussen in vielen Klassenzimmern das Lüftungsverhalten und haben dadurch die Luftqualität in manuell belüfteten Räumen signifikant verbessert, vor allem in den Wintermonaten“, so Hopfe.
CO2-Sensoren und Schulungen für richtiges Lüften für Lehrerpersonal und Schüler seien Investitionen, die alle Schulen in Betracht ziehen sollten, lautete die Empfehlung.
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