Trauer um „Charly“

Gewerkschaftsurgestein Karl Dürtscher ist tot

Wirtschaft
26.05.2025 16:20

Er hat über 170 Kollektivverträge mitverhandelt und war seit 2018 Bundesgeschäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA). Nun hat Karl Dürtscher nach schwerer Krankheit der Tod ereilt. Die Sozialpartner und die Parteien trauern um einen „Gewerkschafter mit Handschlagqualität“. Dürtscher wurde 64 Jahre alt.

Die GPA verwies darauf, dass Dürtscher mit den Verhandlungen rund um die Corona-Kurzarbeit das Arbeitsleben in der Republik geprägt habe. Die Kollektivvertragspolitik sei sein Steckenpferd gewesen, für das er bis zuletzt unermüdlichen Einsatz gezeigt habe, hieß in der Pressemitteilung zu seinem Tod. „Mit Karl Dürtscher verlässt uns ein lieber Freund, erfahrener Kollege und aufrechter Gewerkschafter“, erklärte Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA. „Die österreichische Sozialpartnerschaft verliert einen verlässlichen und verbindlichen Verhandler, der sie jahrelang geprägt hat“.

GPA-Vorsitzende Barbara Teiber
GPA-Vorsitzende Barbara Teiber(Bild: APA/HANS PUNZ)

AK-Chefin: „Sein Engagement werden uns fehlen“
Auch Reinhold Binder, Vorsitzender der Gewerkschaft PRO-GE, zeigte sich über den Tod des „Gewerkschafters mit Handschlagqualität“ betroffen. Für Josef Muchitsch, den Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft Bau-Holz, war Dürtscher „einer, auf den man sich verlassen konnte, gerade dann, wenn es schwierig wurde“. „Mit ihm verlieren wir einen großartigen, leidenschaftlichen Gewerkschafter, er wird eine riesige Lücke hinterlassen“, merkte ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian zu „Charlie“ Dürtscher an, der auch Mitglied des ÖGB-Vorstands war.

ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian
ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian(Bild: Jöchl Martin)

„Charly Dürtscher war Gewerkschafter durch und durch“, zeigte sich AK-Präsidentin Renate Anderl tief betroffen. „Sein Engagement, seine Beharrlichkeit und seine Besonnenheit werden uns schmerzlich fehlen.“ Dürtscher habe sich zwischen 2006 und 2009 auch im Vorstand der AK Wien für die Anliegen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eingesetzt – er war bis zuletzt Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Arbeitsmarkt. „Mit Karl Dürtscher verlieren wir einen überzeugten Gewerkschafter und aufrechten Sozialdemokraten, dessen Wertefundament und Prinzipientreue für uns wegweisend bleiben werden“, teilten Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) und SPÖ-Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim mit.

Wirtschaftskammer mit Lobeshymne auf Dürtscher
Auch die Arbeitgeberseite zollte dem Gewerkschafter Respekt: „Mit Charly Dürtscher verliert die österreichische Sozialpartnerschaft einen ihrer herausragendsten Vertreter auf Arbeitnehmerseite“, teilten Sigi Menz, Obmann der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), und Spartengeschäftsführer Andreas Mörk mit. „Was ihn ausgezeichnet hat, war Handschlagqualität. Für Karl Dürtscher war das nicht nur ein Wort, sondern gelebte Praxis im Alltag.“

Auch wenn es mit ihm oft harte inhaltliche Auseinandersetzungen und Diskussionen gegeben habe, „so war ihm besonders wichtig, dass man sich danach auch noch in die Augen sehen konnte“, ergänzte die WKÖ in einer Aussendung. Aber auch der Fachverband Metalltechnische Industrie lernte Dürtscher „als verlässlichen, fairen und offenen Partner bei unseren Verhandlungen“ kennen, betonte der Obmann des Fachverbandes, Christian Knill, – auch wenn sich Dürtscher als harter Verhandler erwiesen habe. 

Christian Knill (links) mit Karl Dürtscher und Reinhold Binder (rechts) bei den KV-Verhandlungen der Metaller im Vorjahr.
Christian Knill (links) mit Karl Dürtscher und Reinhold Binder (rechts) bei den KV-Verhandlungen der Metaller im Vorjahr.(Bild: Jöchl Martin)

Dürtscher wurde 1961 in Schruns in Vorarlberg geboren. Nach seiner Lehre bei den Vorarlberger Illwerken war er Angestellter bei der Vorarlberger Zementwerke AG. 1985 wechselte er zur Gewerkschaft der Privatangestellten in Wien. Als Gewerkschafter übte er auch verschiedene Funktionen in der Sozialversicherung aus und war ab 1996 Kammerrat in der Arbeiterkammer Wien.

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