Vor dem Antrittsbesuch von Christoph Wiederkehr im Ländle wollte das Telefon in der Neos-Geschäftsstelle in Bregenz gar nicht still stehen – zahlreiche Direktoren und Lehrkräfte baten um einen Gesprächstermin mit dem neuen Bildungsminister. Doch vielen bleibt wohl nur die Hoffnung auf seinen nächsten Besuch.
Nachdem das Budget im Bildungsbereich deutlich aufgestockt wird, wollen viele der Vorarlberger Lehrer vom neuen Bildungsminister wissen, wofür die bereitgestellten Mittel genau verwendet werden dürfen. Andere hätten mit ihm gerne über Themen gesprochen, bei denen in der Vergangenheit nicht viel vorwärtsgegangen ist – beim verschränkten Ganztagsunterricht etwa oder bei der gemeinsamen Schule. Nachdem der Antrittsbesuch des Ministers aber nur auf einen Tag beschränkt und der Terminkalender voll ist, bleibt den Direktoren und Lehrern nur die Hoffnung, Christoph Wiederkehr kurz beim „Meet & Greet“ am Abend zu treffen.
Neben den 40 bis 50 Neos-Mitgliedern, die üblicherweise zu solchen Terminen erscheinen, haben sich hierfür mehr als 50 Personen angemeldet, die allesamt im Bildungsbereich tätig sind. „Der Gesprächsbedarf ist enorm hoch. Alle erhoffen sich, dass mit Christoph Wiederkehr endlich etwas vorwärtsgeht“, hieß es aus der Geschäftsstelle der Pinken.
Keine überraschenden Ergebnisse
Bereits am Vormittag hatte Vorarlbergs Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) in Anwesenheit des neuen Hoffnungsträgers die Daten des ersten Vorarlberger Bildungsmonitorings präsentiert. Der nationale Bildungsbericht war den Entscheidungsträgern im westlichsten Bundesland zu wenig, auf Initiative der Vorarlberger Wirtschaftskammer wurde das Bildungswesen hinter dem Arlberg einem bundeslandspezifischen Monitoring unterzogen. Die Ergebnisse allerdings brachten wenig Überraschendes mit sich – und decken sich weitestgehend mit jenen in Österreich bzw. anderen westlichen Demokratien.
Besonders besorgniserregend ist im Ländle die hohe Zahl der Schulabbrecher – 355 Vorarlberger Jugendliche beendeten 2022 den ersten Bildungsweg ohne Pflichtschulabschluss. Das ist ein Plus von 55 Prozent gegenüber 2015. Von den Schulabbrechern hatten 57 Prozent einen Migrationshintergrund, 62 Prozent waren männlich. Grundsätzlich schnitten Buben, jene mit Migrationshintergrund besonders stark, bei vielen Bildungsindikatoren wesentlich schlechter ab als Mädchen.
Miese Maturaergebnisse
Auch das schlechte Abschneiden der Vorarlberger bei der Matura war Thema: Im Fach Deutsch belegten sowohl die Schüler der AHS als auch der BHS bei den Fünfern Platz 1. „Mangelnde Deutschkenntnisse ziehen sich bis zur Matura“, ortete Schöbi-Fink großen Handlungsbedarf vor allem in der Elementarpädagogik und der Volksschule.
Bei Christoph Wiederkehr, der sich schon als Bildungsstadtrat in Wien für Deutschkurse starkgemacht hatte, stieß die Vorarlberger Landesrätin mit dieser Forderung auf offene Ohren. „Deutsch ist die Eintrittskarte in unsere Gesellschaft“, meinte er. Auch in Zukunft will er auf frühe Deutschförderung setzen. Was die Schulabbrecher angeht, sei jeder Abbrecher einer zu viel. Es brauche mehr Angebote zum Nachholen von Pflichtschulabschlüssen. Zudem werde die Einführung einer „Mittleren Reife“ vorbereitet. „Damit wollen wir sicherstellen, dass jeder Schulabgänger Grundkenntnisse in Deutsch, Mathematik und Englisch hat.“
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