Die „Venus von Willendorf“ ist eine der berühmtesten archäologischen Funde der Menschheitsgeschichte. Die kleine Dame aus der Altsteinzeit steht für universelle Weiblichkeit – die einst eine Überlebensfrage war. Hier die wichtigsten Fakten über diese außergewöhnliche Statuette aus Österreich.
Woher kommt ihr Name?
„Venus von Willendorf“, der Name der Statuette leitet sich von ihrem Fundort – Willendorf – ab. Als „Venus“ werden steinzeitliche Frauendarstellungen bezeichnet, seitdem der Forscher Marquis Paul de Vibraye im Jahre 1864 die erste steinzeitliche Frauenstatuette in Frankreich entdeckt hatte. Da die Scham der steinzeitlichen Statuetten stets unverhüllt ist, werden sie „Venus impudique“ (=unkeusche Venus) genannt – als Abgrenzung zu den antiken Frauendarstellungen, deren Scham stets bedeckt war („Venus pudica“).
Wann wurde sie entdeckt?
Am 7. August 1908 wurde die Venus von Willendorf bei Grabungen unter der Leitung der beiden Prähistoriker Hugo Obermaier und Josef Bayer vom k. u. k. Naturhistorischen Hofmuseum (heute Naturhistorisches Museum) vom Arbeiter Johann Veran gefunden. Die Venus von Willendorf zählt seit ihrer Entdeckung zu den bedeutendsten archäologischen Funden der Geschichte.
Wo ist der Fundort der kleinen Venus?
Im Örtchen Willendorf in der Wachau. Die flussnahen Lössgebiete Niederösterreichs zwischen Donau, Kamp und March gehören aufgrund zahlreicher aussagekräftiger Funde zu den wichtigsten Regionen der archäologischen Forschung der Altsteinzeit.
Wie alt ist die steinzeitliche Statuette?
Ungefähr 29.500 Jahre soll die Venus von Willendorf alt sein. Damit fällt ihre Entstehung in das Jungpaläolithikum, den jüngeren Abschnitt der Altsteinzeit, der mit 40.000 bis ca. 9700 v. Chr. datiert wird. Die Venus von Willendorf ist zwar nicht die älteste jemals aufgefundene weibliche Statuette – die „Venus vom Galgenberg“, 1988 25 Kilometer donauabwärts, in der Nähe von Krems gefunden, wird um 7000 Jahre älter datiert – doch die künstlerisch bedeutendste der Altsteinzeit.
Wie groß ist sie?
Die Venus von Willendorf ist nur 11 cm klein.
Aus welchem Material wurde die Venus geschaffen?
Wie und mit welchen Werkzeugen die Venus einst bearbeitet wurde, lässt sich nicht mehr gänzlich rekonstruieren. Dafür sind Art und Herkunft des Steines, aus dem die Venus gefertigt wurde, anhand neuerster Untersuchungen einwandfrei belegt: Der Oolith („Eierstein“) stammt aus dem mährischen Raum rund um Brünn. Ursprünglich war die Figur zudem mit Rötel gefärbt worden.
Was ist die Bedeutung und Symbolik der Venus?
Die schwierigste Frage der Venus-Forschung lautet: Wofür stand dieses Kunstwerk in Form einer korpulenten Frauenfigur für die Menschen der Altsteinzeit? Spekulationen gibt es viele, nur wenig ist gesichert. Aufgrund der genauen Darstellung ihrer Geschlechtsmerkmale, aber auch wegen ihres ausgeprägten Beckens und ihrer dicken Oberschenkel, wird die Venus seit ihrer Entdeckung mit Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht. Auch wenn es sich um Spekulationen handelt, Tatsache ist, dass Fruchtbarkeit und Fortpflanzung in der Lebenswelt der steinzeitlichen Menschen mit hoher Säuglings- und Kindersterblichkeit eine existenzielle Frage jeder Sippe war und daher eine zentrale Bedeutung im Leben der Menschen einnahmen. Auf eine Aussage wird man sich wohl einigen können: Die Venus von Willendorf steht für universelle Weiblichkeit. Zu welchem genauen Zweck sie von ihrem Schöpfer geschaffen wurde, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben.
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