Am 30. Dezember 1916 zogen St. Petersburger Polizisten die Leiche eines 47-jährigen Mannes aus der Neva. Es handelte sich um Grigori Rasputin, er war der einflussreichste Mann des Zarenreiches gewesen. Der Zarenhof deckte zwar die Täter, aber das Schicksal der Romanows war dennoch besiegelt.
Das Mordopfer war schnell als Grigori Jefimowitsch Rasputin identifiziert. Die Mörder waren ebenso schnell ausgemacht: Großfürst Dmitri, der Cousin des Zaren, der Dumaabgeordnete Wladimir Purischkewitsch sowie Fürst Felix Jussupow, ein angeheirateter Verwandter des Zaren. Als Zarin Alexandra von der Ermordung Rasputins erfuhr, murmelte sie entsetzt: „Wir sind alle tot.“
Wie kam ein sibirischer Bauernsohn an den Zarenhof?
Bereits zu seinen Lebzeiten rankten sich Legenden um den sibirischen Bauernsohn Rasputin, der als Wunderheiler zum mächtigsten Mann des Zarenreiches aufstieg. Ihm wurde eine große charismatische Ausstrahlung nachgesagt. Zeitgenossen berichteten von einer eigenartigen, fast magnetischen Anziehungskraft, die von den stahlblauen Augen des Wanderpredigers ausging.
An den Zarenhof kam Rasputin aufgrund der Krankheit des russischen Thronerben, die das bestgehütete Geheimnis des Zarenreiches war. Nach vier Töchtern hatte die Zarin 1904 zwar endlich den ersehnten Thronerben Alexei zur Welt gebracht, doch der Zarewitsch trug eine genetische Zeitbombe in sich. Er litt an der gefürchteten Bluterkrankheit – Hämophilie B –, die sich durch zahlreiche Heiratsverbindungen in fast alle europäischen Herrscherhäuser eingeschlichen hatte.
Die Erkrankung des russischen Thronfolgers war ein Staatsgeheimnis
Da bei einem „Bluter“ die natürliche Blutgerinnung gestört ist, konnten bei Alexei selbst kleinste Verletzungen zum Tod führen, medizinische Heilung gab es damals für diese Krankheit noch keine. In dieser Situation war die Zarin, die täglich um das Leben ihres Kindes bangte, empfänglich für den Wunderheiler aus Sibirien. Und Rasputin, das bezeugten Anhänger wie Kritiker, konnte dem Kind wirklich helfen.
Durch eine Mischung aus Hypnose und Suggestionskraft konnte Rasputin, so schien es zumindest, die gefürchteten inneren und äußeren Blutungen zum Stoppen bringen. Wahrscheinlich, so wird heute vermutet, versetzte Rasputin das kranke Kind durch Hypnose in einen Zustand der Tiefenentspannung, durch welchen die Blutungen gestoppt wurden. Restlos geklärt sind Rasputins wundersame Heilungen jedoch bis heute nicht, und selbst kritische Mediziner, die bei Rasputins Behandlungen anwesend waren, sprachen damals von Wundern.
Böse Gerüchte: Die Zarin soll Rasputins Geliebte sein
Rasputin wurde zum engsten Vertrauten der Zarin – und nutzte diese Stellung gehörig aus. Er entwickelte ein lukratives System der Postenvergabe in Regierung und Bürokratie und prahlte öffentlich, dass beides völlig unter seiner Kontrolle stehe. Der Zar, der aufgrund seines autoritären Stils sowieso schon höchst unbeliebt war, wurde in der breiten Öffentlichkeit nur mehr als Marionette in den Händen Rasputins wahrgenommen; die Zarin selbst, so wurde geschimpft, sei die Geliebte Rasputins.
Vor diesem Hintergrund planten Großfürst Dmitri, der Abgeordnete Purischkewitsch und Fürst Felix Jussupow, Rasputin zu ermorden. Sie lockten ihn in Jussupows´ Palais, servierten ihm vergiftete Kuchen, feuerten mehrere Kugeln auf ihn und warfen ihn schließlich in den Fluss.
Er prophezeite das Ende der Romanows
Rasputin hatte vor seiner Ermordung Todesahnungen gehabt. Er wisse, dass er bald ermordet würde, hatte er der Zarin gesagt und prophezeit: Wenn er von einem Bauern umgebracht werde, habe der Zar nichts zu befürchten. Werde er aber durch die Hand eines Familienmitgliedes des Zaren sterben, so würden der Zar, seine Frau und ihre Kinder innerhalb von zwei Jahren ebenfalls ermordet werden.
Zwei Monate nach Rasputins Ermordung brach am 23. Februar (julianischer Kalender) die Russische Revolution aus. Wenige Monate später, am 17. Juli 1918 wurden der letzte Zar, die Zarin und ihre fünf Kinder von den Bolschewiki exekutiert.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.