Gangart verschärft
Ägypten: Mordermittlungen gegen 250 Mursi-Anhänger
Nach den jüngsten gewaltsamen Zusammenstößen am Freitag wurden über 1.000 Anhänger der islamischen Gruppierung festgenommen. Landesweit waren über 170 Menschen der Gewalt am "Tag der Wut" wegen der blutigen Räumung zweier Lager von Mursi-Sympathisanten am Mittwoch zum Opfer gefallen.
In Kairo wurde am Samstag eine Moschee, in der sich Mursi-Anhänger verschanzt hatten, gewaltsam geräumt, größere Demonstrationen waren jedoch ausgeblieben. Die Islamisten wollen allerdings auch nach den blutigen Konfrontationen der vergangenen Tage ihre Proteste gegen die Übergangsregierung und das Militär fortsetzen. Für Sonntag kündigten sie neue Protestmärsche in Kairo an.
Regierung kritisiert internationale Berichterstattung
Insgesamt wurden seit Beginn der Ausschreitungen am vergangenen Mittwoch mehr als 750 Menschen getötet, darunter 57 Polizisten. Mustafa Hegasi, ein Berater von Übergangspräsident Adli Mansour, warf internationalen Medien vor, sie berichteten nicht über die Gräueltaten militanter Islamisten, beispielsweise über die Erstürmung der Polizeistation im Kairoer Bezirk Kerdasa, wo nach Behördenangaben Offiziere getötet und ihre Leichen geschändet worden waren.
UN-General Ban verurteilt "exzessiven Gewalteinsatz"
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte unterdessen den "exzessiven Gewalteinsatz" in Ägypten scharf. In einer am Samstag in New York veröffentlichten Erklärung nannte Ban Angriffe auf Kirchen, Krankenhäuser und öffentliche Einrichtungen inakzeptabel. "Ungeachtet des Leidens gibt es keine Rechtfertigung für die Zerstörung von Infrastruktur und Eigentum, was für die Zukunft Ägyptens so wichtig ist", hieß es darin weiter.
Ban rief die Konfliktparteien zu äußerster Zurückhaltung auf. Sie sollten sich um Deeskalation bemühen. Angesichts der Polarisierung der ägyptischen Gesellschaft würden die Regierung und die politischen Führer Mitverantwortung bei der Beendigung der Gewalt tragen. Der UN-General ließ erklären, dass die Vermeidung weiteren Blutvergießens für die Ägypter "höchste Priorität haben muss in diesem gefährlichen Moment".
Morales spricht von "Völkermord"
Boliviens Präsident Evo Morales sprach angesichts der Niederschlagung der Proteste der Muslimbrüder von einem "Völkermord". In den türkischen Städten Istanbul und Konya gingen tausende Menschen auf die Straße und verdammten die "Massaker" der Militärführung. Auch in Bern demonstrierten rund hundert Anhänger der Muslimbruderschaft. Im libyschen Benghazi wurde aus einem fahrenden Auto ein Sprengsatz auf das ägyptische Konsulat geworfen. Es entstand Sachschaden.
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