

Was hat die Frau gelesen, die als eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen im deutschsprachigen Raum gilt? Ingeborg Bachmanns private Buchsammlung ist nun für jeden interessierten Leser und für internationale Bachmann-Forscher zugänglich: als Leihgabe an der Universitäts-Bibliothek.
Seit Montag werden Kisten mit Büchern aus Ingeborg Bachmanns Elternhaus in der Henselstraße zur Bibliothek der Alpen Adria Universität gebracht. Knapp 5000 Titel bekommen dort einen eigenen Raum samt Tageslichtleseplätzen. „Die Bücher werden an der Universität genauso aufgestellt wie sie nach dem Tod Ingeborg Bachmanns, nachdem ihre Bücher von Rom nach Klagenfurt gebracht worden waren, in der Mansarde im Elternhaus in den Regalen standen“, so Katharina Herzmansky, die Kuratorin des Bachmann-Hauses, das derzeit zum Museum umgestaltet wird.
„Die vielen Titel geben nun Einblick in die Lesegewohnheiten der Ingeborg Bachmann und sind wichtig für die literarische Forschung“, betont Landeshauptmann Peter Kaiser, dessen einstige Studienkollegin, die Bibliotheksdirektorin Lydia Zellacher, den literarischen Schatz mit Freuden aufnimmt.
Im Jahr 1021 hat ja die Kärntner Privatstiftung um 500.000 Euro das Elternhaus der Ingeborg Bachmann samt Inventar und mit allen Büchern gekauft. Stadt und Land haben sich damals dazu verpflichtet, ein Museum aus dem Gebäude zu machen. Während derzeit eine Rampe gebaut, die Decke verstärkt und das Dach saniert wird, siedeln die Bücher an die Uni, was ein Leihgabevertrag für die nächsten 33 Jahre regelt.
Widmungen großer Köpfe
„Unter Bachmanns privaten Büchern findet sich viele gewidmete, beispielsweise von Paul Celan oder Heinrich Böll und vielen anderen. Diese Widmungen erzählen auch von ihrem Netzwerk“, so Kaiser: „Wir können stolz sein auf diese große Kärntnerin!“
„Ein Tag der Freude“ ist dies auch für Alexander Gerdanovits, den Leiter der Klagenfurter Kulturabteilung: „Die Bibliothek in der Mansarde war das Herzstück im Elternhaus. Dieses Herz an die Universität zu bringen, ist eine ideale Lösung.“
„Es fühlt sich an wie das Fundament des Wissens“, strahlt Katharina Herzmansky, die Kuratorin des entstehenden Bachmann-Museums in der Henselstraße. „Die Bücher werden hier aufgestellt wie in der Mansarde in der Henselstraße. So hat sie Ingeborg nie gesehen, denn erst nach ihrem Tod 1973 wurden ihre Bücher nach Klagenfurt gebracht und so in die Regale gestellt.“ Genauso sollen sie ab spätestens 2026 in einem eigens dafür gestalteten Raum in der Uni-Bibliothek präsentiert werden. „Der Forschungsbetrieb an den Büchern kann aber jetzt schon anlaufen“, so Jan Steinbrener, der Vizerektor für Forschung und Internationales an der Alpen Adria Universität.
Bachmann suchte die Spannung: Krimi-Vorliebe
Was las aber die große Literatin, die sowohl mit Lyrik als auch mit Prosa in die Literaturgeschichte einging? „Für viele ist sie hauptsächlich die, die sich mit dem Holocaust beschäftigt hat, aber die Privatbibliothek Bachmanns zeigt deutlich, wie gern sie Krimis las. Auch englische und amerikanische Literatur, Bücher über den Kolonialismus und über Sklaverei sind in ihrer Sammlung. Weltliteratur aller Kontinente hat Bachmann gelesen“, so Herzmansky. Natürlich verschlang Ingeborg Bachmann auch Bücher über Psychologie, Philosophie (sie hatte ja Philosophie studiert), Außenpolitik, Erziehungswissenschaften... „Sie war auf der Höhe ihrer Zeit.“
Die Bücher sollen zwischen Uni und Bachmann-Museum immer wieder einmal ausgetauscht werden. Angedacht ist auch, die Bücher zu digitalisieren.
„Das Museum in der Henselstraße wird am 27. Juni eröffnet, während des Bachmann-Wettbewerbes. Dort können auch keine Symposien stattfinden“, freut sich Landeshauptmann Peter Kaiser.
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