Tor gegen Schweden

Die “unglaubliche Geschichte” des Marc Janko

Sport
08.06.2013 09:58
Marc Janko hat schon eine Menge Tore in seinem Fußballerleben erzielt. Jenes am Freitagabend im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion gegen Schweden nimmt im persönlichen Ranking des österreichischen Teamstürmers aber einen ganz besonderen Ehrenplatz ein. "Das war eines meiner schönsten Tore, denn es hat eine unglaubliche Geschichte vollendet", freute sich Janko, der beim 2:1-Sieg im WM-Qualifikations-Schlager mit einem herrlichen Flugkopfball das 2:0 erzielt hatte.

Dass sich Janko dann mit einem T-Shirt mit dem Namenszug des durch die Lüfte fliegenden Comichelden "Superman" von Interview zu Interview vorarbeitete, rundete die Story nur noch ab.

"Katastrophale Zeit" bei Trabzonspor
Diese "unglaubliche Geschichte" begann am 17. Februar 2013. Jankos Arbeitgeber Trabzonspor verlor in der türkischen Meisterschaft gegen Fenerbahce Istanbul 0:3. Für Janko sollte es das letzte Spiel für dreieinhalb Monate bleiben. Denn Trainer Tolunay Kafkas, ein Ex-Mitspieler von Janko bei der Admira, verbannte den Österreicher ab diesem Tag gnadenlos aufs Abstellgleis.

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"Die letzten Monate waren eine katastrophale Zeit", fasste Janko die vergangenen Wochen kurz und bündig zusammen. Der 29-Jährige, der im 35. Länderspiel sein 15. Tor erzielte, musste sich abseits der Profimannschaft von Trabzon fit halten. Einer hat aber dabei nie auf ihn vergessen: Österreichs Teamchef Marcel Koller. "Er hat mich immer wieder angerufen und mir Mut zugesprochen", erzählte Janko.

"Bin dem Teamchef extrem dankbar"
Mit Mut zusprechen war es aber noch nicht getan. Stattdessen schickte Kollers ÖFB-Sportwissenschafter Gerhard Zallinger Janko einen speziellen Trainingsplan in die Türkei. Diesen setzte er offensichtlich vorbildlich in die Tat um. Der Dank an Koller fiel logischerweise dementsprechend herzlich aus. "Ich bin dem Teamchef extrem dankbar, dass ich das Vertrauen geschenkt bekommen habe. Ich denke, ich habe ihm mit diesem Tor ein bisschen etwas zurückgeben können."

Denn Janko weiß, dass diese Geschichte auch ganz anders hätte ausgehen können, falls das Experiment in die Hose gegangen wäre. "Ein paar Kritiker hatten bestimmt schon durchgeladen und die Schlagzeilen vorbereitet: 'Wie kann Koller Janko einberufen und dann auch noch von Anfang an spielen lassen?'"

Selbstbewusstsein stimmt
Der Torjäger selbst war von seinen Qualitäten stets überzeugt. "Ich bin hier sicher nicht nur das Maskottchen", hatte Janko zum Auftakt des Teamcamps in Stegersbach versichert. Und in den eineinhalb Wochen vor dem Schweden-Match überzeugte der 1,96-Meter-Riese dann Koller endgültig. "Janko hat die Trainingseinheiten sehr gut absolviert, war sehr spritzig und dazu hat auch noch seine Kopfballstärke für ihn gesprochen", argumentierte Koller.

Beim Torjubel ließ Janko dann seinen Emotionen freien Lauf. Zuerst klopfte er sich selbst auf die Schulter, danach rutschte er mit Gebrüll Richtung Cornerfahne. Ein Schrei, den Janko vor allem Richtung Türkei und Kafkas, mittlerweile Ex-Trainer von Trabzon, schickte. "Es ist schon eine ganze Menge Genugtuung dabei gewesen. Mein mittlerweile gefeuerter Trainer ist offenbar doch nicht ganz so richtig gelegen. Das war ein Gruß an ihn. Man sagt immer, dass der Fußball unglaubliche Geschichten schreibt. So war es auch diesmal wieder."

Dass Janko nun am Freitagabend ganz besonders im Mittelpunkt stand, das war ihm aber gar nicht so recht. "Man wäre falsch beraten, einen Einzelnen rauszuheben. Die ganze Mannschaft hat gefightet, gut gespielt und verdient gewonnen. Und das Wahnsinnspublikum hat es uns auch ein bisschen leichter gemacht", betonte er.

Lob von den Mitspielern
Auch die Kollegen freuten sich über das märchenhafte Comeback des ehemaligen ÖFB-Kapitäns. "Marc hat sich wirklich voll reingehaut. Er hatte einen schweren Stand gegen die schwedischen Innenverteidiger, hat sich nicht geschont und voll reingeknallt", sagte Martin Harnik, der Janko das Tor mit einer Maßflanke auflegte. Und auch David Alaba, der per Elfer das 1:0 erzielte, meinte: "Marc war überragend, er hat um jeden Ball gefightet, wollte jeden Kopfball für uns gewinnen. Das hat uns richtig gutgetan."

Janko war aber bei Weitem nicht der einzige, der Koller zu Dank verpflichtet war. Denn auch Robert Almer, Christian Fuchs, Emanuel Pogatetz und Marko Arnautovic standen trotz mangelnder Spielpraxis in der Startelf. "Wenn einem der Trainer das Vertrauen schenkt, dann will man das auch zurückzahlen. Wir haben unsere Sache gut gemacht", freute sich Kapitän Fuchs. "Ich wollte mir den Arsch aufreißen für die Mannschaft, und das habe ich auch getan. Ich ziehe den Hut vor dem Trainer", richtete Arnautovic dem Teamchef aus.

Janko verabschiedete sich mit Verdacht auf einen Muskelfaserriss in der Pause aus dem Spiel, das Wehwehchen sollte jedoch im Urlaub rasch verheilen. Sein Vertrag in der Türkei läuft noch bis 2015. Auch wenn alles auf einen vorzeitigen Abschied hindeutet ("Das war ja ein ganz gutes Bewerbungsvideo"), ganz ad acta gelegt hat Janko das Kapitel Trabzonspor noch nicht: "Wir suchen nach wie vor das Gespräch mit dem Verein. Wir versuchen das Problem für beide Seiten zu lösen."

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(Bild: KMM)



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