Auf dem Weg zur Energieautonomie gibt es in Vorarlberg zwar erste Erfolge, aber es bleibt trotzdem noch jede Menge zu tun. Die positive Entwicklung in den vergangenen Jahren macht aber Hoffnung.
Vergangenen Woche hat sich die Vorarlberger Energieszene in Dornbirn getroffen, um sich über den aktuellen Stand in Sachen Energieverbrauch und CO₂-Emissionen sowie generelle Trends auszutauschen. Das Positive vorweg: Die Richtung stimmt. In Europa und in Österreich beginnt der Energiebedarf zu sinken, während der Ausbau erneuerbarer Energieträger stetig voranschreitet. Das wirkt sich auf die CO₂-Bilanz aus: In den vergangenen Jahren sind die Emissionen in Österreich deutlich gesunken, allein von 2022 auf 2023 betrug der Rückgang fünf Prozent.
Signifikante Rückgänge auch in Vorarlberg
Auch Vorarlberg hat seine Emissionen reduziert, wie der kürzlich vorgestellte Monitoringbericht zeigt: Von 2021 auf 2022 betrug der Rückgang fünf Prozent, die noch nicht vollständigen Zahlen für 2023 lassen auf eine weitere Reduktion in der gleichen Größenordnung schließen. Trotz der Einschränkung, dass die vergangenen Winter sehr mild waren und das Wirtschaftswachstum an Dynamik verloren hat, scheinen also die gesetzten Maßnahmen zu fruchten. Dennoch müsse noch an vielen Schrauben gedreht werden, um die gesteckten Ziele zu erreichen, betont Energielandesrat Daniel Zadra (Grüne).
Das gelte insbesondere für den Ausbau der Erneuerbaren: „Unser Asset ist die Wasserkraft, aber wir müssen alle Potenziale heben und auch auf die Sonne, den Wind und die Erdwärme setzen.“ Neben der kontinuierlichen Reduktion des Energieverbrauchs wird Strom aus erneuerbaren Quellen die wesentliche Säule der Energieautonomie sein. Und diesbezüglich sieht es laut Christian Vögel, Leiter des Fachbereichs Energie und Klimaschutz, ganz gut aus: 2023 hat sich Vorarlberg fast vollständig mit erneuerbarem Strom versorgt, dank guter Erträge der Wasserkraftwerke, aber auch dank des massiven Photovoltaik-Zubaus von 100 Megawattpeak (das ist das Dreifache des Energieautonomie-Ziels für 2030).
Das Speichern von Strom als große Herausforderung
Für heuer zeichnet sich ebenfalls ein starkes Wasserkraftjahr mit einer hohen Eigenversorgung ab. Auch das bestätigt: Der Kurs in Richtung Energieautonomie 2050 stimmt, denn eines der drei Zwischenziele bis 2030 („Energieautonomie+ 2030“) besagt, dass die Stromversorgung in Vorarlberg zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden soll. Die Erzeugung von grünem Strom ist das eine, dessen Speicherung das andere. Die Stromproduktion in Vorarlberg stammt vorwiegend aus Wasserkraft – und mit überaus starken Zuwächsen aus der Sonnenenergie.
Beide Produktionsquellen liefern vor allem im Sommer Strom, während im Winter bei steigendem Strombedarf durch E-Mobilität und Wärmepumpen nach wie vor Strom importiert werden muss. Wie diese sogenannte „Winterstromlücke“ geschlossen werden kann, hat sich das Land Tirol in einer umfassenden Studie angeschaut. Die zentrale Erkenntnis: Mit einem Zubau umfassender Kapazitäten zur saisonalen Speicherung von Strom (etwa in Form von synthetischem Erdgas) wäre eine Eigenversorgung in einem „normalen“ Jahr zwar möglich, aber wesentlich wirtschaftlicher ist es, Strom zu importieren, wenn er im Ausland günstig erzeugt wird und die eigenen Speicher dann anzuzapfen, wenn der Strom teuer eingekauft werden müsste.
Überregionale, europäische Vernetzung
Diese Erkenntnis lässt sich im Grunde auch auf Vorarlberg übertragen, zumal ja das Geschäftsmodell der Illwerke-VKW auf den Verkauf teuren Spitzenstroms über Pumpspeicherkraftwerke ausgelegt ist – in die Speicher hochgepumpt wird das Wasser dann wieder mit günstigem „Alltagsstrom“. Damit am Ende tatsächlich ein Versorgungsrädchen ins andere greift, führt an einer noch stärkeren überregionalen, europäischen Vernetzung kein Weg vorbei.
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