Ach, übrigens...

Neun Nullen

Vorarlberg
08.09.2024 14:25

„Krone Vorarlberg“-Autor Harald Petermichl hat für die neueste Ausgabe seiner Kolumne „Ach, übrigens...“ das in weiten Teilen Europas bereits zu Ende gegangene Transferfenster unter die Lupe genommen. Besser gesagt die FIFA, die sich dazu etwas ganz Besonderes hat einfallen lassen.

Dass seit geraumer Zeit jedes FIFA-Turnier als das beste aller Zeiten angepriesen wird, und zwar längst, bevor überhaupt der erste Anpfiff erfolgt ist, stellt schon lange keine Neuigkeit mehr dar. Da Weltmeisterschaften aber (noch) nur alle vier Jahre stattfinden, muss sich die Propagandaabteilung des eingetragenen Vereins mit Sitz in Zürich auch dazwischen etwas einfallen lassen, um zu dokumentieren, wie toll man ist. Und logischerweise muss es dabei gar nicht um Fußball gehen, sondern darum, was der FIFA tatsächlich am Herzen liegt, nämlich Geld, Kohle, Zaster, Moneten, Marie, Penunzen oder Schotter. Da liegt es auf der Hand, dass man zum Ende der Sommer-Transferperiode den überaus starken Wirtschaftsfaktor Fußball präsentiert, indem man eine Statistik über die Transfersummen des Sommers 2024 veröffentlicht.

Bei der FIFA ist man wieder kreativ. (Bild: FABRICE COFFRINI)
Bei der FIFA ist man wieder kreativ.

Das doppelte Ländle-Budget
„International Transfer Snapshot“ nennt sich die Veröffentlichung, die für den Zeitraum vom 1. Juni bis zum 2. September eine Summe von umgerechnet 5,85 Milliarden Euro ausweist, welche die Vereine weltweit hin- und hergeschoben haben, um insgesamt 11.000 Kicker zu einem Vereinswechsel zu bewegen. Das ist zum einen gar nicht mal so wenig und zum anderen nur ein Teil des allgegenwärtigen monetären Wahnsinns, denn zudem beziehen begabte Fußballer, die von ihrem Talent leben, Gehälter, die in einzelnen exklusiven Fällen ganz knapp über dem gesetzlichen Mindestlohn liegen dürften. Doch selbst die fast sechs Milliarden sind, um das mal in Relation zu stellen, mehr als doppelt so hoch wie das aktuelle Budget des Landes Vorarlberg.

Engländer als Platzhirschen
Den Vogel schießt wie üblich die englische Premier League ab, in der laut FIFA 1,45 Milliarden hingeblättert wurden und wo selbst kleinere Clubs wie Ipswich Town oder AFC Bournemouth sich bemüßigt fühlten, in drei Monaten mehr als 100 Millionen für neue Spieler auszugeben, um nicht als peinliche Armenhäusler dazustehen. Dass es im Vorjahr mit 6,37 Milliarden noch mehr war, hilft nicht weiter, denn da mischte die saudi-arabische Liga erstmals kräftig mit. Interessanter ist da der Vergleich zu 2022, als man sich noch bei fast schon bescheidenen 4,3 Milliarden bewegte. So scheint es nur eine Frage der Zeit, bis erstmals ein zweistelliger Milliardenbetrag verkündet wird, möglicherweise schon nach einem der nächsten besten Turniere aller Zeiten. Man müsste schon ein hoffnungsloser Romantiker sein, um ernsthaft zu glauben, dass irgendwann eine Trendumkehr weg vom Fußball-Turbokapitalismus einsetzen könnte. Aber Hauptsache, die FIFA ist zufrieden.

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