"Wut der Muslime"

“Newsweek” macht sich mit Islam-Cover zum Gespött

Ausland
18.09.2012 20:08
Was erzürnt Muslime wirklich? Mit dieser Frage wollte das US-Nachrichtenmagazin "Newsweek" auf Twitter eine Islam-Debatte anregen. Anlass ist die aktuelle Coverstory "Die Wut der Muslime" in Zusammenhang mit den gewaltsamen Protesten gegen dem Mohammed-Schmähfilm. Doch statt einer Diskussion über wütende Muslime löste die Titelgeschichte ein wahres Verspottungs-Feuerwerk im Internet aus. Überwiegend junge Muslime wollen damit klarstellen, dass die wahrhaft Wütenden lediglich eine kleine Minderheit in der islamischen Welt sind.

In der umstrittenen Titelgeschichte stellt die bekannte Islam-Kritikerin Ayaan Hirsi Ali, ausgehendend von der Tötung des US-Botschafters in Libyen wegen des Films "Die Unschuld der Muslime", die Behauptung auf, dass "im Zeitalter der Globalisierung und Masseneinwanderung Intoleranz die Grenzen überschritten hat und das bestimmende Merkmal des Islam darstellt". Passend dazu sind am Cover von "Newsweek" wütende arabische Männer zu sehen. Darüber in fetten Großbuchstaben: "Die Wut der Muslime" - Ein Pauschalurteil, sind Kritiker des Artikels überzeugt.

Damit nicht genug, starteten die Social-Media-Verantwortlichen bei "Newsweek" zeitgleich mit der Veröffentlichung des Beitrags auf Twitter eine Umfrage. Unter dem Hashtag "#muslimrage" bekommen sie von Usern des Kurznachrichtendienstes seither auch zahlreiche Antworten auf die Frage, was denn Muslime wirklich erzürne - bloß sind es größtenteils nicht die Antworten, die sich das Magazin erhofft haben dürfte.

"Wenn die 72 Jungfrauen sich als Männer entpuppen"
Beschwerten sich zunächst noch viele Muslime über die ihrer Meinung nach negative und klischeehafte Darstellung ihrer Religion, wechselte die Tonart der zahlreichen Postings auf Twitter bald ins Sarkastische, und #muslimrage wurde binnen weniger Stunden zur neuesten Meme im Internet. "Ich bekomme muslimische Wut, wenn meine Haare toll aussehen und es keiner sieht", zwitschert etwa eine Libyerin mit Kopftuch. "Der Kellner hat mir nicht gesagt, dass ich Schweinefleisch esse. Ich war so wütend, dass mir das Weinglas aus der Hand fiel", schreibt ein junger Araber. "Muslimische Wut, wenn die 72 Jungfrauen sich als Männer entpuppen", scherzt ein anderer User.

"Ich bekomme muslimische Wut, wenn ich meinen Neffen am Flughafen verloren habe und ich nicht nach ihm rufen kann, weil sein Name 'Dschihad' ist", setzt eine andere Twitter-Userin der Newsweek-Umfrage die humoristische Krone auf. Ihr Beitrag zur muslimischen Wut wurde seither von Tausenden als bestes Wut-Posting "nachgezwitschert".

Auch US-Nachrichtenseiten spotten über Newsweek
Zahlreiche Nachrichtenseiten spendierten ihren Lesern bereits ein "Best of" der humoristischen Variante der muslimischen Wut. Und der Online-Nachrichtendienst "Gawker" ließ sich von der neuen Meme gar zu einer Fotostrecke inspirieren. Unter dem Titel "13 starke Bilder über muslimische Wut" heißt es da spöttelnd: "Es ist schwer, ein passenderes Bild als jenes auf dem Cover von Newsweek zu finden, um wirklich zu zeigen, wie überschäumend vor Wut Muslime ständig sind. Aber wir haben ein paar Bilder gefunden, die Sie in Angst und Schrecken versetzen werden." Darunter sind dann auf Fotos u.a. ein kleines ägyptisches Mädchen in einer rosafarbenen Jacke, irakische Breakdancer und ein verliebtes iranisches Pärchen zu sehen.

Muslime stellen klar: Mainstream besteht nicht aus Wütenden
Die Website will damit - wie auch die humoristischen Wut-Einträge auf Twitter - eigenen Worten zufolge zum Ausdruck bringen, dass die gewaltsamen Proteste der vergangen Tage lediglich von einer kleinen Minderheit der weltweit mehr als 1,5 Milliarden Muslime ausgegangen waren. Gewaltbereitschaft, Wut und Hass würden nicht – wie es Newsweek und die Islam-Kritikerin Hirsi Ali in der "reißerischen" Titelgeschichte implizierten – die Hauptströmung der islamischen Welt repräsentieren, so der Tenor der jungen Muslime.

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