Ein engagierter Arzt im Krankenhaus Eisenstadt beherrscht eine neue Operationstechnik, von der nun auch Menschen in Afrika profitieren.
Vor sechs Jahren arbeitete Bernhard Gasser (36), Facharzt für Orthopädie und Traumatologie, drei Monate lang in der Notaufnahme eines Township-Spitals in Kapstadt. Wenig Technologie, mehr direkte Diagnostik mit den eigenen Sinnen und Therapie mit einfachen Mitteln – diese Erfahrungen ließen ihn spüren, dass er wieder in einer Umgebung arbeiten will, die mit einem mitteleuropäischen Spital nicht vergleichbar ist.
Eines Tages machte eine Freundin den gebürtigen Salzburger auf Cosmas, einen Verein zur Förderung spitalsmedizinischer Entwicklungsarbeit aufmerksam. Seit über 20 Jahren besteht eine Zusammenarbeit mit dem Hospital Agostinho Neto in Praia auf der westafrikanischen Inselgruppe Kap Verde. Viele Einheimische dort leiden an einer Schulterinstabilität, die zum plötzlichen Verrenken der Schulter führt – etwa beim Anziehen eines T-Shirts.
Lernen fürs Leben
Hierfür wird eine Operation benötigt, die bisher nicht im Repertoire des dortigen Gesundheitssystems war. Eine OP, die Gasser aber beherrscht: „Meine Freude, mich im Team von Doktor Murtala Queita einbringen zu dürfen, war umso größer, als ich erfuhr, dass ich zur Lösung des Problems beitragen und vor Ort die Operationstechnik nach Latarjet vorstellen kann, damit die afrikanischen Ärzte sie eines Tages auch selbstständig beherrschen.“
Bei Gassers Ankunft wartete bereits der erste Schmerzpatient. Doch die CT-Bilder zeigten eine so weit fortgeschrittene Gelenksabnützung an, dass auch ein Eingriff 15 Jahre zu spät kam. Statt entmutigt abzureisen, blieb Gasser und lernte an der Seite von Doktor Queita, wie komplexe Frakturen mit Improvisation behandelt werden: „So sammelte ich Erfahrungen, die ich in Österreich niemals machen werde. Das stärkte mein Selbstvertrauen ungemein.“
Interkulturelle Zusammenarbeit
Schon wenige Tage später führte Gasser bei einem anderen Patienten die erste OP durch. Sein Co-Chirurg und er hatten einander noch nie zuvor gesehen. Trotzdem waren zwischen ihnen nur wenige Worte nötig, als sie mit gemeinsamem Verständnis für ihre Arbeit die Grenzen der medizinischen Versorgung hinter sich ließen. Kurz später erfolgte gleich der nächste Eingriff. „Das hervorragende Teamwork und die daraus entstandene Freundschaft haben mich so geprägt, dass ich mich schon auf eine längerfristige Kooperation freue“, so Gasser.
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