„Krone“-Interview

Rangleklods: Mit warmer Elektronik gegen die KI

Musik
20.04.2024 09:00

Unter dem Banner Rangleklods macht der Däne Esben Nørskov Andersen elektronische Musik, die zwischen artifiziellem Anspruch und zugänglichem Mainstream mäandert. Mit seinem neuen Album „Breathe In, Breathe Out“ spielte er unlängst in Wien und Linz. Mit der „Krone“ sprach er vorher, warum er seine Karriere nach langer Unterbrechung fortsetzt.

(Bild: kmm)

Als Esben Nørskov Andersen vor 14 Jahren ernsthaft zu musizieren begann, wählte er den inhaltsleeren Namen Rangleklods, um sich mit einem Alter Ego von seiner Privatperson abzusetzen. Schon die Single „Young And Dumb“ auf seiner Debüt-EP „Home“ sorgte für Aufsehen. Warme Elektronik, die mit einem Fuß in der analogen Welt stand und perfekt zwischen Wärme und Kühle changierte. Aus dem Soloprojekt wurde schnell ein Duo, weil er seine damalige Freundin (heute Ehefrau) Pernille Smith-Sivertsen ins Boot holte. Mit den Alben „Beekeeper“ (2012) und vor allem „Straitjacket“ (2015) brachten es Rangleklods zu erhöhter Aufmerksamkeit – zu der Zeit gab es auch schon Auftritte zwischen dem dänischen Roskilde und dem österreichischen Waves Festival.

Aus Rangleklods wurde schließlich Blondage, die Ausrichtung wurde kommerzieller und poppiger. Schon vor Einbruch der Pandemie bemerkten Andersen und seine Partnerin, dass man sich für ein gemeinsames Privat- oder Berufsleben entscheiden müsse – beides war nicht mehr zu bewerkstelligen. So blieb Blondage als Projekt von Smith-Sivertsen, in dem sich Andersen als Produzent austobt, während er Rangleklods wiederbelebte und gleich einmal von Corona ausgebremst wurde. Im Februar erschien mit „Breathe In, Breathe Out“ das erste Rangleklods-Album nach neun Jahren. Es knüpft klanglich mühelos an frühere Glanztaten ran, klingt aber auch zeitgemäßer und ist inhaltlich so sensibel und persönlich wie nie zuvor. Vor seinen Auftritten letzte Woche im Wiener Volkstheater und beim Linzer Stream Festival sprach der 39-jährige Däne mit uns ausführlich über Karriere und Leben.

„Krone“: Esben, deine Österreich-Premiere war 2012 im Zuge des Waves Festivals, danach ging es auch noch ein paar Mal ins WUK. Erinnerst du dich daran?
Esben Andersen/Rangleklods:
Natürlich! Es gab damals so einen dänischen Schwerpunkt und später war ich noch für ein paar Soloshows hier. Außerhalb Dänemarks gehört Österreich zu den Ländern, wo ich am häufigsten aufgetreten bin. Ich habe den Kontakt über Showcase-Festivals hergestellt. Der Auftritt im Volkstheater war gar nicht so sehr geplant, um mein neues Album „Breathe In, Breathe Out“ zu bewerben, sondern weil ich mal schauen wollte, wie aktuell gerade der Vibe ist. Ich komme aber immer gerne hierher zurück. Wien fühlt sich immer ein bisschen wie Heimkommen für mich an.

Eine richtige Heimat war vor mehr als zehn Jahren Berlin für dich. Du warst dort für einige Jahre. Zu einer Zeit, wo die Stadt ein Schmelztiegel für alternative Musikkultur war.
Die Stadt hat sich stark verändert. Damals war alles viel günstiger und die Leute kamen mit wesentlich weniger Geld über die Runden. Der Lifestyle von damals ist sicher noch da, aber nicht mehr in dieser Ausprägung. Ich verbrachte dort mitunter die besten Jahre meines Lebens, aber Berlin war vor allem deshalb wichtig, weil ich das erste Mal mutig genug war, mich dort als Künstler zu bezeichnen. Wien und Kopenhagen fühlen sich für mich sehr ähnlich an und in Dänemark habe ich es nicht geschafft, etwas zu veröffentlichen. Wenn du dich Künstler nennen willst, musst du das aber tun. In Berlin fiel es mir irgendwie viel leichter, diesen Schritt zu gehen. Die meisten meiner frühen Rangleklods-Songs habe ich dort geschrieben. Ich hatte dort in Kellern und halblegalen, abgerissenen Hütten meine ersten Live-Sets. Diese Atmosphäre trage ich noch heute mit mir herum.

Wann und warum bist du denn überhaupt nach Dänemark zurückgezogen?
Das muss so gegen 2012 gewesen sein, kurz vor Veröffentlichung meines Debüts. Ich bin zurückgezogen, weil ich in Berlin ein bisschen zu viel Spaß hatte und dann irgendwie nie mehr mit der Arbeit fertig wurde. Ich wollte mich beweisen und wusste, dafür brauche ich eine ruhigere Umgebung. Also habe ich die Kreativität von Berlin mitgenommen und in Kopenhagen umgesetzt.

Sind der Vibe einer Stadt und die Umgebung als solche für dich wichtig, um kreativ zu sein oder um unterschiedlich zu komponieren?
In vielerlei Hinsicht ist das für mich ein bisschen mysteriös. Manchmal wünschte ich mir, für ein paar Jahre woanders zu wohnen, aber ich toure so viel, dass es mir unheimlich wichtig ist, nach dem Aussteigen aus einem Flugzeug irgendwo Zuhause zu sein. Nach diesem Gefühl sehne ich mich. Manchmal bin ich aber neugierig darauf, wie ich klingen würde, wenn ich ein paar Jahre in London wohnen würde. Ich lasse mich von allem inspirieren und bin mir sicher, dass die Umgebung ausschlaggebend für den Sound ist. Eine Stadt, die Natur, das Reisen, das Lesen eines Buches – all das fließt bei mir ein.

„Breathe In, Breathe Out“ hast du erst vor wenigen Wochen veröffentlicht. Der Albumtitel kann in zwei Richtungen interpretiert werden. Einerseits aus einer persönlichen Warte, dass man lieber durchatmen und Dinge überdenken, als vorschnell entscheiden sollten. Andererseits aus einer globalen, dass es vielleicht bald nicht mehr so leicht ist, einfach ein- und auszuatmen …
Daran habe noch gar nicht gedacht, aber du hast nicht Unrecht. Ich bin jemand, der gerne offline ist. Das ist nicht so gut für meine Karriere, aber sehr gut für meine geistige Gesundheit. Ich verbringe mit Freunden und Familie lieber Zeit im echten Leben und sehe den Menschen in die Augen. Als ich am Album zu arbeiten begann, wollte ich dieses Mindset finden. Das Album wurde zum Mantra für mich, herunterzukommen und zu entspannen. Das meine ich persönlich und musikalisch. Ich habe viel zu viel Zeit damit verschwendet, Dinge zu tun, die ich nicht beeinflussen kann.

Ich wollte mich mehr darauf konzentrieren, was ich erschaffen und kreieren kann – und weniger fokussiert darauf sein, was andere machen und wie ich das machen könnte. Es war eine Reise in mein Inneres, um Frieden mit mir zu schließen und die Musik zu finden, die ich wirklich machen wollte. Es ist mit Abstand mein persönlichstes Album, wo meine innere Stimme am deutlichsten hörbar wird. Ich habe früher öfter einen Charakter gespielt. Manchmal mochte ich diesen Charakter nicht einmal, aber ich wollte Dinge aus einer anderen Perspektive erzählen. Dieses Mal lag mir so viel auf der Seele, dass ich nicht mehr vor mir selbst flüchten wollte.

Womit hat die Reise zu diesem Album begonnen? Mit welchem Song ging schlussendlich alles seinen Lauf?
Fünf Jahre lang habe ich mir sehr schwer damit getan, Songs fertigzustellen und organisch Musik zu kreieren. Ich wollte dieses Mal in mein Inneres hören und diese Stimme herauslassen, anstatt aktiv an ein gutes Album oder einen tollen Prozess zu denken. Das gelang mir nicht immer und es war auch nicht leicht, aber so bin ich und das kriege ich nicht mehr aus mir raus. Alles hat sich endlich wieder natürlich angefühlt. Ich mache schon ziemlich lange Musik und hier fühlte ich das erste Mal, dass alles fließt. Wenn ich mich hinsetze und Musik machen will, dann entsteht immer etwas. Ich kann gar nicht erklären, warum das funktioniert, aber es tut es. Ich überdenke Dinge nicht mehr so sehr, sondern mache sie einfach. So entstand das Album.

Je weniger du überdenkst und analysierst, desto purer und direkter fließen die Ideen aus dir raus.
Das ist zu 100 Prozent so. Viele Leute werden sich mit dem Album ein bisschen überfordert fühlen, weil es so viele Genres gibt. Da stimme ich auch zu, aber im Vergleich zu früher habe ich jetzt wenigstens jeden Song in einem Rahmen gelassen. Früher habe ich House-Music-Drums, Indie-Gitarren und Vocals im Stil der Doors vermischt - dieses Mal bin ich Song für Song vorgegangen, aber es gab einen klanglichen Strang, an dem ich mich entlang hantelte. Ich wollte dieses Mal eine Art musikalisches Tagebuch erschaffen mit all den Klängen, die mich im Alter von 18 bis jetzt faszinierten und faszinieren. Für mich war die Herangehensweise dadurch wesentlich klarer. Der Song „Your House“ ist meine Verbeugung vor der französischen House Music der späten 90er-Jahre á la Daft Punk. „Violently Patient“ klingt wie zeitgenössische UK-Elektronik und „Boys Don’t Cry“ geht Richtung 2010er-Jahre-Brit-Indie. Ich habe aber das Gefühl, dass mir die Verbindung dieser Substile gut gelungen ist.

Diese Substile kennt man von dir, aber sie wirken in sich sehr geschlossen.
Das ist der größte Unterschied zu früher. Meine Stimme und die Harmonien führen alle Songs zusammen, auch wenn die Produktion stellenweise sehr unterschiedlich klingt und mehrere Ären der Elektronikgeschichte vermischt. Es gibt aber einen gemeinsamen Boden, eine Verbindung und deshalb funktioniert das Album hier auch so geschlossen, obwohl es divers klingt.

Hast du auf diesem sehr persönlichen Album Probleme, Erfahrungen und Erlebnisse deiner jüngeren Vergangenheit versammelt. Und hast du dich während des Albumprozesses aus einer anderen Perspektive kennengelernt?
Zuerst zu deiner zweiten Frage: ich glaube ja. Es ist wie mit der Henne und dem Ei. Es ist klar, dass ich mich sehr stark mit meinem wahren Ich verbunden habe. So wie noch nie zuvor, aber in vielerlei Hinsicht habe ich mich auch mit der Seite von mir beschäftigt, die nichts mit Musik zu tun hat. Ich war extrem ehrlich, was die Kunst betrifft. Ich folgte meinen Instinkten und blieb offen. Ohne groß daran zu denken, haben sich die Texte der Zeit und dem Genre angepasst, wo sich der jeweilige Song verortet. „Your House“ dreht sich um eine Geschichte aus den späten 90er-Jahren. Es ist heute schwer zu glauben, aber damals war House Music total unbeliebt. Ich wuchs in einem kleinen Dorf in Dänemark auf, wo Kultur ein Fremdwort war und nichts passierte. Ich musste alles selbst finden und als ich im Sommer zu Freunden fuhr, lernte ich House kennen.

Das war die erste Musik, die nur mir gehörte – nicht meinen Eltern, nicht meiner Schwester. Zwei Kumpels von mir liebten die Musik auch und so feierten wir zu dritt Partys, wo wir nichts anderes hörten. Noch bis heute waren das die besten Partys in meinem Leben. Für mich hat diese Zeit etwas Schönes, weil alles gepasst hat. Das Leben war ungezwungen, wir hatten einfach Spaß und waren total frei. Andere Songs sind gegenwärtiger – in der Geschichte und auch in der Musik. Im Endeffekt kriegt man einen groben Einblick, was in meinen letzten ca. 20 Jahren so alles passiert ist.

Hast du dir jetzt das erste Mal erlaubt, in die Nostalgie zu verfallen? Ist das etwas, das mit Ende 30 auch mal okay ist?
Das habe ich mir erlaubt und gegönnt und es wäre dumm, es nicht zu tun. Man kann das Leben, das man als 19-Jähriger führte, nicht mehr wiederholen - es ist unmöglich. Ich habe wirklich sehr lange ein sehr junges Leben geführt und manche würden behaupten, ich führe mich heute noch auf wie ein 22-Jähriger. (lacht) Ich versuche aber nicht wieder 18 zu sein, sondern erinnere mich zurück und tauche in dieses Gefühl ein. Damals habe ich alles das erste Mal erlebt und das ist magisch. So geht das Leben aber nicht weiter. Heute geht es mir darum, mich selbst zu optimieren, gesund zu bleiben und möglichst viel Spaß zu haben. Das Leben ist heute viel komplexer, aber darin steckt auch Schönheit. Damals war ich komplett auf mich und meine Umgebung fokussiert. Ich liebte das, ich denke mich gerne dorthin zurück, aber ich möchte es nicht mehr genau so erleben.

Man war da, es war großartig, aber es muss irgendwann auch weitergehen.
Genau. Nostalgie hat etwas Trauriges an sich, wenn du nicht weitergehst. Hast du grundsätzlich aber eine nach vor gerichtete Einstellung ist nichts dagegen auszusetzen, gerne mal zurückzublicken.

Viele deiner Hörer würden dieses Album wahrscheinlich als Comeback bezeichnen. Siehst du das auch so, oder fühlt es sich – trotz der langen Abwesenheit von Rangleklods – eher wie eine Fortsetzung an?
Es fühlt sich für mich definitiv nach Comeback an. Das letzte Album „Straitjacket“ ist bereits neun Jahre alt. Im April 2020 habe ich eine Comeback-EP veröffentlicht, aber als die Pandemie über uns hereinbrach, hat sich das nicht wie eine Rückkehr angefühlt. Außerdem habe ich da noch gar nicht gewusst, wo ich musikalisch hin will, sondern einfach probiert und experimentiert. Ich habe jetzt die beste Musik seit mindestens neun Jahren gemacht. Zudem ist das jetzt wieder Rangleklods und dazwischen war ich auf einem seitlichen Pfad unterwegs. Es ist wie ein Marathon, zu dem ich nach neun Jahren wieder auf die Hauptstrecke zurückgekehrt bin, um das Rennen auch mal zu beenden. (lacht)

Dazwischen warst du vielleicht nicht fokussiert, aber auch nicht erfolglos. Mit dem Projekt Blondage mit deiner Frau Pernille hast du breitere Publikumsschichten erreicht als mit Rangleklods. Jetzt arbeitest du wieder ganz alleine.
Die Geschichte von Rangleklods ist schwer in einen vernünftigen Satz zu packen. Meine jetzige Frau war damals für knapp sieben Jahre meine Kollegin in der Band. 2019 mussten wir uns entscheiden, ob wir entweder als Paar zusammen bleiben, oder als Musiker – beides war nicht möglich, das hat uns irgendwann zu sehr eingeengt. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir es so lange schafften – mehr als es viele Bands gibt. Aber wir sind seit 17 Jahren zusammen und die Entscheidung war goldrichtig. Uns geht es als Paar besser denn je und wenn es um Musik geht, bin ich ein guter Einzelarbeiter. Ich mag Tipps, Hinweise und Ideen, aber am Ende will ich entscheiden und das kann ich bei Rangleklods tun. Habe ich mehr Lust auf Zusammenarbeit, dann gibt es dafür andere Projekte.

Ist Blondage damit zu Grabe getragen oder vorerst auf unbestimmte Zeit auf den seitlichen Pfad verlegt?
Blondage genießt derzeit eine Auszeit, aber wenn das Projekt wiederbelebt wird, ist es die Hauptspielwiese von Pernille. Wenn ich mich dort einbaue, dann maximal mit Produzententätigkeiten. Als wir uns musikalisch getrennt haben, haben wir das also so hingekriegt, dass für jeden von uns ein Projekt geblieben ist. (lacht) Das erleichtert das kreative Leben natürlich erheblich. Wir werden mit Blondage bald neue Songs aufnehmen, die wirklich komplett gut klingen, aber ganz von Pernille kreiert wurden. Wir können uns beruflich jetzt irgendwo in der Mitte treffen, müssen aber nicht. Nach dieser Lösung haben wir lange gesucht. Die klare Aufteilung der beiden Projekte erleichtert es uns auch, uns gegenseitig zu helfen. Wir haben immer dieselben Hochs und Tiefs erlebt.

Das bedeutet natürlich auch, dass wir beide die Tiefen genauso intensiv erlebten. Da ist dann keiner, der dich auffängt. Ich vertraue Pernille blind und vice versa. Jede Musik, die wir mögen und machen, mag auch der andere. So haben wir uns getroffen, so kamen wir zusammen und so wird es wohl für immer bleiben. Ich habe so viele Jahre nicht mehr alleine gearbeitet, dass ich mich teilweise gar nicht mehr an früher erinnere. Pernille versteht und akzeptiert aber, wie ich arbeite und das macht alles einfacher und angenehmer.

Gibt es auf „Breathe In, Breathe Out“ einen persönlichen Song, der dir aus Gründen besonders schwer von der Hand ging? Den du vielleicht so gar nicht mit der Öffentlichkeit teilen wolltest?
Es gibt wirklich keinen speziellen Song, der sich hier hervorhebt. Ich habe mir auf jeder Nummer die Erlaubnis gegeben, offen alles zu sagen, was mir am Herzen lag. Nichts auf der Welt kann diese Songs für mich seltsam gestalten. Wenn du persönlich schreibst, musst du offen dazu stehen und das kann ich ohne Umschweife. Ich habe mit Leuten nach der Fertigstellung gesprochen. Der Song „worldwideweb“ dreht sich in einer lustigen Art und Weise um meinen Sohn. „Alien“ hingegen ist die vielleicht seltsamste Nummer, die je über das Thema Schwangerschaft geschrieben wurde. Es geht darum zu verfolgen, wie dieses Wesen in dem Menschen wächst, den du am meisten liebst. Niemand würde auf den Inhalt kommen, aber wenn er erst einmal grob erklärt ist, ist es eigentlich ganz offensichtlich.

Nachdem dieses Album so weit von den anderen entfernt ist und zusätzlich noch so persönlich – wird es da nicht schwer, bei den Konzerten auf älteres Material zurückzugreifen, das teilweise aus ganz anderen Zeiten kommt?
Nein, ich will hier auf keinen Fall eine Abtrennung machen. Es ärgert mich, wenn andere Bands das tun. Ein Konzert ist eine große Feier einer ganzen Karriere und eines Lebens. Derzeit spiele ich zur Hälfte neues und zur Hälfte altes Material. Ich spiele sogar ein paar Songs von der allerersten EP, die ich gemacht habe. „Young And Dumb“ ist jetzt fast 14 Jahre alt und ich liebe es immer noch, diesen Song live zu spielen. Ich finde mich in diesem Text noch immer wider und die Menschen lieben den Song. Solange sich das nicht ändert, werde ich ihn immer spielen. Nur eben ein bisschen anders, als er am Album klingt. Es wird aber keine Jazz-Version, keine Sorge. (lacht)

Welche Lehren hast du aus den letzten Jahren während der Rangleklods-Pause gezogen?
Ich bin definitiv so präsent wie möglich, wenn es um das Erschaffen von Musik geht. Ich habe meine ganze Karriere lang sehr stark darunter gelitten, alles zu überdenken, aber das konnte ich mittlerweile abschütteln. Dadurch wurden die Songs besser und es macht mir viel mehr Spaß, Musik zu machen. Ich halte jetzt nicht mehr den Spiegel hoch, um mich in meiner eigenen Vergangenheit zu reflektieren, weil es nicht nötig ist. In den nächsten Jahren wird das umso wichtiger, weil die KI stärker durchdringt. Um gehört zu werden, muss man so persönlich wie möglich sein – musikalisch als auch textlich. Wenn deine Musik nicht mehr speziell und eigen ist, dann wirst du gegen den Computer verlieren. Das ist teilweise schon jetzt der Fall. Was auch immer passiert, lass es passieren.

Die Musikwelt wird immer mehr von der KI überrannt. Als Musiker ist man ohnehin dazu gezwungen, eigene Wege zu finden ...
Ich bin kein großer Fan der KI. Was mich so traurig macht ist, dass unter den ersten Dingen, die uns die KI nimmt, jene sind, die eigentlich Hobbys sind. Musik, das Schreiben etc. – warum haben wir die KI nicht so programmiert, dass sie uns lästige Arbeiten abnimmt? Wir haben uns etwas erschaffen, dass uns dort etwas nimmt, das wir gerne in der Freizeit machen. Wir sind schon sonderbar. Ich glaube aber auch, dass abgedrehte Musik besser wertgeschätzt wird. Wir werden bald extrem von Standardklängen und -beats überflutet werden, was aber menschlichen Musikern die Möglichkeit gibt, die persönliche Seite hervorzukehren. Man kann die KI auch als Chance begreifen und muss sie nicht sofort verteufeln. Bei jeder Revolution schließen sich Türen und öffnen sich Türen.

Es wird wichtiger denn je sein, live zu spielen – und zwar auf einer bedeutsamen Ebene. So, dass die Leute gerne Geld dafür bezahlen. Ansonsten werden wir alle nur mehr im Schlafzimmer aufnehmen, die Songs ins Netz stellen und nie mehr live auftreten. Bei einem Konzert wird die Musik so menschlich wie sonst nirgends und man muss sich in diese Menschlichkeit hineinwerfen. Glücklicherweise sind das alles Dinge, die ich immer schon so mache – also mache ich einfach weiter wie bisher. (lacht) Sollte ich mich adaptieren müssen, habe ich aber auch keine Angst davor. Zumindest nicht, solange ich Spaß daran habe.

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