In den burgenländischen Zuchtpferdeställen geht gerade die Post ab. Um für prachtvollen Nachwuchs zu sorgen, dürfen sich Hengste und Stuten beim „Natursprung“ gemeinsam vergnügen.
Die frühlingshaften Temperaturen lassen nicht nur die Libido der Frauen steigen, sondern auch das Testosteron, das Sexualhormon der Männer. Kein Wunder, dass sich da so mancher wie ein potenter Hengst fühlt. Auch die rossigen Stuten im Pferdestall von Heidelinde Schwab aus Strem bei Güssing sind ganz auf Liebe eingestellt, weilt doch seit kurzem ein echter Prachtkerl aus Salzburg unter ihnen.
„Firon“ heißt der 900 Kilogramm schwere Noriker-Tigerschecken-Hengst, der extra bis Ende Juni angemietet wurde, um 15 Stuten zu beglücken und mit ihnen getupfte Fohlen zu zeugen. Nicht durch künstliche Besamung, wie in der Pferdewelt immer häufiger praktiziert, sondern bewusst durch den „Natursprung“. Schließlich sollen die Rösser auch Spaß beim Sex haben.
Der richtige Zeitpunkt ist beim Akt entscheidend
Während Warmblut-, Araber- und Quarter-Horse-Stuten zwecks Befruchtung häufig gekühltes oder tiefgefrorenes Sperma eingeführt wird, wird bei Kaltblutrassen wie Norikern und Haflingern ein natürlicher Deckakt bevorzugt, weiß Veterinärmediziner Klaus Fischl aus Königsdorf. Damit dieser glückt, komme es auf den „perfekten Zeitpunkt“ an, sagt er:
„Um herauszufinden, ob eine Stute paarungswillig ist, nimmt der Hengst durch Beschnuppern Kontakt mit ihr auf. Ist sie bereit, duldet sie seine Nähe, bleibt ruhig stehen und lässt ihn gewähren. Nach ein, zwei Minuten ist der Akt auch schon wieder vorbei und im besten Fall ein Kind der Liebe entstanden. 14 bis 18 Tage danach lässt sich via Ultraschall sagen, ob es geklappt hat. Falls ja, kommt elf Monate später ein Fohlen zur Welt.“
Die Stute bestimmt, ob der Hengst zum Zug kommt
Doch es gibt auch sehr wählerische und widerspenstige Pferdedamen, die sich nicht mit dem Erstbesten zufriedengeben und allzu stürmische Anwärter abwehren:
„Passt so einer Stute ein Hengst nicht ins Beuteschema oder kann sie ihn nicht riechen, sollte er sich schleunigst vom Acker machen, wenn er von ihr keinen Tritt verpasst bekommen will, der sogar tödlich ausgehen kann“, schmunzelt Fischl, der auch im renommierten Zucht- und Ausbildungsstall von Heinz und Martina Winter in Rudersdorf gerade alle Hände voll zu tun hat. Rund 100 Spring- und Dressurpferde werden hier pro Jahr gedeckt. Aktuell geben sechs gekörte Deckhengste alles.
Ein Kerl außer Konkurrenz
Der getupfte „Firon“ aus Salzburg nimmt seinen Job indes gelassen. Nebenbuhler hat er keinen. Denn sein Vorgänger, der auf den Namen „Hoheit“ hörte, hat beim Deckakt im Vorjahr einen Schlaganfall erlitten und das Zeitliche gesegnet. Bleibt zu hoffen, dass „Firon“ in den nächsten Wochen nur den „kleinen Tod“ stirbt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.