Geheimdienstbericht da
Unglück in Baltimore: Erste Hinweise auf Ursache
Nach dem schweren Unglück in der Stadt Baltimore im US-Staat Maryland, bei dem ein Containerschiff eine Autobahnbrücke gerammt hatte, gibt es Hinweise auf die Ursache. Beim Schiff fiel kurz vor dem Aufprall die Steuerung aus.
Auf der Schiffstracking-Website Marine Traffic war zu sehen, dass das Containerschiff „Dali“ unter der Brücke über den Fluss Patapsco zum Halten kam. Beim Auslaufen aus dem Hafen habe der Antrieb des Schiffes ausgesetzt, berichtete ABC News unter Berufung auf als nicht geheim eingestufte Unterlagen des US-Geheimdienstes. Die Besatzung habe die Behörden darüber informiert, dass das Schiff manövrierunfähig sei.
Strom fiel zweimal aus
In sozialen Medien kursieren Aufnahmen, auf dem zu sehen ist, wie auf dem gesamten Schiff kurz vor der Kollision zweimal der Strom ausgeht. Daraufhin rammt der Frachter einen Brückenpfeiler, der einstürzt, worauf die gesamte Stahlkonstruktion in einer Wellenbewegung verzieht und abschnittsweise in den Patapsco stürzt.
Notruf ermöglichte Warnung an Autofahrer
Der Gouverneur von Maryland, Wes Moore erklärte, dass das Notsignal der Schiffsbesatzung es den Behörden noch ermöglicht hatte, den Verkehr auf der Autobahnbrücke einzuschränken, bevor das Schiff sie weitgehend zum Einsturz brachte. Den Behörden zufolge gibt es absolut keine Hinweise auf Terrorismus. US-Präsident Joe Biden erklärte, es gebe keinen Grund zur Annahme, dass das Unglück auf böse Absichten zurückzuführen sei. Moore betonte, dass die vorläufige Untersuchung auf einen Unfall hindeute.
Einige Autos befanden sich dennoch beim Einsturz auf der Brücke. Zudem befanden sich dort in der Nacht Arbeiter, die Beton-Ausbesserungen durchführten, erklärte der Verkehrsminister des Bundesstaats, Paul Wiedefeld. Mindestens sieben Fahrzeuge und mehrere Menschen stürzten in das eiskalte Wasser. Bisher zogen Rettungskräfte zwei überlebende Bauarbeiter aus dem Patapsco. Einer war laut örtlichen Behörden in sehr ernstem Zustand, er befindet sich im Krankenhaus. Aktuell wird noch nach sechs weiteren Menschen gesucht. Um möglichst viele Überlebende aus dem neun Grad Celsius kalten Fluss zu bergen, sind Feuerwehr, Rettungskräfte der US-Küstenwache und ein Taucherteam im Einsatz.
„Wie aus einem Action-Film“
Der Gouverneur von Maryland rief am Dienstag den Notstand aus. So können Hilfsmaßnahmen der Regierung nahe gelegenen Washington ermöglicht werden. Baltimores Bürgermeister Brandon Scott sprach von einer „unfassbaren Tragödie“ und schrecklichen Bildern „wie aus einem Action-Film“. Es müsse jetzt vor allem darum gehen, die Vermissten zu finden und den Betroffenen und ihren Familien beizustehen, sagte er vor Journalisten.
Die Besatzung des Schiffs, das unter der Flagge Singapurs fuhr, war nach Angaben der Eigentümer wohlauf. Es gebe keine Verletzten auf dem Schiff, hieß es in einer Mitteilung. Ursache der Kollision müsse noch ermittelt werden.
Reederei: „Wir sind entsetzt“
Bei dem Containerschiff handelt es sich Daten des Anbieters LSEG zufolge um die unter der Flagge von Singapur fahrende „Dali“. Sie war von der Reederei Maersk gechartert worden und sollte Dienstagfrüh aus dem Hafen von Baltimore nach Colombo auslaufen. Dort sollte sie am 22. April ankommen. „Wir sind entsetzt über das, was in Baltimore passiert ist“, teilte Maersk mit. „Unsere Gedanken sind bei allen Betroffenen.“ Das Schiff soll knapp 290 Meter lang sein.
Die 2,6 Kilometer lange, vierspurige Francis-Scott-Key-Brücke führte als Teil der Autobahn Interstate 695 südwestlich des Stadtzentrums von Baltimore über den Patapsco-Fluss. Sie wurde 1977 in der Industrie- und Hafenstadt an der US-Ostküste eröffnet und wird jedes Jahr von mehr als elf Millionen Fahrzeugen genutzt.
Hafen blockiert
Baltimore ist der verkehrsreichste US-Hafen für Autotransporte. 2023 wurden dort nach Angaben der Regierung von Maryland knapp 850.000 Autos und leichte Lkw umgeschlagen. Zu den Autobauern, die über Baltimore In- und Exporte regeln, gehören Toyota, General Motors und Volkswagen. Mehr als 40 Schiffe mussten nach dem Einsturz im Hafen bleiben. Mindestens 30 Schiffe waren noch auf dem Weg nach Baltimore.












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