Ein ungewöhnliches Projekt im Zeichen des Umweltschutzes: Aus Tierkörperverwertung wird Fernwärme. 85 Prozent der benötigten Wärme für Unterfrauenhaid liefert die Verwertung. Die Hintergründe.
Eineinhalb Jahre tüftelte der Vorstand der Energiegemeinschaft Unterfrauenhaid eGen mit der Marktgemeinde an der Umsetzung dieses Drei-Millionen-Euro-Projekts, das voll auf Nachhaltigkeit setzt. Nun ist es so weit.
Neuer Anfang
Ausgangspunkt ist die Tierkörperverwertung Burgenland, die jeden Tag fast 200 Tonnen in einem Trocknungsverfahren zu Knochenmehl und Fett verarbeitet. „Am Ende steht ein neuer Anfang“, lautet der Leitspruch. Denn die im Arbeitsprozess entstehende Abwärme soll künftig zu einem Heizwerk geleitet und so effektiv genutzt werden.
„Kluge Alternative“
Auf dem Betriebsstandort der Tierkörperverwertung wird dafür eine Wärmeauskopplungsanlage errichtet. „Die Einführung der Fernwärme in Unterfrauenhaid bietet eine kluge Alternative zu Gas und Öl. Endverbraucher profitieren von einer wartungsfreien Heizung und günstigen Tarifen. Sie sind vor Preisschwankungen auf dem globalen Markt sicher“, betont Alexander Freiberger, Obmann der Energiegemeinschaft.
Kunden ersparen sich zudem Instandhaltungs- und Schornsteinfegerkosten. Das Rohrnetz erstreckt sich über fünf Kilometer. Die Grabungen hatten im Sommer 2023 begonnen.
Sowohl das Heizwerk als auch das verlegte Rohrsystem sind so konzipiert, dass der gesamte Ort versorgt werden könnte.
Projektleiterin Stefanie Imre
70 Objekte dabei
Ans Netz angeschlossen werden alle öffentlichen Gebäude, eine Wohnsiedlung und private Haushalte. In der ersten Ausbaustufe betrifft das 70 Objekte. 85 Prozent der benötigten Wärme liefert die Tierkörperverwertung, der Rest kommt von einem Hackgutkessel, in dem Schadholz aus der Region verbrannt wird.
„Die aktuellen Entwicklungen zeigen deutlich, wie wichtig es ist, auf nachhaltige Lösungen zu setzen. Entsprechend groß ist der Zuspruch aus der Bevölkerung, die seit der Energiekrise die Versorgungssicherheit zu schätzen weiß“, erklärt Bürgermeister Thomas Niklos (ÖVP).
Kadaver für Industrie
Die Tierkörperverwertung verarbeitet übrigens jedes Jahr mehr als 50.000 Tonnen Kadaver, Abfälle von Schlachtern und abgelaufenes Fleisch aus Supermärkten. Die Endprodukte kauft die Industrie. Aus Tierfett entsteht Biodiesel und das Tiermehl, das fast so viel Wärmewert wie Braunkohle hat, findet Absatz in der Zementwirtschaft.
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