Die Bezirkshauptmannschaft Steyr-Land gab den Appellen von Landwirten nach und erteilte eine Genehmigung für die Abschüsse von mehreren jungen Höckerschwänen in Garsten. Tierschützer sind darüber empört und bieten den ins Visier geratenen Wasservögeln eine Umsiedlung samt Asyl an.
Die Bezirkshauptmannschaft Steyr-Land hat in Garsten fünf einjährige Höckerschwäne zum Abschuss freigegeben. Der Hintergrund: Eine Handvoll Landwirte hatte sich über zunehmende Schäden (mehrere tausend Euro) an Wiesen beschwert und die behördliche Zwangsanordnung angeregt.
Verkotete Wiesen
Die Population der Höckerschwäne sei am linken Ufer der Enns in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Bei einem Ortsaugenschein der Behörde seien in dem Gebiet Dutzende Schwäne festgestellt worden. Neben Fraß-Schäden würden Graspflanzen auch niedergetreten und verkotet, sodass diese nicht mehr ans Vieh verfüttert werden könnten.
Laut der Bezirkshauptmannschaft könne nur eine Kombination aus Zwangsabschüssen und Vergrämungen eine wirksame Eindämmung der Schäden an den landwirtschaftlichen Kulturflächen erwirken.
Der Höckerschwan ist nach Paragraf 1 der Oberösterreichischen Schonzeitenverordnung 2007 ganzjährig geschont.
Michaela Lehner, Juristin des Wiener Tierschutzvereins
Diese Entscheidung sorgt aber bei Tierschützern für Empörung: „Man muss Schwäne nicht sofort töten, wenn Probleme auftreten. Zunächst sollte doch einmal der Versuch unternommen werden, sie zu vertreiben“, sagt die pensionierte Lehrerin Doris Adami (66), die seit Jahren den Bestand der Wasservögel entlang des Ennsflusses dokumentiert.
Beschwerde gegen Bescheid
„Die meisten Menschen sind schockiert, wenn sie hören, dass Schwäne abgeschossen werden. Wir würden die in Garsten lästig gewordenen Tiere sofort bei uns aufnehmen“, erklärt Jürgen Stadler von der Pfotenhilfe Lochen. Auch Michaela Lehner vom Wiener Tierschutzverein schlägt vor, etliche Schwäne einzufangen und umzusiedeln.
Die Juristin hat gegen den Tötungsbescheid deshalb schriftlich Beschwerde erhoben. „Wir beantragen, mit gelinderen Mitteln vorzugehen – denn diese sind primär anzuwenden.“ Die Anordnung zum Zwangsabschuss gilt bis 31. Mai 2024. Lehner: „Das fällt auch in die Brutzeit der Schwäne!“
Der Schwan gilt für viele Menschen als besonderer Vogel. Er steht einerseits für Licht und Reinheit, symbolisiert andererseits das Lebensende. So werden etwa letzte Werke eines Künstlers oder letzte Worte eines Politikers als Schwanengesang bezeichnet. Ab der Antike wurde dem Wasservogel auch eine weissagende Kraft zugesprochen.
In Schwanenstadt sind Schwäne Teil des Stadtwappens, in Gmunden ist ein Schwan das Wahrzeichen. In Hans Christian Andersens Märchen wird aus dem hässlichen Entlein ein schöner Schwan, Tschaikowski widmete dem Tier sogar ein Ballett. Und in Garsten werden sie geschossen. . .
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