Hochstaplerin als Idol

Betrüger führte Jetset-Leben wie in TV-Krimiserie

Kärnten
29.02.2024 14:30

„Ich habe in einer Netflix-Serie gesehen, wie toll die Reichen und Schönen leben“, erzählt ein 26-jähriger Kärntner beim Prozess in Klagenfurt. „Und das wollte ich auch haben!“ Also wurde aus dem einstigen jungen Kommunalpolitiker ein Serienbetrüger, der im Privatjet flog und in schönen Hotels schlief - und alles ohne Geld.

Die deutsch-russische Hochstaplerin Anna Sorokin hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt: Denn sie hatte sich als Millionenerbin ausgegeben und so war es ihr gelungen, die New Yorker High Society zum Narren zu halten und ein Jetsetleben mit Designerklamotten, Privatpartys und Luxusreisen zu führen. Bis der Schwindel aufflog und Anna vor Gericht landete.

„Ich habe ihre Story in der Serie verfolgt“, schildert der junge Angeklagte. „Und ich wusste, von alleine werde ich nie viel Geld haben.“ Denn karrieretechnisch ist bei ihm seit der Matura nicht viel passiert; auch der Anlauf ins Politikerleben war bereits auf kommunaler Ebene rasch wieder beendet. Also gab sich der mittlerweile 26-Jährige als erfolgreicher Chef einer Werbeagentur aus, buchte Flüge nur noch im Privatjet und logierte in chicen Hotels.

Unter anderem gings nur für einen Tagesausflug nach Nizza. Und ein anderes Mal charterte er einen Jet, um von Klagenfurt nach Stuttgart zu fliegen. „Ich hatte kein Geld für den Zug“, erklärt er allen Ernstes. Richter Dietmar Wassertheurer schaut verdutzt: „Das meinen Sie aber nicht wirklich so oder?“ Offenbar schon. Denn der Ex-Politiker ist zwar geständig und auch reumütig - aber so ganz scheint er nicht zu verstehen, in welchen Schlamassel er sich da hineinmanövriert hat. Denn die gesamte Schadenssumme beträgt mehr als eine halbe Million Euro, wobei ein Großteil davon Stornogebühren verärgerter Airlines ist.

Betrüger hat bereits Buch geschrieben
Seine Verteidigerin Karin Kostan dürfte ihren Klienten durchschaut haben: „In der Serie um die Betrügerin zeigt sich, dass sie auch ihren Prozess und das Urteil medial vermarket hat. Mein Mandant hat in der U-Haft bereits ein Buch geschrieben. Auch er sucht nach einer Öffentlichkeit.“

Was in dem Buch zu lesen sein wird? Denn mit Sorokins Millionencoup kann der Kärntner nicht mithalten. Zumal in seinem Fall auch noch eine sehr tragische familiäre Komponente dazu kommt. Er ist Vater eines kleinen Kindes, das nun bei einer Krisenpflegefamilie untergebracht ist. Denn seit der Verhaftung des Vaters ist seine Frau unauffindbar - und er selbst bleibt längere Zeit hinter Gittern. Das Urteil beträgt nämlich 40 Monate Haft, dazu kommen weitere sieben Monate aus einer Vorverurteilung, ebenfalls wegen schweren Betruges. Die Strafe ist nicht rechtskräftig.

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