Mit Sonnenaufgang meldet das Team des Notarzthubschraubers „Christophorus 10“ in Linz-Hörsching an die Zentrale: „einsatzbereit“. Dann hebt der Heli durchschnittlich dreimal pro Tag ab. Die „Krone“ war vor Ort - so läuft ein Einsatz der fliegenden Lebensretter ab.
Mitten im Gespräch mit der „Krone“ piepst plötzlich der Alarm an der Außenwand des Hangars in Linz-Hörsching. Pilot, Flugretter und Notarzt schauen auf: „Christophorus 10“ wurde alarmiert, es geht los.
Das Dreier-Team klemmt die Helme unter die Achsel und marschiert zum Hubschrauber. „Gelaufen wird nicht bei uns“, sagt Pilot Wolfgang Hießböck (53), der an diesem Tag am Boden bleibt. „Denn wenn jemand stolpert und sich das Kinn aufschlägt, hat niemand etwas davon.“
Innerhalb von drei Minuten in der Luft
Niederkappel, interner Notfall – das wissen die Einsatzkräfte diesmal von der Alarmierung. „Alles Weitere erfahren wir im Flug“, erklärt Hießböck, während zwei Kollegen bereits im Hubschrauber sitzen. Der dritte steht noch draußen und gibt dem diensthabenden Piloten Zeichen. „Er kontrolliert, ob Feuer aus den Turbinen kommt, dann steigt er ein“, so der 53-Jährige. Nach der Freigabe durch den Tower – es ist bereits ohrenbetäubend laut – hebt der Heli ab.
Innerhalb von drei Minuten ist die Crew in der Regel in der Luft, wo der Rettungshubschrauber mit einer Geschwindigkeit von bis zu 230…km/h in meist zehn bis 15 Minuten den Unfallort erreicht. Durchschnittlich drei Einsätze werden vom Stützpunkt in Hörsching aus auf diese Weise pro Tag absolviert. Häufigster Grund sind internistische und neurologische Notfälle wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle, auf die österreichweit beinahe die Hälfte aller Flugrettungseinsätze entfällt. Viel Arbeit haben die fliegenden Retter auch mit Unfällen bei der Arbeit, beim Sport, in den Bergen oder im Straßenverkehr.
Dreier-Team
Geflogen wird immer zu dritt, dafür arbeiten mehrere Organisationen zusammen: Pilot Wolfgang Hießböck ist ÖAMTC-Mitarbeiter, die Flugretter – quasi die Notfallsanitäter der Lüfte, aber mit erweitertem Aufgabenbereich – kommen vom Roten Kreuz, die Notärzte stellt das Kepler Uniklinikum. Für die Einsätze zahlt in der Regel die Sozialversicherung, das Land OÖ schießt jenen Teil der Kosten zu, die dadurch nicht abgedeckt werden. Bei alpinen Sportunfällen müssen die Patienten jedoch selbst 90 Euro pro Flugminute berappen, was sich auf bis zu 5000 Euro aufsummieren kann.
Die Sonne bestimmt die Arbeitszeiten
„Fliegen an sich ist schön. Das mit Helfen verbinden zu können, ist schon ein Traumberuf“, sagt Hießböck über seinen Job. Schöne Momente? „Wir bekommen manchmal Briefe, wo sich Patienten bedanken oder uns zu ihrem ,zweiten Geburtstag‘ einladen.“
Die Arbeitszeit des Piloten richtet sich nach den Sichtverhältnissen: Hießböck ist von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang im Dienst. Eine halbe Stunde davor sind er und die anderen Teammitglieder bereits am Stützpunkt, um alle Vorbereitungen zu treffen. „Damit wir mit Sonnenaufgang an die Zentrale melden können: ,einsatzbereit‘.“
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