„Hat mich verarscht“

Psychiater gestalkt: Schreitirade vor Gericht

Gericht
16.02.2024 14:12

Nicht einen Satz bringt Herr Rat im Wiener Landesgericht heraus, ohne dass der Angeklagte ihm schreiend ins Wort fällt. Der 55-Jährige soll ein Jahr seinen Psychiater gestalkt und bedroht haben. Und auch das Zusammentreffen vor dem Verhandlungssaal mit dem Arzt verläuft alles andere als reibungslos. 

Ein 55-Jähriger hat im Landesgericht Wien noch nicht einmal auf dem Anklagestuhl Platz genommen, da forderte er schon: „Kann ich auch mal etwas dazu sagen?“ Den Richter ließ er danach nur noch spärlich zu Wort kommen. Mit Mühe und Not konnte er die Generalin des bisher unbescholtenen Pensionisten abfragen.

Erfolglose Befragung des Richters
Immer wieder beginnt der Wiener laut von seiner schrecklichen Kindheit zu erzählen. Wie seine Mutter starb, als er sechs Jahre alt war, er danach im Heim misshandelt wurde - auch der Grund, warum er in Therapie war. Weil er auf die Fragen des Richters so gut wie nicht eingeht, halt dieser nur resigniert, die Strafanträge gegen den Angeklagten in die Höhe: „Und was sagen Sie dazu? Stimmt das?“ - „Ja, das hab ich alles gesagt.“

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Der war drei Jahre lang mein Psychiater, der hat mich nur verarscht. Der hat mir nur Geld abgenommen.

Angeklagter über seinen Therapeuten

Über ein Jahr hinweg soll der 55-Jährige seinen Therapeuten gestalkt und gedroht haben. „Der war drei Jahre lang mein Psychiater, der hat mich nur verarscht. Der hat mir nur Geld abgenommen“, entrüstet er sich. Immer wieder habe er den Arzt angerufen, vor seiner Praxis gewartet und ihm anscheinend auch mit der Polizei gedroht. 

Gutachten nach Ausraster vor Gericht
Denn in den Augen des Pensionisten ist sein Psychiater ein Krimineller: „Er hat mich hingestellt, als einen Kinderverzahrer, einen Pädophilen.“ Deswegen will er auch acht Jahre von den Behörden observiert worden sein. „Ich tue niemandem was. Ich bin der liebste Mensch“, schreit der Angeklagte dem Richter entgegen. Der nach 15 Minuten aufgibt: Vertagt für ein psychiatrisches Gutachten zur Klärung, ob der Wiener zurechnungsfähig ist.

Zum neuen Termin hat er nur eins zu sagen: „Da bin ich nicht da.“ Er fliege nach Afrika, um dort seine zukünftige Frau zu heiraten. „Ich komm‘ nicht mehr nach Österreich zurück!“ - er steht auf und geht.

Die Aufregung im Wiener Landesgericht ist damit aber keineswegs vorbei. Vor dem Saal sitzt nämlich der ehemalige Psychiater des Angeklagten. Aber mal beginnt eine Schreitirade. Bis der Richter einschreitet, den Zeugen aus Schutz in den Verhandlungssaal holt, bis der 55-Jährige nicht mehr in Sichtweite war.

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