Mücken als Überträger

Das West-Nil-Virus ist in Europa auf dem Vormarsch

Wissenschaft
15.02.2024 07:16

Das West-Nil-Virus breitet sich zunehmend in Europa aus. Betroffen von dieser Entwicklung sind vor allem der städtische Raum und Gebiete, wo intensive Landwirtschaft betrieben wird. Auch bei uns kann man sich mit diesem Erreger anstecken.

Meist infiziert das West-Nil-Virus Vögel, selten auch Menschen. Überträger sind Stechmücken. „Das Risiko in Österreich, an West-Nil-Fieber zu erkranken, ist aber nach wie vor gering“, beruhigt die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).

„2023 wurde in Österreich ein einziger Fall gemeldet, die betroffene Person hat sich höchstwahrscheinlich in Italien infiziert“, so die AGES: „In Österreich gab es auch bisher keinen Todesfall beim Menschen.“ Rund 80 Prozent der Infektionen beim Menschen bleiben in der Regel unbemerkt, weil sie keine Symptome verursachen. Knapp 20 Prozent der Betroffenen werden von grippeähnlichen Symptomen heimgesucht, bei sieben von tausend infizierten Menschen kommt es zur „West-Nil-Virus-assoziierten Meningoenzephalitis“ (Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute, Anm.).

Übertragung über Gelsenstiche
Ein Forscherteam um Lu Lu von der University of Edinburgh (Schottland) hat die Entwicklungs- und Verbreitungsgeschichte des West-Nil-Virus (WNV) in Europa nachgezeichnet. Das West-Nil-Virus wird durch Gelsenstiche übertragen. Normalerweise zirkuliert es zwischen blutsaugenden Stechmücken und Vögeln, die seine „Hauptwirte“ sind. Menschen und andere Säugetiere, insbesondere Pferde, können aber auch daran erkranken, erklärt die AGES: „Sie stellen jedoch eine Sackgasse für das Virus dar.“ Von Menschen und Pferden kann das Virus nicht mehr in Stechmücken gelangen und somit auf keinen weiteren Menschen oder ein Pferd übertragen werden.

Das West-Nil-Virus zirkuliert seit den 1960er-Jahren in Europa, berichten Forscher im Fachjournal „Plos Pathogens“.

Eine besonders hohe Ausbreitungsgeschwindigkeit habe sich gezeigt, wo intensive Landwirtschaft betrieben wird. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass dort Vogelarten leben, die oft mit dem West-Nil-Virus infiziert sind. Das Virus verbreitet sich auch entlang der Flugrouten von Zugvögeln.

Außerdem würde das Virus „tendenziell von Gebieten mit hohem Verstädterungsgrad angelockt“, schrieben die Forscher. Dort gebe es durch menschliche Veränderungen ein starkes ökologisches Ungleichgewicht, eine von der Artenvielfalt her wenig ausgeglichene Mückengemeinschaft und vermehrt „Gemeine Stechmücken“ (Culex pipiens).

Überwachung ist das A und O
Die Forscher raten aufgrund ihrer Studienergebnisse dazu, „eine verbesserte Überwachung zur frühzeitigen Erkennung einer weiteren Ausbreitung auf Gebiete mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung und Lebensräume von Zugvögeln“ einzurichten. Außerdem solle man städtische Regionen vermehrt Aufmerksamkeit schenken.

In Österreich wird bereits seit einigen Jahren ein bundesweites Gelsen-Monitoring betrieben, heißt es von Seiten der AGES. Zudem startete mit Anfang 2024 ein neues Überwachungsprojekt namens „OH SURVector“, das von der EU gefördert wird.

Österreichweit werden dazu 60 Fallen von Mai bis Oktober für jeweils 24 Stunden in der ersten und dritten Woche des Monats aufgestellt, und zwar vor allem im städtischen Raum, berichten die Experten der AGES. Denn dieser wäre ein vorteilhafter Lebensraum für den Hauptüberträger, nämlich die Gemeine Stechmücke „Culex pipiens“.

Einen vorbeugenden Impfstoff gebe es für Menschen leider nicht, so die AGES. Das einfachste Mittel zur Vorbeugung von Infektionen sei es daher, Gelsenstiche zu vermeiden.

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