16.000 Euro Schaden

Bekannten mit sexueller Orientierung erpresst

Gericht
05.01.2024 18:00

Tausende Euro borgte ein 33-Jähriger einem jungen Mann. Anstatt das Geld zurückzuzahlen, erpresste der 22-jährige Wiener noch mehr Geld: „Er hat mir ein paar Mal gedroht, dass ich ihm Geld überweisen soll, sonst erzählt er meiner Familie von meiner sexuellen Orientierung“, erinnert sich das Opfer - denn zuvor führten die beiden Männer eine Beziehung ... 

Nur sehr zögerlich beantwortet ein 22-Jähriger die Fragen des Richters zu seiner Beziehung mit einem elf Jahre älteren Mann: „Von meiner Seite waren das nur freundschaftliche Gefühle.“ Und nach hartnäckigem Nachhaken: „Er hat mir Anzeichen gegeben, dass er andere Dinge wollte. Er hat mich angegriffen.“ Die Befragung bewegt sich langsam in Richtung Anklageschrift. 

2000 Euro mit Outing-Drohung erpresst
Denn die Staatsanwaltschaft wirft dem jungen Wiener vor, er habe sich über 14.000 Euro von einem 33-Jährigen ausgeborgt - mit dem er 2018 eine sexuelle Beziehung pflegte. Zurückgezahlt hat der Angeklagte das Geld aber nie. Stattdessen drohte er dem Flughafen-Mitarbeiter, ihn bei seiner Familie und Arbeitsstelle als Mitglied der LGBTQ+-Community zu outen, sollte er ihm nicht noch mehr Geld überweisen, erschlich sich so über 2000 Euro. 

Vor Richter Daniel Rechenmacher zeigt sich der 22-Jährige unwissend: „Es war kein Problem, dass ich mir das Geld ausgeborgt habe. Man hat sich am Anfang gut verstanden, aber dann nicht mehr.“ Der Kontakt brach ab, Zahlungen gab es keine mehr. Herr Rat gibt dem jungen Mann noch einmal die Chance, seine Version zu überdenken: „Es gibt meiner Meinung nach auch eine andere Erklärung: Man ist jung, braucht Geld und nutzt den einfach aus.“

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Du weißt, was dann passiert. Viel Spaß am Flughafen und mit deiner Familie, wenn sie das erfahren.

Solche Nachrichten schrieb der Angeklagte dem Opfer.

Darauf deuten auch Chatnachrichten hin, die ausführlich vorgelesen werden. Immer wieder urgierte der Angeklagte: „Überweis mir jetzt das Geld! Überweis mir 500 Euro!“ Und als sich der 33-Jährige weigerte: „Du weißt, was dann passiert. Viel Spaß am Flughafen und mit deiner Familie, wenn sie das erfahren“, drohte der Wiener.

Geld und Handyverträge gegen Sex
Details zu der Vorgeschichte kann der Zeuge im Landesgericht Wien liefern: Die beiden Männer lernten sich über ein Datingportal für Homosexuelle kennen, der jüngere habe sexuelle Leistungen gegen Geld angeboten. Aus Gutmütigkeit überwies der 33-Jährige auch unabhängig davon noch Beträge an den Angeklagten: „Er hat gesagt, wenn er Arbeit findet, gibt er es mir zurück.“ Damit nicht genug, schloss er auch einen Handyvertrag inklusive Smartphone für ihn ab - bezahlte auch das. 

2020 kippte die Beziehung dann. „Er hat mir ein paar Mal gedroht, dass ich ihm Geld überweisen soll, sonst erzählt er meiner Familie von meiner sexuellen Orientierung“, erinnert sich das Opfer. Insgesamt 16.516 Euro sei ihm der 22-Jährige schuldig. 

„Nachvollziehbar, dass Ihnen das peinlich ist“
Das stimme teilweise, reagiert dieser auf die Zeugenaussage mit gesenktem Kopf. Eine Reaktion, die Richter Rechenmacher als „sehr bezeichnend“ einordnet. „Dass Sie das nicht sagen möchten, weil es Ihnen peinlich ist, dass Sie als Jugendlicher Geld mit sexuellen Diensten verdient haben, finde ich nachvollziehbar. Da waren doch aber noch einige andere Dinge, die nicht zusammengepasst haben“, begründet er den Schuldspruch im Sinne der Anklage. Wegen schweren Betrugs und Erpressung fasst der Wiener 12 Monate bedingte Haft aus, muss 720 Euro Geldstrafe zahlen. Auch die Schulden bei dem Opfer muss er zur Gänze begleichen.

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