Aktivistin erzählt:

„Fast unmöglich, in Israel zum Frieden aufzurufen“

Ausland
22.12.2023 16:59

Nicht nur in Russland, sondern auch in Israel müssen sich Kriegsgegnerinnen und Kriegsgegner vor der Polizei und Justiz in Acht nehmen. „Man muss sehr vorsichtig sein. Es ist im Moment fast unmöglich, in Israel zum Frieden aufzurufen“, sagt Aktivistin Roni. Sie berichtet von Festnahmen, Schikanen und gar Todesdrohungen.

Roni selbst sei am 9. November zusammen mit 17 weiteren Aktivistinnen und Aktivisten bei einer Demonstration in Jaffa festgenommen worden. Überprüfte Aufnahmen zeigen, wie die Sicherheitskräfte handgreiflich werden und den Demonstrierenden die Schilder abnehmen. Seit Beginn des Krieges soll es fast 300 Verhaftungen gegeben haben, berichtete die Organisation Adalah, die sich für den Schutz der palästinensischen Bevölkerung in Israel einsetzt. Zahlreiche arabische Israelis seien wegen der „Unterstützung terroristischer Organisationen“ oder „Aufstachelung zum Terrorismus“ angeklagt worden.

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Der Staat interpretiert jede Unterstützung für Gaza als Unterstützung des Terrors.

Hassan Jabareen, Leiter einer Organisation, die sich für die palästinensische Bevölkerung einsetzt

Neue aktivistische Wege
Überhaupt soll die Polizei mit „brutaler Gewalt“ gegen Protestierende vorgehen und Anti-Kriegs-Kundgebungen oft untersagen. „Der Staat interpretiert jede Unterstützung für Gaza als Unterstützung des Terrors“, sagt der Leiter von Adalah, Hassan Jabareen. 

Die 24-jährige Roni und ihre Mitstreiterinnen sowie Mitstreiter suchen derzeit nach Wegen, um die Restriktionen der Polizei zu umgehen. So hat die Gruppe beispielsweise keinen Namen, weil sie es für sicherer hält, anonym zu bleiben. Die Aktivistinnen und Aktivisten halten Mahnwachen oder kleinere Kundgebungen ab, bringen aber meist keine palästinensischen Flaggen mit, da diese oft Aggressionen auslösen.

Aktivistinnen und Aktivisten in Israel erinnern mit Fotos an die getöteten Zivilpersonen im Gazastreifen. (Bild: AFP)
Aktivistinnen und Aktivisten in Israel erinnern mit Fotos an die getöteten Zivilpersonen im Gazastreifen.

„Andersdenkende werden mundtot gemacht“
Bereits vor dem Krieg protestierte die Gruppe gegen die extrem rechte israelische Regierung. Allerdings soll das Vorgehen der Behörden gegen Aktivistinnen und Aktivisten härter geworden sein. „Andersdenkende werden mundtot gemacht“, sagte auch Noa Sattah, Leiterin einer Bürgerrechtsorganisation in Israel.

Sie müssen sich derzeit nicht nur von der Justiz und Polizei in Acht nehmen, sondern auch vor der Öffentlichkeit. „Die Leute sagen uns, es sei eine Schande, diese Proteste zu veranstalten“, sagt Roni. Sie werde als Verräterin beschimpft und im Internet mit dem Tod bedroht. Sogar alte Freundinnen und Freunde aus ihrer Heimatstadt hätten ihr hasserfüllte Nachrichten geschickt. „Ich hoffe, du und deine Familie werden vergewaltigt und nach Gaza verschleppt“, heißt es beispielsweise in einer Nachricht.

Polizeichef Kobi Shabtai hat bereits damit gedroht, Antikriegsdemonstrierende in den Gazastreifen zu schicken. Aufgeben will die 24-Jährige aber nicht. „Um jetzt überhaupt noch auf die Straße gehen zu können, müssen wir uns bei dem, was wir sagen, zurückhalten. Man darf nicht den Eindruck erwecken, als würde man Sympathie für Gaza hegen.“

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