Hilfseinsatz im Tschad

Geflüchtet: Wie sich ein Frühchen ins Leben kämpft

Ausland
25.12.2023 10:00

800 Gramm, ein Häufchen Leben: Mikaela überlebte dank freiwilliger Helfer ihre Frühgeburt in einer der dafür wohl ungünstigten Region der Welt - im Osten des Tschad, wo ca. 450.000 Flüchtlinge leben. Darunter Muhammad (5), der ganz allein sich und seine erst sechs Monate alte Schwester dorthin gerettet hat. Wo Kinder ums Überleben kämpfen.

Im Tschad leben derzeit schätzungsweise 450.000 Menschen - geflüchtet aus dem vom Krieg zerrütteten benachbarten Sudan: Dort eskalierte im April ein Konflikt zwischen sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF). Seitdem wird in vielen Teilen des Landes erbittert gekämpft, die Lage im Sudan und den Nachbarländern ist katastrophal.

In den Geflüchtetencamps im Tschad sind Helfer wie jene von „Ärzte ohne Grenzen“ im Einsatz, die eine medizinische Grundversorgung aufrechterhalten wollen. Die Helfer betreiben etwa in der Stadt Adre ein Spital.

„Patienten berichten uns von massiver Gewalt“, berichtet „Ärzte ohne Grenzen“-Geschäftsführerin Laura Leyser, „von Massentötungen, Vertreibungen und Plünderungen. Unter ihnen sind u.a. auch Frauen, die allein mit ihren Kindern die Flucht ergriffen haben, und Menschen, die Leichen auf den Straßen liegen sahen.“ 

Zitat Icon

Eine Geschichte, die mich besonders berührt hat, ist die von Muhammad: Nachdem seine Mutter getötet wurde, ist der Fünfjährige allein mit seiner erst sechs Monate alten Schwester geflüchtet.

Ärzte-ohne-Grenzen-Geschäftsführerin Laura Leyser (Bild: HERWIG PRAMMER)

Laura Leyser, Geschäftsführerin von „Ärzte ohne Grenzen“

Bruder (5) rettet kleine Schwester
Unter jenen Schicksalen, die Leyser besonders berührt haben, ist jenes des kleinen Muhammad: „Der Fünfjährige ist alleine mit seiner kleinen Schwester, die erst sechs Monate alt ist, aus dem Sudan geflüchtet.“

Leyser: „Nachdem die Mutter der Kinder in ihrem Zuhause in El-Geneina getötet wurde, rannte Muhammad anderen fliehenden Menschen nach, bis er in Adre ankam. Das Baby trug er die ganze Zeit“, erinnert sich Leyser. „Unser Team im Krankenhaus in Adre versorgt sie nun mit allem, was sie brauchen.“

Frühchen kämpft sich durch
Und auch die Mutter der kleinen Mikaela war unter den Geflüchteten: „Sie kam mit ihrer neugeborenen Tochter in unsere Kinderstation in Adre. Das Baby war zu früh zur Welt gekommen und wog nur 800 Gramm.“

Viel zu wenig! Vor allem, wenn man bedenkt, dass 3500 Gramm eigentlich das Optimum darstellt, zumindest in Europa.

„Für ein Baby, das mit nur 800 Gramm zur Welt kommt, wäre der Start ins Leben auch in einem Land mit stabiler Gesundheitsversorgung wie in Österreich kein ganz so leichter“, weiß Leyser: „Und in einem Land wie dem Tschad sind die Herausforderungen enorm.“

Das Helfer-Team vor Ort hab sein Bestes, um die kleine Kämpferin zu unterstützten. Denn um so ein kleines Baby am Leben zu erhalten, ist intensive Arbeit nötig: Vitalfunktionen müssen ständig überwacht, Zucker und Temperatur regelmäßig korrigiert werden, unzählige Dosen Antibiotika gegeben und die Ernährungssonde stetig überprüft werden usw. 

Namensvetter des Retters
Und das Wunder geschah: Das kleine Mädchen überlebte. „Aus Dankbarkeit hat die Mama ihr Kind nach dem behandelnden Arzt benannt“, erzählt Leyser: „Es heißt Mikaela, nach Michael Malley.“ Also jenem Kinderarzt von „Ärzte ohne Grenzen“, der sich die ganze Zeit um sie gekümmert hat - siehe auch Bild oben.

Es sind Geschichten wie jene, die den Helfern von „Ärzte ohne Grenzen“ Hoffnung schenken und sie weitermachen lassen: „Es sind kleine Hoffnungsschimmer - in dem Fall ist das klein sogar wortwörtlich gemeint - aber mit so großer Wirkung“, sagt die Geschäftsführerin.

Es fehlt am nötigsten
Und es sind nur Beispiele von den vielen Kinderschicksalen in der Region, keines der Kinder hat hier ein leichtes Leben. Es fehlen lebensnotwendige Dinge wie sauberes Wasser, ausreichend Nahrung und Malarianetze.

Die Helfer-Teams tun ihr Möglichstes, um den Menschen zu helfen: Sie behandeln so etwa jeden Tag Dutzende unterernährter Kinder im Kinderkrankenhaus von „Ärzte ohne Grenzen“ in Adré.

Infos und Spenden

  • Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ leitet medizinische und humanitäre Nothilfe in mehr als 75 Ländern weltweit - um dies unabhängig, unparteiisch und unbürokratisch tun zu können, finanziert sie sich fast ausschließlich über private Spenden.
  • Wenn auch Sie die Arbeit der Helfer unterstützen möchten: Hier finden Sie alle Möglichkeiten und weiterführende Infos.

Und jede Woche erhalten Hunderte von Müttern an von „Ärzte ohne Grenzen“ organisierten Verteilungsstellen therapeutische Nahrung für ihre weiteren unterernährten Familienmitglieder.

Nötig wäre aber weit mehr - danke, dass auch Sie helfen! 

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