Wenig Aufträge

Gemeinden geht Geld aus: Baubranche droht Kollaps

Burgenland
08.12.2023 11:00

Noch sind Firmen im Abarbeiten von Aufträgen, doch neue Projekte lassen auf sich warten. Denn in vielen Amtsstuben muss wegen der Teuerung bei Vorhaben in der Infrastruktur der Sparstift angesetzt werden. Maßnahmen sind gefordert.

„Normalerweise bekommen wir im Herbst und Winter die Aufträge für die kommende Frühjahrssaison. Jetzt herrscht aber absolute Flaute", bedauert ein Bauunternehmer aus dem Bezirk Neusiedl am See. In den vergangenen Wochen hatten seine Mitarbeiter noch alle Hände voll zu tun.

Geld fehlt
Das Konjunkturdilemma hinterlässt jedoch seine Spuren, die Auswirkungen sind folgenschwer. Sowohl den privaten Kunden als auch den Unternehmen fehlt das Geld. „Viele Häuslbauer müssen wegen extrem steigender Kosten und Zinsen ihre Erwartungen zurückschrauben. Nicht anders verhält es sich bei Firmen, betriebliche Investitionen verzögern sich“, erklärt ein Kenner der Bauwirtschaft.

Wegen steigender Kosten und Zinsen haben es Häuslbauer schwer. (Bild: Wenzel Markus)
Wegen steigender Kosten und Zinsen haben es Häuslbauer schwer.

Große Unsicherheit
Die Verunsicherung ist ebenso in den Amtsstuben zu spüren. „Bei vielen Gesprächen in den vergangenen Wochen mit Bürgermeisterkollegen lautete der Tenor, dass aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation viele Projekte zeitlich nach hinten verlegt werden. Doch genau jetzt wäre es ganz wichtig, Investitionen vorzuziehen, um Jobs zu retten“, sagt Thomas Hoffmann, Ortschef von Schattendorf und SPÖ-Bezirksvorsitzender.

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Die kritische Lage erfordert ein Konjunkturpaket, um negative Folgen einer Rezession abzufedern.

Thomas Hoffmann, SPÖ-Vorsitzender Bezirk Mattersburg

Arbeitsplätze erhalten
Tatsächlich könnten Gemeinden eine bedeutende Rolle spielen und mit gezielten Finanzierungen - trotz schlechter Kreditkonditionen und hoher Baustoffpreise - die regionale Wirtschaft ankurbeln. „Der Erhalt von Arbeitsplätzen würde ebenso zur Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Situation beitragen“, merkt Hoffmann an.

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil hat dem drohenden Konjunkturkollaps schon vorgegriffen und - obwohl es nicht in seinen Zuständigkeitsbereich fällt - einen Sonderfördertopf eingerichtet, der mit 26 Millionen Euro gefüllt ist.

Konjunkturpaket mit mehreren Punkten
Angesichts der Gefahr einer desaströsen Rezession sieht Hoffmann den Bund gefordert, ein umfassendes Konjunkturpaket zu schnüren. Seine Schwerpunkte:

  • Erleichterungen für Gemeinden bei Investitionen in die Infrastruktur: „Die Bundesregierung könnte Förderungen bereitstellen, um Anreize zu schaffen und den Prozess zu vereinfachen.“
  • Förderung nachhaltiger Investitionen: Das Konjunkturpaket soll Anreize schaffen, um den Öko-Wandel der Wirtschaft voranzutreiben. „Das sichert langfristig Jobs und trägt maßgeblich zum Umweltschutz bei.“
  • Weiters sollten Maßnahmen ergriffen werden, um die Binnennachfrage zu steigern. “Das könnte durch Steuererleichterungen für Verbraucher oder eine gezielte Unterstützung der einkommensschwachen Haushalte geschehen."
  • Mehr Geld sollte für Bildung und Forschung sowie zukunftsträchtige Branchen wie den gesamten Digitalisierungssektor in die Hand genommen werden.

In einem Punkt sind sich sehr viele Unternehmer einig: Die Wirtschaft braucht dringend starke positive Signale. 

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