Er ist zweifellos einer der größten Dichter des 20. Jahrhunderts: Anlässlich des 50. Todesjahr von W. H. Auden besuchten die Botschafterinnen der Vereinigten Staaten, Victoria Kennedy, und die Vertreterin von King Charles in Wien, Lindsay Skoll, auf Einladung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner seinen langjährigen Wohnort in Kirchstetten (NÖ).
„Poet and man of letters“ ist auf dem schlichten, aber umso berührenderen Kreuz von Wystan Hugh Auden zu lesen. Der „Poet und Mann der Buchstaben“ hat hier in Kirchstetten (NÖ) in einem Ehrengrab seine letzte Ruhestätte gefunden. 15 Jahre lang war der kleine Ort Kristallisationspunkt der Weltliteratur gewesen - und er ist es immer noch. Der anglo-amerikanische Dichter hatte sich 1957 in jenem Waldrandhaus niedergelassen, das er mit dem Geld eines Literaturpreises erwarb. Sommer für Sommer - bis zu seinem Tod - weilte Auden im idyllischen Domizil. Seine Schreibstube im Obergeschoß, die er mit seinem Mann Chester Kallman teilte, ist noch so erhalten, als würde Auden jeden Moment zur Tür hereinkommen und sich an die Schreibmaschine setzen. In dieser ist einer der letzten Verse eingespannt
Genau in diesem Arbeitszimmer weckten die Botschafterinnen der Vereinigten Staaten, Victoria Kennedy, und die Vertreterin von King Charles in Wien, Lindsay Skoll, auf Einladung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner berührende Erinnerungen.
Auden war vor 50 Jahren nach einer Dichterlesung im Wiener Hotel Altenburger mit 66 einem Herzinfarkt erlegen. Auf seinen Wunsch wurde er am 4. Oktober in Kirchstetten beigesetzt. Berührende Geste von Her Excellency Skoll - sie legte still trauernd am Grab einen Kranz nieder.
Mit „Lennie“ im Auden-Haus: Erinnerungen von „Krone“-Kulturexperte Dr. Karlheinz Roschitz
In den Sechzigern war Kirchstetten für uns Junge eine Pilgerstätte. Wenn Wystan Hugh Auden, der englische Poet und Poetikprofessor in Oxford, Dramatiker, Übersetzer und Librettist für Komponisten wie Leonard Bernstein, Igor Strawinski, Hans Werner Henze, nach den Wintermonaten in den USA in sein Haus zurückkehrte. Im Gar- ten hörten wir ihm stundenlang zu, diskutierten über seine Opernfiguren oder Mozart, den Spanischen Bürgerkrieg, die Arbeit des Dichters. Und waren fasziniert, wenn er aus seinem Leben mit dem Dichter Christopher Isherwood im Berlin der Weimarer Republik, über seine Ehe mit Thomas Manns Tochter Erika oder seinen Partner Chester Kallman erzählte.
Bernstein, der nach Audens Riesengedicht „Age of Anxiety“ (Zeitalter der Angst) seine 2. Symphonie komponiert hatte, dirigierte damals häufig in Wien. „Lennie“ wollte unbedingt das Haus seines verstorbenen Freundes besuchen. Fast scheu betrat er das Arbeitszimmer, wo nichts verändert worden war, studierte die Bibliothek, fand eine Vinylplatte seiner Symphonie „Age of Anxiety“ von 1950 und platzierte sie auf dem Uraltplattenspieler. Mit einem Glas Whisky legte er sich auf Audens Diwan. Und schlief ein. Wieder in Wien, erzählte er über Auden und vor allem, wie er mitgeholfen hatte, Auden-Manuskripte in New York aus einer Mülltonne zu retten, weil der Hauskeeper während Audens Europa-Aufenthalt das „Gerümpel“ entsorgen wollte.
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