Zwei mm pro Jahr

Forscher: Venedig sinkt schneller als erwartet

Wissenschaft
24.03.2012 08:00
Venedig versinkt immer schneller im Wasser. Yehuda Bock, Experte des Ozeanografischen Instituts der Universität von San Diego in Kalifornien, hat jetzt errechnet, dass der Untergrund um zwei Millimeter pro Jahr sinkt. Sollte die Lagunenstadt weiterhin mit diesem Tempo sinken, dann könnte - zusammen mit dem steigenden Meeresspiegel - der Wasserstand in Venedig schon in 20 Jahren acht Zentimeter höher sein als jetzt.

Das Phänomen betreffe nicht nur die Stadt, sondern die komplette Lagune mit ihren 120 Inseln, stellte Bock fest. Ihr nördlicher Teil sinke um rund zwei bis drei Millimeter im Jahr, der südliche Teil um etwa drei bis vier Millimeter. Die Resultate der Studie sollen am 28. März in "Geochemistry, Geophysics, Geosystems", dem Magazin der American Geophysical Union, veröffentlicht werden, berichtete die Tageszeitung "Corriere della Sera" in ihrer Online-Ausgabe am Donnerstag.

Boden senkt sich, Meeresspiegel steigt
Gründe für die alarmierende Entwicklung sind nach Erkenntnis des Experten der Rückgang des Untergrundwassers und der steigende Meeresspiegel. Der Verlust der unterirdischen Wasserreservoirs bringe mit sich, dass sich der Boden senke, auf dem Venedig gebaut ist, sagte der Forscher. Gleichzeitig steigt der Meeresspiegel infolge der globalen Erwärmung.

Das als geniales Mittel gegen den steigenden Meeresspiegel gepriesene Schleusensystem MO.S.E., an dem seit einigen Jahren gearbeitet wird, dürfte nicht genügen, um die weltberühmte Stadt zu retten, meinen einige Forscher in Italien. Das sogenannte MO.S.E.-Projekt mit 78 riesigen mobilen Deich-Modulen, die den Eingang der Lagune von Venedig bei drohendem Hochwasser versperren sollen, ist seit Jahren umstritten. Umweltaktivisten behaupten, es sei für das Ökosystem äußerst bedrohlich.

Künftig noch häufiger Hochwasser?
Laut den Umweltschützern wird es aufgrund der weltweiten Klimaveränderung künftig in Venedig weit häufiger Hochwasser geben, als es die Ingenieure des MO.S.E.-Projekts bei der Planung einkalkuliert haben. In Hochwassermonaten wäre die Stadt somit fast ständig vom Frischwasser abgeschnitten und könnte sich schnell in eine stinkende Kloake verwandeln. Das Schleusensystem sollte bis Ende 2013 gebaut werden.

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