Ziel war Österreich

Schlepper-Krieg eskaliert: 3 Migranten erschossen

Österreich
30.10.2023 06:00

Die illegale Migration an EU-Grenzen zeigt ihr blutiges Gesicht. Rivalisierende Schleuserbanden schrecken auch vor Toten nicht zurück. Drei Männer, die Richtung Österreich wollten, starben in Serbien.

„Es ist wie im Krieg!“ Erschüttert reagierten Bewohner des serbischen Dorfes Horgoš an der Grenze zu Ungarn, als im Wald Schüsse fielen. Schlepper, bewaffnet mit Kalaschnikows AK-47, und Migranten sind aneinandergeraten. Das wilde Feuergefecht war überall zu hören. In einem verlassenen Gebäude eines Bauern, in dem Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Europa kurz einquartiert werden, ist ein Streit eskaliert, heißt es.

Drei Migranten erschossen
Laut Insiderangaben sollen afghanische Schlepper drei Migranten, die Richtung Österreich wollten, erschossen haben, weil sie den Anordnungen der Mafia nicht gefolgt sind. „Afghanen und Syrer haben in den rivalisierenden Schleuserbanden längst die Organisation übernommen und ziehen die Fäden“, berichten Beamte. „Frühere Migranten sind jetzt Schlepper. Bei den Toten von Horgoš könnte es sich auch um Schleuser handeln“, geben Kenner der Lage zu bedenken.

Der tödliche Zwischenfall schlägt hohe Wellen. Im ungarischen TV wird nicht mit Kritik an der serbischen Polizei gespart, die „nicht in der Lage ist, etwas gegen die Schlepper-Mafia zu unternehmen“. Serbiens Antwort auf die Rüge: Soldaten sollen künftig den Grenzzaun zu Ungarn bewachen.

Neue „Doppelzangen“-Technik der Schlepper
Vor Skrupellosigkeit und Brutalität der Schleuserbanden ist Österreich nicht gefeit. Die Mafia wendet, wie berichtet, als neuen Trick die „Doppelzange“ an - bei illegalen Touren von Ungarn ins Burgenland durchbrechen jetzt Schlepper mit voll besetzten Kastenwagen fast zeitgleich an zwei Übergängen die Grenze. Einen Transport jagt und stoppt die Polizei, der andere kommt durch. Wie sehr die Mafia an dieser Methode festhält, können ihre Komplizen selbst bestätigen. „,Gib Vollgas und rase über die Grenze!‘ Das wurde mir von meinem Schlepperboss bei einem Anruf am Handy befohlen. Wehe, ich hätte mich nicht daran gehalten“, schildert ein 36-jähriger Schleuser aus dem Irak.

Am Steuer eines weißen Kastenwagens war er mit 35 Flüchtlingen, die er an der serbisch-ungarischen Grenze aufgenommen hatte, sechs Stunden quer durch Ungarn unterwegs. Wie vom „Boss“ angeordnet, durchbrach er in Deutschkreutz die Grenze nach Österreich. Verfolgungsjagd, Festnahme! Das löst große Sorge bei vielen Bewohnern in grenznahen Gemeinden im Burgenland aus. „Schlepper rasen mit 100 km/h durch unseren Ort. Wie lange wollen wir noch zuwarten, bis etwas Schlimmes passiert?“, heißt es.

„Migrationsdruck weiterhin sehr hoch“
Die Hauptroute der Richtung Zentraleuropa operierenden Schlepperorganisationen verläuft nach wie vor über Serbien und Ungarn. „Der Migrationsdruck auf der Balkanroute ist trotz rückläufiger Aufgriffszahlen in Österreich weiterhin sehr hoch. Dies ist der Nährboden, auf dem die Schleppernetzwerke operieren“, müssen die heimischen Behörden eingestehen. Und Zehntausende Menschen außerhalb Europas warten noch auf ihre Flucht.

„Kollege wurde kaltblütig getötet“
Weil sich ein Migrant auf der Odyssee zu uns nicht mit 46 anderen in einen Kastenwagen pferchen lassen wollte, musste er sterben. Die „Krone“ veröffentlichte das dramatische Protokoll von Anas T. bereits vor einiger Zeit. Damals wie heute sind die Geschichten ähnlich verstörend: Nach seiner Flucht aus Syrien wurde der Familienvater 2021 in die Nähe der ungarisch-serbischen Grenze gebracht.

Dort spielten sich schockierende Szenen ab, als die Schlepper die Flüchtlinge frühmorgens per Schlauchboot über die Donau bringen wollten: „Ein stattlicher Marokkaner verweigerte zuerst das Boot, aber noch mehr regte ihn auf, dass er danach mit Dutzenden in einen Kastenwagen gepfercht werden sollte“, schildert T. Die Schlepper schlugen den Nordafrikaner zu Boden, zogen eine Waffe und erschossen ihn. Der Tote wurde wie Müll liegen gelassen, und die Flucht ging weiter - bis der Wagen kurz vor der Steiermark einen Reifenplatzer hatte und Anas T. gerettet wurde.

Christian Schulter
Christian Schulter
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