Foren-Knigge

Framing: Die Präsentation bestimmt die Wahrnehmung

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07.10.2023 12:04

Wir setzen unsere Foren-Knigge-Reihe mit einem wichtigen Thema fort - dem „Framing“ oder auch „Framing-Effekt“. Der Begriff kommt aus dem Englischen und bedeutet „Einrahmen“ oder „Einbetten“. Informationen sind immer in eine Art Rahmen eingebettet, was grundsätzlich nichts Negatives ist. In einer Zeit der wahren Informationsflut ist es sogar notwendig, zu selektieren und zu kontextualisieren, um diese verarbeiten zu können. Problematisch wird es allerdings, wenn ganz bewusst bestimmte Aspekte eines Themas hervorgehoben werden, während man andere unter den Tisch fallen lässt, um so ein bestimmtes Bild zu erzeugen.

Der Rahmen einer Botschaft
Wie wir Informationen wahrnehmen, hängt unter anderem stark davon ab, auf welche Art und Weise sie uns präsentiert werden. Sie stehen damit in einem Bezugsrahmen oder Deutungsrahmen, der sich je nach gewünschter Ausrichtung verschieben kann. So können unterschiedliche Formulierung desselben Sachverhalts beeinflussen, wie wir diesen empfinden und was wir darüber denken.

Dieses Beispiel für den Framing-Effekt ist uns allen bekannt: Ein halb mit Wasser gefülltes Glas kann man als halb voll oder halb leer beschreiben, oder anders gesagt, ein positives oder negatives Bild dazu erzeugen. Und hier zeigt sich auch gut die Problematik: Es geht um dasselbe Glas mit demselben Inhalt, aber es entstehen dennoch unterschiedliche Bilder in unseren Köpfen.

Verwendungsweisen von Framing

  • In der Werbung:

    Die Werbung weiß schon lange um das Potential von Framing. Nicht umsonst zeigt man in Werbespots für Fleischprodukte gern Kühe auf der Weide, für Joghurt sonnengereifte Früchte oder für Urlaube verlassene Strände bei Sonnenuntergang, auch wenn das mit den tatsächlich beworbenen Produkten nicht viel zu tun haben muss. Denn damit erzeugt man positive Assoziationen und beeinflusst die Kaufentscheidung.
  • In der Politik:

    Weitaus weniger harmlos ist Framing, wenn es um Politik geht. Auch hier werden gezielt bestimmte Begriffe verwendet, je nachdem, welche Botschaft man durch sie aussenden möchte, um die Rezipient:innen in eine bestimmte Richtung zu lenken.

    Man kann etwa über die Ankunft einer großen Anzahl von Flüchtlingen von einer Flüchtlingswelle oder einem Flüchtlingsansturm sprechen: Durch diese Formulierungen hat man sofort das Bild einer über uns hereinbrechenden Naturgewalt im Kopf, die nicht zu stoppen und eine gefährliche Bedrohung ist. Auf der anderen Seite stellt die Bezeichnung Schutzsuchende einen positiven Rahmen dar, der ebenfalls ein gewisses Bild in unseren Gedanken erzeugt.
  • In den Medien:

    Auch hier wird Framing gern eingesetzt, oft in Form immer wiederkehrender Schlagworte, die sich als Meinungsbilder in den Köpfen der Menschen verfestigen. Je häufiger solche Formulierungen verwendet werden, desto präsenter sind sie und können somit umso leichter die Meinungen oder Entscheidungen des Publikums beeinflussen. Als Beispiel: Ob man die Aktionen der Klimakleber als notwendige Proteste oder als radikale Terrorakte bezeichnet, kann dafür entscheidend sein, wie man diese Bewegung im öffentlichen Diskurs betrachtet.

Wie sollte man mit Framing umgehen?

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Framing überall vorkommen und unsere Meinung beeinflussen kann. Besonders journalistische Darstellungen müssen aktuelle Ereignisse in einen bestimmten Rahmen stellen, um sie einzuordnen. Hier gilt es aber, Spielräume für beeinflussende oder einseitige Berichterstattung nicht zuzulassen, sondern objektiv zu bleiben. Man sollte sich bei jedem Text oder bei jedem Video überlegen: Warum wird jetzt genau diese Formulierung verwendet? Welche Absichten könnten dahinterstecken?

  • Als Medienschaffende:

    Bereitstellung verschiedener Bezugsrahmen: Betrachten Sie Themen aus verschiedenen Blickwinkeln, um zu vermeiden, einseitig und tendenziös zu berichten.

    Transparenz: Gehen Sie transparent mit dem Thema Framing um und versuchen Sie, Framing-Muster aufzubrechen, indem Sie diese kommunizieren.

  • Als Rezipient:in:

    Bewusstsein schaffen: Seien Sie sich darüber im Klaren, was Framing bedeutet und in welchen Bereichen es eingesetzt wird.

    Kritische Analyse: Versuchen Sie in Zukunft, vermehrt darauf zu achten, in welchen Kontexten Ihnen bestimmte Informationen geliefert werden. Hinterfragen Sie die Motive kritisch und konsultieren Sie verschiedene seriöse Quellen, um sich ein möglichst umfassendes Bild über einen Sachverhalt zu machen.

Allgemein gilt: Lassen Sie sich nicht blind von der Art und Weise beeinflussen, wie Informationen Ihnen präsentiert werden, sondern versuchen Sie, möglichst objektiv den Kern des Sachverhalts herauszufinden.

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